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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ein übriges“, bat Rechtsanwalt Dr. Semmelroth, „und appellieren auch an die Einsicht des unbekannten Diebes. Bestimmt hat er inzwischen schon festgestellt, daß die geraubte Büste für ihn wertlos ist, und er bereut seine Tat. Fordern Sie ihn auf, das Kunstwerk wieder freiwillig zurückzugeben. Er kann es ja unerkannt bei der Gepäckaufbewahrung am Bahnhof in irgendeinem neutralen Karton deponieren und dann, ohne seinen Namen zu nennen, die Polizei anrufen. Jedenfalls würde ihm nichts passieren, falls er die Sache so oder so wieder in Ordnung bringt.“
    „Zivilisten“, dachte Polizeimeister Kalender verächtlich. Er verschwand und kümmerte sich weiter um seine Absperrung. „Die Herren bilden sich ein, das funktioniert wie bei einem Zigarettenautomaten“, dachte er weiter. „Man wirft oben die Belohnung hinein, und dann fallt unten der Dieb raus. Aber so einfach ist das nicht.“
    Jetzt tauchte am Ende der Straße die Spitze des Festzugs auf. Gleichzeitig waren von dort die Zuschauer zu hören und eine Musikkapelle.
    Als man dann von der Ehrentribüne aus genau erkennen konnte, daß der Zug von einer Abteilung des städtischen Turnvereins angeführt wurde, die große gelbblaue Fahnen schwenkte, hatte Polizeimeister Kalender einen Einfall.
    jawohl, das ist’s“, flüsterte er ganz leise. „Eine Falle. Man muß dem Halunken eine Falle stellen.“

Eine Wohnung wird durchsucht

    Das Haus war umstellt und beschattet, als wäre die englische Königin überraschend nach Bad Rittershude auf Besuch gekommen.
    Trotzdem war von den Glorreichen Sieben nicht das geringste zu sehen. Sie hatten sich in Hausfluren, hinter Plakatsäulen und zwischen parkenden Autos so geschickt versteckt wie perfekte Kriminalbeamte. Bis auf Manuel Kohl, der gelegentlich als harmloser Spaziergänger um die Ecke kam. In ziemlich gleichen Abständen wurde er immer wieder von den beiden Zwillingen abgelöst und von Ulli Buchholz, der sich zur Tarnung den braunen Langhaardackel seiner Mutter ausgeliehen hatte.
    „Hoffentlich haut er sich nicht zu früh ins Bett“, flüsterte Paul Nachtigall. Er kauerte neben Emil Langhans hinter einem Stapel von Ziegelsteinen. Von hier war die Rückseite des Hauses besonders gut zu beobachten. Und die Wohnung von Salvatore Ambrosi lag auf dieser Rückseite, und zwar im Erdgeschoß. Sämtliche Fenster waren beleuchtet. Gelegentlich sah man einen Schatten, der hin und her wanderte.
    Es sieht so aus, als seien es zwei Zimmer“, meinte Emil Langhans. „Ich glaube, er ist allein.“
    „Und er hat den Fernseher eingeschaltet“, stellte Paul Nachtigall fest. Man konnte jetzt nämlich deutlich die Musik der Tagesschau hören.
    Es mußte also zwanzig Uhr sein.
    „Wenn er pünktlich ist“, bemerkte Karlchen Kubatz leise, „müßte es gleich losgehen.“ Er hockte zusammengekauert wie ein Kaninchen hinter einer Betonmischmaschine.
    Und da war auch schon zu hören, wie jemand leise eine Melodie pfiff.
    Das war ein verabredetes Zeichen von dem Jungen mit dem fehlenden Vorderzahn, der ja ein Stockwerk über dem Südamerikaner wohnte. Er lehnte in einem offenen Fenster und tat so, als wollte er nichts als Luft schnappen und dabei ein wenig verträumt in die Nacht hinausblicken. In Wirklichkeit hatte er Fritz Treutlein entdeckt, der aus der Richtung der Schillerstraße auf das Haus zugelaufen kam.
    Wer nicht Bescheid wußte, hätte Fritz Treutlein allerdings nicht erkannt. Er hatte sich nämlich mit Hilfe seiner Schwester zum Mädchen verwandelt. Selbst die Strümpfe stimmten, die Schuhe und die Handtasche. Und unter dem Hut trug er natürlich eine Perücke aus der Damenabteilung des Friseursalons.
    Die unerfreulichen Erfahrungen von Karlchen Kubatz hatten gezeigt, daß Herr Ambrosi mit Vorsicht zu genießen war. Jedenfalls wollte Fritz Treutlein nicht wiedererkannt werden, falls irgend etwas schiefgehen sollte.
    Er rannte jetzt, als ginge es um sein Leben. Sein rosaroter Rock flog nur so.
    Der Junge mit dem fehlenden Vorderzahn verschwand vorläufig wieder von seinem Beobachtungsposten. Er flitzte in die Küche und hielt seinen Kopf über den Wasserabfluß im Spülbecken. Von dieser Stelle aus konnte man gelegentlich verstehen, was drunten gesprochen wurde. Im Augenblick war allerdings nur ganz undeutlich der Fernsehapparat zu hören.
    Fritz Treutlein stand inzwischen vor der Wohnungstür des Südamerikaners und läutete Sturm. Es dauerte eine ganze Weile, bis endlich Schritte zu hören waren, dann Husten und

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