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Der Raecher

Titel: Der Raecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einem englischen Rasen gesessen und um die jungen Männer aus ihren Ländern geweint hatten, die niemals heimkehren würden. Aber die Freundschaft hatte überdauert.
    Beide wussten, dass der andere für ihn alles in seiner Macht Stehende tun würde, wenn er ihn darum bat. Der Kanadier schickte sich an, seinen Freund genau darum zu bitten.
    Ein besonderer Zug an Franklin Delano Roosevelt war, dass er, obwohl überzeugter Demokrat, Talente nutzte, wo immer er sie fand. Kurz nach Pearl Harbor bestellte er einen konservativen Republikaner, den er zufällig bei einem Footballspiel kennen gelernt hatte, zu sich und bat ihn, das Office of Strategic Services aufzubauen.
    Dieser Mann war General William »Wild Bill« Donovan, der Sohn irischer Einwanderer, der im Ersten Weltkrieg an der Westfront das 69. Kampfregiment befehligt und danach, als studierter Jurist, unter Herbert Hoover das Amt des stellvertretenden Justizministers bekleidet hatte, ehe er lange Jahre als Rechtsanwalt an der Wall Street arbeitete. Doch nicht seine Kompetenz als Jurist war gefragt, sondern seine schiere Angriffslust. Roosevelt brauchte einen Kämpfertyp wie ihn, um den ersten Auslandsgeheimdienst
und die ersten Spezialkräfte der USA aufzubauen.
    Ohne langes Zögern scharte der alte Haudegen eine Gruppe von brillanten jungen Männern mit guten Beziehungen als Helfer um sich. Zu ihnen zählten Arthur Schlesinger, David Bruce und Henry Hyde, die später alle ein hohes Amt innehaben sollten.
    Zu der Zeit studierte der aus gutem Haus stammende und in Manhattan und Long Island aufgewachsene Peter Lucas noch in Princeton, doch am Tag des Überfalls auf Pearl Harbor beschloss er, ebenfalls in den Krieg zu ziehen. Aber sein Vater verbot es ihm.
    Im Februar 1942 setzte sich der junge Mann über das väterliche Verbot hinweg und verließ das College, da ihm die Lust am Studieren vergangen war. Er sah sich nach einer Betätigung um, die ihm wirklich Spaß machte, liebäugelte mit dem Gedanken, Kampfpilot zu werden, und nahm sogar private Flugstunden, bis er feststellte, dass er das Fliegen nicht vertrug.
    Im Juni 1942 wurde das OSS ins Leben gerufen. Peter Lucas bewarb sich sofort und wurde angenommen. Er sah sich schon des Nachts mit geschwärztem Gesicht weit hinter den deutschen Linien mit dem Fallschirm abspringen, doch stattdessen ging er auf viele Cocktailpartys. General Donovan wollte aus ihm einen erstklassigen und tüchtigen Adjutanten mit geschliffenen Manieren machen.
    Aus nächster Nähe verfolgte er die Vorbereitungen für die Landungen auf Sizilien und in Salerno, an denen OSS-Agenten maßgeblich beteiligt waren, und bat darum, eingesetzt zu werden. Er wurde vertröstet und kam sich vor wie ein Junge, den man in einen Süßwarenladen mitnahm, aber unter einen Glassturz stellte. Er konnte alles sehen, aber nichts anfassen.
    Schließlich ging er zum General und stellte ihm ein Ultimatum. »Entweder ich kämpfe unter Ihrem Befehl, oder ich quittiere den Dienst und melde mich zu den Luftlandetruppen.«

    »Wild Bill« Donovan ließ sich von niemandem das Messer auf die Brust setzen, aber vielleicht erinnerte ihn der junge Mann daran, wie er selbst vor fünfundzwanzig Jahren gewesen war. »Tun Sie beides«, entgegnete er, »in umgekehrter Reihenfolge.«
    Donovans Protektion öffnete ihm alle Türen. Peter Lucas streifte die verhasste Zivilkleidung ab und ging nach Fort Benning, wo er innerhalb von neunzig Tagen ein Wunder vollbrachte und nach einem Schnelldurchlauf zum Leutnant der Luftlandetruppen aufstieg.
    Er verpasste die Landung in der Normandie, da er am D-Day noch auf die Fallschirmspringerschule ging. Nach bestandener Prüfung meldete er sich wieder bei General Donovan. »Sie haben es versprochen.«
    Peter Lucas bekam seinen Einsatz. In einer kalten Herbstnacht sprang er mit geschwärztem Gesicht hinter den deutschen Linien in den Bergen Norditaliens ab. Dort stieß er auf italienische Partisanen, die an die kommunistische Sache glaubten, und auf britische Spezialkräfte, die, so locker, wie sie sich gaben, anscheinend an gar nichts glaubten.
    Innerhalb von zwei Wochen begriff er, dass die »lockere« Tour nur Schau war. Die Jedburgh-Gruppe, der er sich anschloss, hatte einige der erfahrensten Killer des Krieges in ihren Reihen.
    Er überlebte den strengen Winter 1944 in den Bergen und blieb bis kurz vor Kriegsende von jeder Verwundung verschont. Im März 1945 stieß er mit fünf Kameraden auf eine Gruppe von SS-Leuten, Nachzügler, die sie

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