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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Türen des Landcruisers nur aus Haftfolie bestand, die sich ziemlich leicht abziehen ließ.
    Als wir abfuhren, deutete nichts darauf hin, was hier geschehen war, nur die hellroten Spritzer im Gras, das Blut der Kinder, und ein paar glänzende Patronenhülsen aus Messing waren zu sehen. Noch am selben Abend teilte Zoran Zilić das Geld auf. Er gab jedem Mann hundert Dollar. Ich lehnte sie ab, doch er bestand darauf, dass ich wenigstens einen Schein nahm, damit ich ›einer von den Jungs‹ blieb.
    Am Abend in der Bar versuchte ich, den Schein loszuwerden, aber er bemerkte es und geriet darüber in Wut. Tags darauf sagte ich zu ihm, dass ich nach Belgrad zurückkehren würde. Er drohte mir, mich zu finden, zu verstümmeln und dann zu töten, wenn ich auch nur ein Wort darüber verlor, was ich gesehen hatte.
    Mir ist schon seit langem bewusst, dass ich kein tapferer Mann bin, und aus Angst vor ihm habe ich all die Jahre geschwiegen, auch als im Sommer 1995 der Engländer kam und Fragen stellte. Doch jetzt habe ich meinen Frieden gefunden und bin bereit, vor jedem Gericht in Holland oder Amerika auszusagen, solange mir Gott, der Allmächtige, die Kraft gibt, am Leben zu bleiben.
    In seinem Namen schwöre ich, dass alles, was ich ausgesagt habe, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist.
    Belgrad-Senjak, den 7. April 2001.
    Gezeichnet
    Milan Rajak.«
     
    Noch am selben Abend schickte der Spürhund eine ausführliche Nachricht an Steve Edmond in Windsor, Ontario, und die Anweisungen, die zurückkamen, waren eindeutig:
    »Scheuen Sie keine Mittel und Wege, tun Sie, was getan werden muss. Finden Sie meinen Enkel oder was von ihm übrig ist, und bringen Sie ihn heim nach Georgetown, USA.«

13
    Die Grube
    S eit der Unterzeichnung des Abkommens von Dayton im November 1995 herrschte Frieden in Bosnien, doch nach mehr als fünf Jahren waren die Wunden des Krieges noch längst nicht verheilt und seine Spuren überall sichtbar.
    Die Teilrepublik war niemals reich gewesen. Sie besaß weder eine Küste wie Dalmatien, die Touristen lockte, noch nennenswerte Bodenschätze und lebte hauptsächlich von der Landwirtschaft, die zwischen den Bergen und Wäldern mit einfacher Technik betrieben wurde.
    Es würde Jahre dauern, bis sich das Land von den wirtschaftlichen Schäden erholt hatte, doch weitaus schlimmer waren die sozialen Folgen. Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass Serben, Kroaten und Bosniaken sich jemals wieder dazu bereit finden würden, Seite an Seite zusammenzuleben, nicht einmal in bewaffneten und wehrhaften Ortschaften, die kilometerweit auseinander lagen.
    Die Vertreter der internationalen Organisationen schwangen die üblichen Reden, sprachen von Wiedervereinigung und der Wiederherstellung gegenseitigen Vertrauens und rechtfertigten damit den von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch, den Scherbenhaufen zu kitten, statt der Notwendigkeit einer Teilung ins Auge zu sehen.
    Die Aufgabe, die zerrüttete Republik zu regieren, fiel dem Hohen Beauftragten der Vereinten Nationen zu, einer Art Statthalter mit nahezu unumschränkten Vollmachten, dem die Soldaten der UNPROFOR zur Seite standen. Von all den undankbaren
Pflichten, die jenen zufielen, die keine Zeit hatten, sich auf der politischen Bühne zu profilieren, aber tatsächlich etwas bewirkten, hatte die ICMP, die Internationale Kommission für vermisste Personen, die undankbarste.
    Der Brite Gordon Bacon, ein ehemaliger Polizist, leitete sie ohne viel Aufhebens und mit eindrucksvoller Effizienz. Die ICMP hatte mehrere Aufgaben zu bewältigen. Zum einen musste sie die vielen tausend Verwandten der »Vermissten« befragen und ihre Aussagen aufnehmen, zum anderen Hunderte von Massengräbern aufspüren und die Opfer der vielen kleineren Massaker nach 1992 exhumieren. Ihre dritte Aufgabe bestand darin, die Aussagen mit Funden abzugleichen, Schädel und Knochen wieder zusammenzufügen und den Verwandten zu übergeben, damit sie die sterblichen Überreste ihrem Glauben entsprechend bestatten konnten.
    Ohne DNA-Analyse wäre eine Identifizierung völlig unmöglich gewesen. Dank der neuen Technologie konnte man die Identität des Toten zweifelsfrei nachweisen, in dem man einen Knochenteil mit einer Blutprobe des Verwandten verglich. Im Jahr 2000 befand sich das am schnellsten und effizientesten arbeitende DNA-Labor nicht etwa in der Hauptstadt eines wohlhabenden westlichen Staates, sondern in Sarajevo, wo es Gordon Bacon mit bescheidenen Mitteln eingerichtet hatte

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