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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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der erste Bürgermeister seine Brieftasche?“
    „Lassen Sie den Unsinn, Hildesheimer“, knurrte Herr Kubatz. „Ich diktiere jetzt den Text.“
    Natürlich hätte sich Hauptschriftleiter Kubatz auch einfach in sein knallrotes Auto werden können. Bestimmt wäre das Diktat in der Radaktion bequemer gewesen, und vielleicht hätte er sogar noch Zeit gespart. Aber ein Extrablatt war für die Bad Rittershuder Nachrichten eine Sensation. Und bei Sensationen kann man nicht einfach das tun, was man immer tut.
    „Und so ist dieser unverständliche Diebstahl ein Schatten, der auf unsere festlich gestimmte Stadt fällt.“ Hauptschriftleiter Kubatz war mit seinem Text am Ende.
    Ein dicker Hund“, bemerkte Redakteur Hildesheimer. „Wieviel Exemplare?“
    „Zehntausend“, antwortete Herr Kubatz. „Geht sofort in die Maschine“, versprach Herr Hildesheimer. Aber dann fragte er noch: „Haben Sie bei Ihrem Jungen schon rausgekriegt, warum er unbedingt diesen Artikel in der Zeitung haben wollte? Ich frage nur, weil es da auch wieder um die Fünf ging.“
    „Ich habe meinen Herrn Sohn leider noch nicht sprechen können“, bedauerte Herr Kubatz. Aber ich schnappe ihn mir so bald als möglich.“
    Während der Hauptschriftleiter noch telefonierte, war Polizeimeister Kalender im Rathaussaal bereits dabei, die ersten Spuren zu sichern.
    Er hatte die Pressefotografen, die ja glücklicherweise anwesend waren, sofort darum gebeten, den Tatort von allen Seiten aufzunehmen. Dabei gab er genaue Anweisungen darüber, wie er sich die Bilder vorstellte, und hielt den Herren auch eigenhändig das Blitzlicht in die jeweils gewünschte Richtung. Anschließend ließ er sich die belichteten Filme geben. Der Saal war immer noch voll von Menschen. Man schaute neugierig zu oder unterhielt sich.
    „Jedenfalls sehr unangenehm“, meinte Zigarrenhändler Bemmelmann.
    „Das ist meine Meinung auch“, stimmte Salvatore Ambrosi zu. „Ich nicht kann verstehen ...“ Der Eisdielenbesitzer, der neben ihm stand, nickte nur.
    „Ja, völlig unverständlich“, bemerkte Rechtsanwalt Dr. Semmelroth. „Die juristischen Folgen sind noch gar nicht abzusehen.“
    Die Glorreichen Sieben hatten sich inzwischen zusammen mit Ulli Buchholz und den übrigen Jungen bis zur Absperrung durch den Saal gedrängt. Seitdem Fritz Treutlein so laut gerufen hatte, daß die Büste mit der Nummer fünf geklaut sei, hatten sie kaum mehr ein
    Wort gesprochen. Sie hatten nur alles haarscharf beobachtet und die Ohren gespitzt.
    Jetzt machte sich der erste Bürgermeister bemerkbar.
    „Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger“, sagte er. „Der Vorfall ist natürlich sehr zu bedauern, aber im Augenblick nicht zu ändern. Die Untersuchung liegt bei unserem Polizeimeister Kalender jedenfalls in besten Händen. Wir können hier also nichts mehr helfen. Andererseits erwarten wir bereits in einer Stunde unseren Festzug auf dem Rathausplatz, und da wollen wir doch alle dabeisein.“ Er lächelte und deutete mit seinem ausgestreckten Arm in Richtung Ausgang. Dann setzte er sich mit den Herren seiner Begleitung in Bewegung. Das war jetzt auch für alle anderen das Zeichen zum Aufbruch.
    „Weitergehen“, flüsterte Paul Nachtigall. „Wir treffen uns hinter der Shell-Tankstelle. Aber einzeln kommen und nicht anmarschieren wie ein Gesangverein.“
    Polizeimeister Kalender untersuchte inzwischen den leeren Sockel, auf dem die Büste von Corny Treutlein gestanden hatte, nach Fingerspuren.

Der Dieb wird eingekreist

    Hinter der Shell-Tankstelle in der Herderstraße gab es eine alte Lagerhalle, die leer stand. Man hatte vor Monaten angefangen, sie abzureißen, aber dann wieder damit aufgehört. Vielleicht hatte man sie einfach vergessen.
    Jedenfalls eignete sie sich vorzüglich als Versammlungsort.
    Die Jungen saßen auf alten Kisten oder Maschinen, die nur noch als Schrott zu verwerten waren. Auch die Kohlschen Zwillinge und ein paar andere Mädchen waren gekommen.
    „Am besten, wir rekonstruieren noch einmal genau, was passiert ist“, schlug Paul Nachtigall gerade vor. Er hatte den ausgestreckten Zeigefinger seiner linken Hand an der Nase. Also, der Vorhang fällt auf den Boden, und genau wie am vergangenen Sonntag werden die aufgebauten Bilder und Plastiken sichtbar. Mit dem Unterschied, daß heute das Fernsehen mit seinen Kameras dabei ist und daß ein halbes Dutzend Scheinwerfer brennt.“ Paul Nachtigall ging zwischen den Jungen und Mädchen hin und her wie ein Professor

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