Der raetselhafte Kunstraub
Rangierbahnhof herüber einen Zug. „Aber das geht nicht. Und das wißt ihr ganz genau. Leider ist ein Gymnasium kein Rummelplatz, auf dem man tun und lassen kann, wozu man gerade lustig ist.“
Karlchen Kubatz blickte ziemlich niedergeschlagen zu einem Flecken Sonnenschein auf dem Fußboden am Fenster. Er war nur so groß wie ein Fünfmarkstück.
Kubatz jr. bedankt sich für etwas, das er gar nicht bekommt
Hauptschriftleiter Kubatz raste mit seinem roten Flitzer mal wieder durch die Stadt, als ginge es um den ersten Preis in Monte Carlo.
In der Höhe der Apotheke am Karlsplatz trat er auf die Bremse. Er hatte seinen Sohn entdeckt, der sich gerade von Hans Pigge verabschiedet hatte und jetzt weitertraben wollte.
„Komm, steig ein!“ rief Herr Kubatz über die Straße hinüber.
Karlchen kam angespurtet und kletterte in den Wagen. Das dauerte eine Weile, da Nepomuk wieder auf dem Vordersitz hockte. Die Tür war noch halb offen, da drückte der Hauptschriftleiter schon wieder aufs Gaspedal. Ausgerechnet heute, wo ich mir Kalbsrouladen zum Mittagessen gewünscht habe, muß ich mich fast um eine Stunde verspäten“, klagte Herr Kubatz. Dann nahm er seine Pfeife aus dem Mund und fragte hinter sich: Aber wieso bist du eigentlich noch unterwegs?“ Glücklicherweise bellte in diesem Augenblick der Setter Nepomuk. Man überholte nämlich gerade die schwarzweiß gefleckte Dogge von Friseurmeister Treutlein.
Und dann war man auch schon zu Hause. „Ich hatte noch auf der Redaktion zu tun“, entschuldigte sich der Hauptschriftleiter. Er gab seiner Frau wieder einmal einen Kuß auf die Nase. „Nepomuk bekommt übrigens wirklich zwei Weisheitszähne.“
„Und deine Rouladen kannst du dir jetzt an den Hut stecken“, meinte Frau Kubatz vergnügt. „Sie müßten inzwischen so zäh sein wie ein Paar alte Schuhe.“
Karlchen zuckte begreiflicherweise zusammen, als seine Mutter ihre Rouladen ausgerechnet mit einem Paar Schuhe verglich. Der Brief des Schuldirektors brannte in seiner linken Brusttasche wie ein mittleres Lagerfeuer.
„Wenn unsere Messer scharf genug sind, ist das alles kein Problem“, sagte Herr Kubatz. Maria hatte inzwischen das Mittagessen auf den Tisch gestellt.
„In Zukunft komme ich immer zu spät“, lachte der Hauptschriftleiter eine Weile später. „So gut hat es noch nie geschmeckt, Frau Kubatz.“ Natürlich mußte Herr Kubatz von der Sitzung im Rathaus berichten. Er tat es ziemlich ausführlich.
„Diese Tausendjahrfeier wird ein richtig dolles Ding“, meinte er abschließend.
„Wenn das stimmt“, schmunzelte Frau Kubatz, „dann ist leider ein neues Abendkleid fällig. Mein altes ist völlig aus der Mode, und außerdem ist es in der Stadt schon bekannt wie ein bunter Hund. Beim Sängerfest an Ostern hat mich Frau Karfunkel von der Fleischerei schon sehr mitleidig gefragt, ob es denn mit deiner Zeitung bergab ginge.“
„Ich verstehe“, versicherte Herr Kubatz und verzichtete auf den Nachtisch.
„Ist dir mein Abendkleid auf den Magen geschlagen?“
Aber nein, Frau Kubatz. Ich will nur gleich mit dem Sparen anfangen.“
Jetzt stand auch Karlchen auf.
„Was ist, willst du auch keinen Nachtisch?“ fragte Frau Kubatz erstaunt. „Hast du die Masern?“
„Mir ist’s im Magen nicht ganz so“, stotterte Karlchen.
„Du hast ja noch keinen Pieps gesagt heute. Das fällt mir jetzt erst auf.“
„Entschuldige.“ Karlchen stand schnell auf, drehte sich um und trabte dann hinter seinem Vater her.
Der Hauptschriftleiter der Bad Rittershuder Nachrichten war in die Bibliothek spaziert und stopfte sich gerade eine Pfeife, als sein Sohn durch die Schiebetür kam
„Hast du einen Augenblick Zeit?“ fragte Karlchen leise.
Herr Kubatz pfiff durch die Zähne. Er ahnte etwas.
„Was ist los, Zeugnisse gibt’s doch erst im Herbst?“
„Leider gibt es aber heute schon einen Brief’, versuchte Karlchen zu witzeln. Doch das gelang ihm nicht so ganz. Seine Stimme rutschte aus, und seine Ohren wurden rot wie nach einem Hundertmeterlauf. Er holte den Brief aus seiner Tasche und gab ihn seinem Vater. „Mit freundlichen Grüßen von Herrn Oberstudiendirektor Senftleben“, sagte er dabei.
Herr Kubatz beguckte sich den Brief zuerst von seiner Vorderseite und dann von seiner Rückseite.
„Vermutlich habe ich da eine Wasserstoffbombe in der Hand?“
„Etwas Ähnliches“, gab Karlchen zu.
„Aber daß ihr dabei noch selbst den Postboten spielen müßt.“ Herr Kubatz fing an, den
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