Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
Minuten später ging es schon weiter.
    „Hiermit eröffne ich die Tausendjahrfeier der Stadt Rittershude“, sagte das kleine Mädchen namens Monika noch einmal, und dann knallten wieder die zwölf Böllerschüsse, und der ganze Rathaussaal applaudierte. Alle Anwesenden bewiesen, daß sie perfekte Schauspieler waren.
    Der erste Bürgermeister ließ jetzt seine linke Hand durch die Luft sausen , und Polizeimeister Kalender zog kräftig an der roten Kordel.
    Jetzt waren alle drei Fernsehkameras auf den großen Vorhang aus weißem Nessel gerichtet, der wie am vergangenen Sonntag in zwei Wellen auf den Boden fiel. Das städtische Kammerorchester spielte dazu einen dreifachen Tusch.
    „Und das sehen nun heute abend zwanzig oder vielleicht sogar dreißig Millionen Menschen“, bemerkte der erste Bürgermeister nicht ohne Stolz.
    „Dafür kann man seine Rede auch zweimal halten“, lächelte der Herr vom Kultusministerium.
    Die Fernsehleute filmten jetzt die Kunstwerke, die bisher hinter dem Vorhang versteckt gewesen waren.
    Als der dritte Tusch des Kammerorchesters ausklang, applaudierte der ganze Saal und rief „Bravo!“ Genauso wie man auch am vergangenen Sonntag applaudiert und „Bravo!“ gerufen hatte.
    „Kameras aus“, befahl eine Stimme.
    Eicht aus!“ rief eine andere.
    Nacheinander wurden die Scheinwerfer abgeschaltet, und die Operateure rollten ihre Apparate wieder zur Seite.
    „Besten Dank, meine sehr verehrten Damen und Herren“, lächelte Herr Aschenbach. „Wir bauen jetzt unsere Kameras um und sind nachher beim Festzug wieder dabei.“
    In diesem Augenblick brüllte Fritz Treutlein von der Galerie herunter: „Die Nummer 5 ist geklaut!“ Er hatte die Hände in die Luft geworfen und einen knallroten Kopf.
    „Bei dir piept’s wohl?“ schimpfte Paul Nachtigall. Er zog Fritz Treutlein zurück, und Emil Langhans hielt ihm die Hand über den Mund.
    Aber dann brach auch schon der allgemeine Tumult los.
    Der weiße Sockel neben dem hohen Fenster mit den Rundbögen war tatsächlich leer. So leer, wie es nur geht. Die Bronzebüste mit dem Gesicht von Fräulein Corny Treutlein war verschwunden.
    Solange die Fernsehleute noch mit ihren Kameras zwischen den Podesten und Plastiken, zwischen den Gummibäumen und Stechpalmen hin und her gefahren waren, hatte es niemand bemerkt.
    Aber jetzt sah es jeder.
    Aber das ist doch“, stotterte der erste Bürgermeister.
    „Unglaublich“, stöhnte Studienrat Dr. Purzer und holte sein Taschentuch heraus.
    Frau Kalender war unter ihrem neuen orangefarbenen Filzhut vor Schreck erstarrt, und Schokoladenfabrikant Hugendubel bemerkte zu seiner Frau: Ein Ding wie aus einem Tollhaus.“
    Oliver Nachtigall war ganz einfach sprachlos. Aber er war pfiffig genug, die Situation auszunutzen. Er legte seinen rechten Arm ganz eng um Corny Treutlein und zog sie nahe zu sich heran.
    Im großen Sitzungssaal des Rathauses ging es jetzt zu wie in einem Bienenstock, bevor die Königin ausfliegt.
    Polizeimeister Kalender sagte zu seinen Beamten nur ein einziges Wort: „Umstellen!“
    „Was, bitte?“ fragte Reviervorsteher Nielsen. „Das ganze Rathaus? Dafür sind wir zu wenig.“
    „Unsinn“, zischte der Polizeimeister. „Hi er das letzte Drittel im Saal, wo die Kunstwerke stehen. Alle Besucher zurückdrängen und nichts anfassen. Los geht’s!“
    Hauptschriftleiter Kubatz stürzte die Treppe hinunter und auf dem Rathausplatz in eine der beiden Telefonzellen. Er wählte die Nummer seiner Redaktion.
    „Geben Sie mir Herrn Hildesheimer, aber schnell!“
    „Hier Hildesheimer.“
    „Hier Kubatz“, meldete sich der Hauptschriftleiter. „Lassen Sie alles für ein Extrablatt vorbereiten. Ich diktiere Ihnen jetzt den Text. Haben Sie was zum Schreiben?“
    „Ich erinnere an unsere Unterredung von heute morgen“, antwortete Redakteur Hildesheimer. „Wie soll ich jetzt wissen, ob tatsächlich Hauptschriftleiter Kubatz am Apparat ist? Vielleicht habe ich’s wieder nur mit dem Herrn Sohn zu tun?“
    „Sie haben wohl eine weiche Birne“, zischte Hauptschriftleiter Kubatz genervt in den Telefonhörer.
    „Danke, Sie können diktieren“, bemerkte Herr Hildesheimer. „Ich bin jetzt doch sicher, daß Sie am Rohr sind, Herr Hauptschriftleiter.“
    „Flegelei!“ entfuhr es Herrn Kubatz.
    „Gehört das schon zum Text?“ fragte Redakteur Hildesheimer höflich.
    Der Hauptschriftleiter holte tief Luft, und dann sagte er die Schlagzeile: „Frecher Diebstahl im Rathaus.“
    „Aha, vermißt

Weitere Kostenlose Bücher