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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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eine geraume Zeit. Einig war man sich nur beim Kunst-Wettbewerb. Da fand keiner ein Haar in der Suppe. Aber das lag natürlich daran, daß der Schokoladenfabrikant Hugendubel die Preise gestiftet hatte und die Sache deshalb nichts kostete.
    Auch im Prinz-Ludwig-Gymnasium wanderten die Bad Rittershuder Nachrichten von Klassenzimmer zu Klassenzimmer. Besonders die Glorreichen Sieben nahmen jedes Wort des Berichts unter die Lupe. In der großen Pause trafen sie sich wie üblich bei den abgestellten Fahrrädern, und Emil Langhans mußte den Kubatzschen Artikel Wort für Wort vorlesen. Emil war in der Theatergruppe der Schule und hatte beim Abschlußfest im vergangenen Jahr eine Hauptrolle gespielt. Wenn man sich seinen Stimmbruch wegdachte, las er so gut vor wie ein Sprecher von der Abendschau im Fernsehen.
    Die Glorreichen Sieben waren übrigens nicht vollständig. Einer fehlte.
    Studienrat Wagenmann, der in der 8b Biologie gab, hatte Manuel Kohl gebeten, während der großen Pause ins Lehrerzimmer zu kommen. Das passierte nicht zum erstenmal. Manuel mußte dann immer auf einem Tisch, der in der Ecke neben der Wasserleitung stand, aus einem Berg von Grünzeug ganz bestimmte Gräser, Farne und Blumen heraussortieren. Es war natürlich ein ganz besonderer Vertrauensbeweis, wenn sich ein Schüler im Lehrerzimmer aufhalten durfte. Aber Manuel hatte als Sohn einer Gärtnerei bei Dr. Wagenmann ohnehin einen Stein im Brett, und außerdem nahm er ihm ja eine Arbeit ab, die ziemlich langweilig war.
    Im Schulhof bei den abgestellten Fahrrädern hatte Emil Langhans inzwischen das Vorlesen des Zeitungsartikels beendet. „Soweit die Bad Rittershuder Nachrichten“, sagte er abschließend. Er fing jetzt damit an, seine Brille zu putzen. „Übrigens hat dein Alter das prima geschrieben“, meinte er noch. Dabei nickte er freundlich zu Karlchen Kubatz hinüber.
    „Ja, manchmal ist er nicht zu schlagen“, antwortete Karlchen und lächelte geschmeichelt.
    Paul Nachtigall war schon eine ganze Weile in seine Gedanken versunken. Jetzt murmelte er plötzlich wie aus heiterem Himmel: „In diesem Kunst-Wettbewerb ist ein Hund begraben.“
    „Wieso?“ fragte Hans Pigge. „Das ist mir zu hoch.“
    „Paßt auf, ich erklär’ es euch“, begann Paul Nachtigall.
    Zur gleichen Zeit schlug im Lehrerzimmer Studienrat Wagenmann ein hartes Ei gegen die Tischplatte. Herr Dr. Purzer schenkte sich aus seiner Thermosflasche eine Tasse Kaffee ein, und Physiklehrer Utzerath löffelte an einem Joghurt herum.
    „Es tut sich was“, verkündete Studienrat Fink. Er las in den Bad Rittershuder Nachrichten und blätterte gerade um auf Seite drei. Zwischendurch biß er in einen Apfel.
    Anfänglich hatten sich die Herren nur so unterhalten, als wäre irgendwo im Lehrerzimmer ein Mikrofon versteckt. Immerhin war ein Schüler anwesend. Aber inzwischen hatten sie den Jungen, der da in der Ecke neben der Wasserleitung an seinem Grünzeug herumsortierte, ganz vergessen.
    „Dieser Schokoladenfritze geht ja ganz schön ran an die Buletten. Zehntausend Märker, nicht schlecht, Herr Specht!“ lachte Physiklehrer Utzerath. Er war mit seinem Joghurt gerade fertig und holte sich jetzt eine Zigarette heraus. „Das ist doch genau das, was Ihr Kunstverein braucht. Denn in der letzten Zeit war das ein ziemlich müder Laden. Sie entschuldigen die Offenheit, werter Kollege!“
    ,“ Ich gebe zu“, entgegnete Studienrat Dr. Purzer, „unser Kunstverein hatte eine Aufmunterung dringend nötig. Dieser Wettbewerb wird ganz zweifellos wieder alle Kräfte der Künstler mobilisieren. Aber auch die Öffentlichkeit ist aufgerufen zu erneutem Interesse an den Dingen der schönen Künste. Ich bin diesem Herrn Hugendubel ohne Einschränkung ehrlich dankbar, und wir alle sollten es sein.“ Er nippte an seiner Tasse mit Kaffee und blickte dabei zu Herrn Utzerath hinüber.
    „Eine ganz andere Frage, Herr Kollege“, meldete sich jetzt Studienrat Wagenmann zu Wort. Er hatte sich inzwischen auch eine Zigarette angesteckt. „Wer hat denn Ihrer Meinung nach die besten Aussichten auf den Preis? Zehntausend sind ja kein Pappenstiel.“
    „Diese zehntausend Mark sollen ja aufgeteilt werden. Das heißt, daß es einen ersten, einen zweiten und einen dritten Preis geben wird.“ Studienrat Dr. Purzer schraubte seine Thermosflasche wieder zu. „Ich werde allerdings vorschlagen, daß der Sieger tatsächlich den Löwenanteil bekommt. Denn je höher der erste Preis dotiert ist, umso reizvoller

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