Der Raecher
Wagen und brachte den CIA-Beamten in die Zentrale von Oberst Morenos Geheimpolizei, die am Stadtrand in einem Ölpalmenhain lag.
Der fettleibige Oberst empfing den Besucher in seinem Büro mit einer Flasche Whisky.
»Mir ist das noch etwas zu früh, Oberst«, wehrte McBride ab.
»Unsinn, mein Freund, für einen Toast ist es nie zu früh. Kommen Sie... Trinken wir auf den Tod unserer Feinde.«
Sie tranken. Ein anständiger Kaffee wäre McBride um diese Zeit und bei dieser Hitze lieber gewesen.
»Was haben Sie für mich, Oberst?«
»Eine kleine Vorführung. Besser, ich zeige es Ihnen.«
An das Büro grenzte ein Konferenzraum, in dem man offensichtlich alles für Morenos schauerliche »Vorführung« vorbereitet hatte. Auf dem langen Tisch in der Mitte lag nur ein einziges Exponat, über das ein weißes Tuch gebreitet war. An den Wänden standen vier weitere Tische mit einer Sammlung unterschiedlicher Objekte. Oberst Moreno trat zuerst an einen der kleineren Tische.
»Wie bereits gesagt, raste unser Freund, Mr. Watson, in der ersten Panik die Hauptstraße entlang, bog dann in einen Seitenweg
ab und versuchte zu entkommen, indem er mitten durch den Dschungel fuhr. Wenn ich es Ihnen sage! Natürlich setzte er den Offroader in einen Graben und blieb dort stecken. Der Wagen steht jetzt draußen auf dem Hof. Und hier haben wir einen Teil der Sachen, die er zurückgelassen hat.«
Auf Tisch eins lagen unter anderem strapazierfähige Kleider, Stiefel zum Wechseln, Trinkbecher aus Metall, ein Moskitonetz, Imprägniermittel, Tabletten zur Wasseraufbereitung.
Auf Tisch zwei sah McBride ein Zelt, Heringe, eine Leuchte, einen Wasserbehälter aus Segeltuch mit Dreibein, diverse Toilettenartikel.
»Nichts, was man auf einen normalen Campingausflug mitnimmt«, bemerkte er.
»Ganz recht, mein Freund. Anscheinend wollte er sich eine Zeit lang im Dschungel verstecken, wahrscheinlich, um an der Straße nach El Punto seiner Zielperson aufzulauern. Doch die Zielperson benutzt die Straße so gut wie nie, und wenn, dann in einem gepanzerten Wagen. Der Killer war nicht besonders auf Draht. Trotzdem, er hat auch das hier zurückgelassen. Vielleicht war es ihm zu schwer.«
Der Oberst zog das Tuch weg, das Tisch drei bedeckte. Darunter kam eine Remington 3006 zum Vorschein, mit einem großen Rhino-Zielfernrohr und einer Schachtel Patronen. Ein in amerikanischen Waffenläden erhältliches Jagdgewehr, mit dem man einem Menschen problemlos den Kopf wegpusten konnte.
»Und dann«, erklärte der dicke Mann, der es genoss, den anderen mit seinen Entdeckungen auf die Folter zu spannen, »lässt Ihr Mann den Wagen und achtzig Prozent seiner Ausrüstung zurück. Er macht sich zu Fuß auf den Weg, wahrscheinlich will er zum Fluss. Aber er ist kein Dschungelkämpfer. Woher ich das weiß? Er besitzt keinen Kompass. Nach dreihundert Metern hat er sich verirrt, geht nach Süden, noch tiefer in den Dschungel hinein, statt nach Westen zum Fluss. Dort, wo wir ihn fanden, lag das überall verstreut.«
Auf dem letzten Tisch stand ein leerer Wasserbehälter, daneben lagen ein Buschhut, eine Machete, eine Taschenlampe. Außerdem Kampfstiefel mit harter Sohle, Fetzen von einer Tarnhose und einem Hemd, ein Ledergürtel mit Messingschnalle und Kampfmesser, dessen Scheide noch am Gürtel hing.
»Mehr hatte er nicht bei sich, als Sie ihn fanden?«
»Mehr hatte er nicht bei sich, als er starb. In seiner Panik hat er alles zurückgelassen, was er hätte mitnehmen sollen. Sein Gewehr. Damit hätte er sich verteidigen können.«
»Dann haben Ihre Männer ihn also gestellt und erschossen?«
Oberst Moreno hob abwehrend die Hände und setzte eine Unschuldsmiene auf.
»Ihn erschossen? Wir? Einen unbewaffneten Mann? Wo denken Sie hin, wir wollten ihn lebend. Nein, nein. Er war schon um Mitternacht tot. Wer den Dschungel nicht kennt, sollte sich nicht hineinwagen. Schon gar nicht ohne die nötige Ausrüstung, bei Nacht und in Panik. Das kann nicht gut gehen. Sehen Sie.«
Mit selbstverliebter Theatralik zog er das Tuch von dem Tisch in der Mitte. Das Skelett war in einem Leichensack aus dem Dschungel hergebracht worden. Die Füße steckten noch in den Stiefeln, Stofffetzen hingen an den Knochen. Ein eigens bestellter Krankenhausarzt hatte die Knochen wieder richtig zusammengefügt.
Der Tote, vielmehr das, was noch von ihm übrig war, war bis auf das letzte Stück Haut, Fleisch und Knochenmark abgenagt worden.
»Hier ist des Rätsels Lösung«, erklärte der
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