Der raetselhafte Kunstraub
Vorderzahn, „vielleicht erinnern sich die Damen und Herren noch, daß ich im gleichen Haus wohne. Herr Ambrosi hat sein Atelier im Erdgeschoß, und wir wohnen im ersten Stock.“
„Das erleichtert die Sache natürlich“, sagte Paul Nachtigall.
„Jetzt, wo es spannend wird, muß ich los“, bemerkte der kleine Sputnik. Aber mein alter Herr hat einen Wagen von seiner Schokoladenfabrik im Festzug, und ich habe ihm versprochen, mitzufahren und Pralinen unter die Leute zu werfen.“ Er schwang sich auf sein Fahrrad. „Wann soll es denn passieren? Ich meine die Durchsuchung.“
„Noch heute nacht“, schlug Emil Langhans vor. „Morgen ist es vielleicht schon zu spät.“ Aber vergeßt mich dabei nicht“, bat Hugendubel junior und radelte los.
Vorne an der Shell-Tankstelle fuhr gerade ein Lastwagen mit Anhänger vor.
Ein Problem wird sein, wie wir ihn aus seiner Wohnung locken“, gab Karlchen Kubatz zu bedenken. „Falls er heute abend nicht von selbst aus dem Haus geht.“
Euch wird schon was einfallen“, meinten die Zwillinge zuversichtlich.
Es wäre nicht zum erstenmal“, sagte Emil Langhans und lächelte dabei.
„Ja, ich glaube, da könnt ihr ruhig schlafen“, nickte Paul Nachtigall.
„Irgendwie klappt es immer“, versicherte Karlchen Kubatz.
Damit war allen Mädchen und Jungen klar, daß die Glorreichen Sieben die Wohnungsdurchsuchung bei dem Südamerikaner selbst in die Hand nehmen wollten.
„Dann braucht ihr uns ja nicht mehr“, meinten die Zwillinge. „Wir wollten nämlich auch noch ganz gern zum Festzug.“
„Wir eigentlich auch“, meldeten sich ein paar Jungen aus der Maximilianschule.
„Wir sollten überhaupt alle hingehen“, schlug Ulli Buchholz vor. E s fällt vielleicht auf, wenn wir nicht dabei sind.“
Aber es wäre bestimmt nicht aufgefallen. Die Bürgersteige in den Straßen, durch die der Festzug kommen sollte, waren nämlich schon jetzt voll von Menschen. Beinahe alle Geschäfte, Büros und Betriebe hatten für zwei
Stunden geschlossen. Sonderzüge waren angerollt, und vor dem Rathaus parkten zwölf Touristenomnibusse.
Und jeder wußte inzwischen, daß man die Büste Nummer 5 über Nacht aus dem Rathaussaal gestohlen hatte. Die Extrablätter der Bad Rittershuder Nachrichten waren schon nach einer halben Stunde ausverkauft gewesen.
Gegenüber dem Hotel zum Kurfürsten“ war in der Hauptstraße eine Tribüne für die Ehrengäste aufgebaut. Links und rechts von ihr spielten abwechselnd die Kapellen der Feuerwehr und des Schützenvereins.
Polizeimeister Kalender hatte mit der Absperrung alle Hände voll zu tun. Er schwitzte schon wie ein Boxer in der zehnten Runde.
„Ich vermisse den großen orangegelben Hut, der mir heute morgen im Rathaussaal gleich aufgefallen ist“, bemerkte der erste Bürgermeister, als der Polizeimeister gerade wieder einmal mit einem seiner Beamten vorbeiflitzen wollte. „Wo ist Ihre Frau Gemahlin, Herr Kalender?“
„Sie fühlte sich leider nicht gut und ist zu Hause geblieben“, antwortete der Polizeimeister.
„Und gibt es schon etwas Neues vom Diebstahl?“ wollte Rechtsanwalt und Notar Dr. Semmelroth wissen.
„Ich verfolge eine Spur.“ Polizeimeister Kalender zwinkerte geheimnisvoll.
„Sehr interessant“, bemerkte Hauptschriftleiter Kubatz. „Darf man Näheres erfahren?“
„Ich könnte mir Zusammenhänge denken“, erklärte Herr Kalender, „Ich meine zwischen dem Diebstahl und den Personen, die nachts unsere Straßen verunreinigen.“ Er machte eine kleine Kopfbewegung zur Seite. Dort war dicht neben der Feuerwehrkapelle auf dem Pflaster noch deutlich eine blaue Fünf zu sehen. Man hatte versucht, sie abzuwaschen. Die Farbe hatte nicht mehr ihre volle Leuchtkraft.
„Sie vermuten also, daß es der gleiche Personenkreis gewesen sein könnte?“ fragte Rechtsanwalt Dr. Semmelroth.
„Über alles Weitere möchte ich im Augenblick schweigen“, antwortete der Polizeimeister. Aber ich habe für alle Fälle eine Wache im großen Sitzungssaal aufgestellt.“ Er wischte mit einem Taschentuch über sein Gesicht.
„Ich möchte für die Ergreifung des Täters oder die Wiederbeschaffung des Kunstwerks eine Belohnung von tausend Mark aussetzen“, ließ sich jetzt der Schokoladenfabrikant Hugendubel hören. „Vielleicht hilft uns das weiter.“
„Wenn Sie gestatten“, meinte Hauptschriftleiter Kubatz und drängelte sich dabei mehr zur Mitte, „bringe ich das morgen früh in meiner Zeitung.“
„Vielleicht tun Sie noch
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