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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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öffentliche Einrichtung, und niemand dürfte dort bevorzugt werden. Aber darum geht es doch gar nicht!“ Der Schuldirektor nahm wieder einen Zug aus seinem tiefschwarzen Zigarillo. „Was hier zur Beurteilung ansteht, ist doch allein das skandalöse Verhalten des Schülers Kubatz in der Eisdiele. Nur weil er sich im Schwimmbad benachteiligt fühlt, klaut er einem unbescholtenen Bürger die Schuhe und wirft sie in den Briefkasten am Hauptpostamt. Ich gebe gerne zu, das Ganze ist nicht ohne Komik. Trotzdem ist es eine bodenlose Flegelei.“
    Oberstudiendirektor Senftleben setzte sich in seinen Sessel hinter den Schreibtisch. Er schlug die Beine übereinander, paffte an seinem langen schwarzen Zigarillo und blickte zu Karlchen Kubatz hinüber. „Ja, so ist das“, sagte er nachdenklich. „Ohrfeigen kommen selten allein. Meistens kommt noch was hinterher.“ Und dann fragte er in die Richtung zum Fenster hinüber: „Wo waren wir stehengeblieben?“
    Dort saß die Sekretärin, Fräulein Kowalski. Sie blätterte jetzt auf die letzte Seite in ihrem Stenogrammblock zurück und las vor: „Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen ...“
    „Gut!“ Der Oberstudiendirektor tat jetzt so, als sei er mit Fräulein Kowalski ganz allein in seinem Büro. Er zog an seinem Zigarillo. Absatz“, sagte er, und dann diktierte er weiter. „Ich fasse also zusammen und stelle fest, daß dem Schüler Kubatz folgende Delikte vorgeworfen werden müssen. Erstens, Diebstahl der Schuhe des Herrn Salvatore Ambrosi. Zweitens, Zechprellerei in der Eisdiele des Herrn Rinaldi (ein gemischtes Eis im Werte von drei Mark und zwanzig). Drittens, zweckentfremdeter Gebrauch einer staatlichen Einrichtung (Briefkasten) und schließlich unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht. Punkt. Neuer Absatz. Sehr geehrter Herr Kubatz, es ist mir gelungen“.. “
    Von dieser Stelle ab wußten die Glorreichen Sieben, daß dieser Brief an Karlchens Vater gerichtet war.
    „…Herrn Ambrosi von einer Anzeige bei der Polizei abzuhalten. Ich habe ihm aber versprechen müssen, daß der Täter von der Schuldirektion mit aller Strenge bestraft wird.“
    „Paß auf, Fettwanst, dafür bezahlst du uns noch!“ dachte Paul Nachtigall. Er biß sich in die Unterlippe. Die übrigen Glorreichen Sieben legten insgeheim einen ähnlichen Schwur ab.
    „Über diese Strafe“, diktierte Oberstudiendirektor Senftleben inzwischen weiter, „möchte ich mich gerne mit Ihnen als dem Erziehungsberechtigten persönlich unterhalten. Mit freundlichem Gruß, Ihr und so weiter - nun, Sie wissen ja Bescheid. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Brief noch tippen würden, bevor Sie Mittag machen.“
    „Sehr wohl, Herr Direktor“, sagte Fräulein Kowalski, nahm ihren Stenoblock und verschwand im Vorzimmer.
    „Was habt ihr eigentlich gegen Señor Ambrosi?“ fragte Oberstudiendirektor Senftleben, nachdem Fräulein Kowalski die Tür hinter sich zugemacht hatte. „Könnt ihr ihn nicht leiden, nur weil er Südamerikaner ist oder sonstwo herkommt?“
    Die Glorreichen Sieben waren perplex. „Daran“, sagte Emil Langhans nach einer Weile, „also daran habe ich noch gar nicht gedacht.“
    „Er benimmt sich schlecht“, stellte jetzt Paul Nachtigall fest. „Und nur das ist es, was wir ihm vorwerfen. Ob er Südamerikaner ist oder Chinese, das ist uns ganz egal. Wenn Sie von Bademeister Pohmann verlangt hätten, daß er uns an die Luft setzt, nur weil... Sie erwachsen sind und das Bad für sich allein haben wollen, wären wir auf Sie genauso sauer gewesen.“ Paul Nachtigall lächelte jetzt. „Das ist natürlich nur ein Beispiel, Herr Direktor.“
    „Ich wäre sehr enttäuscht, wenn das anders wäre“, meinte Oberstudiendirektor Senftleben. „Das hätte nämlich bedeutet, daß unsere ganze Erziehung für die Katz war.“
    Er nahm seinen Zigarillo wieder in den Mund und pustete eine kleine weiße Rauchwolke in die Luft. Er guckte dabei einem Jungen nach dem anderen ins Gesicht. „Lassen wir das“, sagte er dann. „Im übrigen ist es ehrenwert, daß ihr eurem Mitschüler beistehen wollt. Aber leider ist in der Sache der Wurm drin.“
    „Ein Wurm namens Salvatore Ambrosi“, murmelte Paul Nachtigall.
    Anstatt zu antworten, schaute der Schuldirektor durchs Fenster. Er konnte nicht allzuviel sehen. Die Kastanienbäume mit ihren Blüten verdeckten den Blick in den Schulhof.
    „Ich würde vielleicht ganz gerne ein Auge zudrücken“, ließ er nach einer Weile verlauten. Man hörte vom

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