Der Raecher
warteten.
Am Kontrollpunkt San Martin wurde strenger kontrolliert, und die zwölf umherwuselnden Grenzbeamten wirkten irgendwie angespannt. Eine gestreift lackierte Stange lag auf zwei unlängst aufgestellten, mit Beton beschwerten Ölfässern und versperrte die Straße.
In einem Schuppen am Straßenrand kontrollierte ein Beamter, dessen Gesicht durchs Fenster zu sehen war, alle Ausweispapiere. Die Surinamesen, die sich hier befanden, um Verwandte zu besuchen oder landwirtschaftliche Produkte zu kaufen, die sie in Parbo wieder losschlagen wollten, dürften sich verwundert nach dem Grund gefragt haben, doch in der Dritten Welt ist man es gewohnt, sich in Geduld zu fassen und im Ungewissen gelassen zu werden. Wieder saßen sie und warteten. Es dämmerte schon fast, als der Cherokee endlich vor die Schranke rollte. Ein Soldat schnalzte mit den Fingern, und der Amerikaner reichte den verlangten Pass durchs Fenster.
Der Fahrer des Offroaders wirkte nervös. Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er mied jeden Blickkontakt und sah geradeaus. Nur hin und wieder schielte er verstohlen durchs Fenster des Schuppens. Bei einem dieser Blicke bemerkte er, wie der Grenzbeamte heftig zusammenzuckte und zum Telefon griff. In diesem Augenblick geriet der Reisende mit dem Spitzbart in Panik.
Der Motor heulte auf, die Kupplung rastete ein, und der schwere schwarze Geländewagen machte einen Satz, riss mit dem Außenspiegel einen Soldaten um, schleuderte die gestreifte Stange in die Luft, umkurvte in wilden Schlenkern die Laster vor ihm und jagte in die anbrechende Nacht davon.
Hinter dem Cherokee brach ein Chaos aus. Die durch die Luft fliegende Stange hatte den Armeeoffizier im Gesicht getroffen. Der Grenzbeamte kam brüllend aus dem Schuppen und wedelte mit einem amerikanischen Pass auf den Namen Professor Medvers Watson.
Zwei Schergen von Oberst Morenos Geheimpolizei, die hinter dem Grenzer im Schuppen gestanden hatten, stürzten mit gezückten Pistolen ins Freie. Einer lief zurück und telefonierte aufgeregt mit der sechzig Kilometer entfernten Hauptstadt.
Auf Befehl des Offiziers, der sich die gebrochene Nase hielt, sprang ein Dutzend Soldaten auf einen olivgrauen Laster und nahm die Verfolgung auf. Die Geheimpolizisten rannten zu ihrem blauen Landrover und taten das Gleiche. Doch der Cherokee war bereits um die beiden Kurven herum und verschwunden.
Kevin McBride saß in Langley an seinem Schreibtisch und sah das Lämpchen des Telefons blinken, das ihn mit Oberst Morenos Büro in San Martin City verband.
Er nahm den Hörer ab, lauschte aufmerksam, machte sich Notizen, stellte ein paar Fragen und schrieb weiter. Anschließend suchte er Paul Devereaux auf.
»Sie haben ihn«, sagte er.
»Festgenommen?«
»Fast. Meine Vermutung war richtig. Er wollte von Surinam
aus über den Fluss einreisen. Wahrscheinlich ist ihm das plötzliche Interesse an seinem Pass aufgefallen, oder die Grenzbeamten haben zu viel Wind gemacht. Wie auch immer, jedenfalls hat er die Schranke durchbrochen und ist auf und davon. Oberst Moreno sagt, dass er nicht weit kommen wird. Dschungel auf beiden Seiten, Patrouillen auf der Straße. Bis zum Morgen haben sie ihn, meint er.«
»Armer Teufel«, sagte Devereaux. »Er wäre besser zu Hause geblieben.«
Oberst Moreno war zu optimistisch. Es dauerte zwei Tage. Den entscheidenden Hinweis lieferte ein Bauer, der drei Kilometer abseits der Straße im Dschungel lebte, an einem Weg, der rechts von der Straße abbog.
Er sagte, er habe am Vorabend ein Fahrzeug mit dröhnendem Motor an seinem Gehöft vorbeifahren hören, und seine Frau habe einen großen und fast neuen Geländewagen auf dem Weg gesehen.
Natürlich hatte er angenommen, es handle sich um ein Fahrzeug der Regierung, denn kein Bauer oder Fallensteller konnte sich einen solchen Wagen leisten. Erst als er in der folgenden Nacht nicht zurückkam, machte er sich auf den Weg zur Hauptstraße. Dort war er auf eine Streife gestoßen und hatte seine Beobachtung gemeldet.
Die Soldaten fanden den Cherokee anderthalb Kilometer hinter dem kleinen Gehöft. Er war bei dem Versuch, tiefer in den Dschungel einzudringen, in einen Graben geraten und mit fünfundvierzig Grad Neigung liegen geblieben. Aus der Stadt musste ein Kranlaster angefordert werden, der den Wagen aus dem Loch zog, herumdrehte und auf die Straße stellte.
Oberst Moreno erschien persönlich. Er betrachtete den aufgewühlten Boden, die umgeknickten jungen Bäume und die zerfetzten
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