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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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statteten ihm keinen weiteren Besuch mehr ab. Er diente ihnen viel besser als abschreckendes Beispiel. Manchmal sah er sie in Gegenwart neuer Insassen auf ihn zeigen.
    Sein Bart war grau und lang, bis auf die Stelle, wo die Flüssigkeit aus der Leiche eine gebleichte Spur in seinem Gesicht hinterlassen hatte. Seine Augen waren tiefgründig geworden, ohne weise zu sein. Er war dünn. Sein Gang hatte ein Federn, als bewegte er sich zu einer Musik, die nur er allein hören konnte.
    Er saß allein und las allein und behielt seine Gedanken für sich, und für den Rest seines Lebens war jeder einzelne Tag ein Kampf, sich nicht tot zu fühlen.

31
Eine Schere
für
Jenna
Dayton, Ohio, 2005
    Der Teufel fing gerade an, sich vor dem Fernseher noch mehr zu langweilen als normal, als Jenna Steele aus ihrem Krankenbett eine aufgezeichnete Ansprache hielt. Noch immer in beidarmigem Gips, voller Hämatome und mit Genickschiene nach ihrem Sprung in den Müllcontainer sah sie dennoch atemberaubend aus.
    »Johnny«, sagte sie in die Kamera. »Wenn du mich wieder zurücknimmst, verspreche ich dir eine Reihe von Dingen.«
    Eine kurze Pause entstand, und ganz leise war zu hören, wie sie jemandem hinter der Kamera zuzischte: »Halt die Liste hoch, du Trottel!«
    Die Liste, laut vorgelesen von Jenna, lautete folgendermaßen:
    »Ich verspreche dir, immer diesen magentafarbenen Lippenstift aufzutragen, den du so sehr magst an mir und den ich nie benutzt habe wegen der Allergie und so.
    Ich verspreche dir, Muscheln so lange zu probieren, bis ich sie mag, obwohl ich sie nicht ausstehen kann. Ich versuche es trotzdem.
    Ich verspreche dir, zu dieser Wahrsagerin zu gehen, die Untersuchungen über vorhergehende Leben anstellt, und mit ihrer Hilfe herauszufinden, wann wir früher in der Geschichte schon einmal ein Liebespaar waren, weil ich bei Gott schwöre, Johnny, dass wir eins waren. Ich kann es spüren.
    Ich verspreche dir, ich lasse dich einen Hund für uns kaufen, wenn wir zusammenziehen.«
    (»Wie wär’s, wenn du versprichst, mich nicht mehr niederzuschießen?«, brummte der Teufel. »Du selbstsüchtiges, durchgeknalltes Miststück.«)
    »Ich verspreche dir«, fuhr sie auf dem Fernsehschirm fort, »nicht mehr auf dich zu schießen, Johnny, ganz egal, was passiert.«
    Und dann sagte sie noch »Das hier ist für dich allein«, und irgendwie gelang es ihr trotz zwei eingegipster Arme, ihren Krankenhauskittel hochzuheben und ihre Brüste zu entblößen.
    Der Schnitt kam einen Sekundenbruchteil zu spät.
    Meine Güte, sie hat hübsche Möpse, dachte der Teufel. Er konnte nicht anders.
    ***
    Eine der Krankenschwestern weckte den Teufel, indem sie die Rollos hochschnellen ließ. Blendend grelles Tageslicht durchflutete das Zimmer. Der Teufel blinzelte und hob einen Arm, um seine Augen abzuschirmen.
    »Mann!«, schimpfte er.
    »Das ist Ihre eigene Schuld!«, flüsterte die Krankenschwester, schaltete den Fernseher ein und warf die Fernbedienung mitten zwischen seine Wunden.
    Auf dem Bildschirm lief ein Bericht, in dem zu sehen war, wie die Krankenschwester am Morgen in Jennas Zimmer kam und feststellte, dass der Megastar sich geschnitten hatte. Nicht tödlich, nicht mal wirklich schlimm – lediglich eine Reihe winziger paralleler Schnitte mit dem scharfkantigen Rand eines Einweg-Kaffeebechers.
    Jenna war ein Ritzer.
    »Wer hätte das gedacht?«, entfuhr es dem Teufel.
    Doch die Promi-News waren noch nicht vorbei.
    Als Nächstes erfuhren die Zuschauer, dass Tausende von Teenagern auf der ganzen Welt derzeit dabei waren, sich genau das gleiche Ritzmuster in die Arme zu schneiden, um ihre Solidarität mit Jenna zu zeigen und gegen John Scratch zu protestieren, weil er ihr nicht verzeihen wollte.
    Die Schwester, die dem Teufel das Mittagessen brachte, stellte das Tablett auf dem Serviertisch ab und schob die Manschetten ihres Kittels hoch, um ihm eine Reihe winziger Schnittverletzungen zu zeigen. Sie verheilten bereits, doch sie waren immer noch rot und vollgeschmiert mit antibakteriellem Gel.
    Der Teufel musste raus aus Dayton. Die Stadt machte die Leute verrückt.
    »Wir sind überall! «, flüsterte die Schwester ihm mit wütenden Blicken zu, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    ***
    Der Arzt war entsetzt, als er am Nachmittag zur Visite erschien und den Teufel dabei überraschte, wie er sich mit einem Plastikmesser aus der Cafeteria den Unterarm ritzte.
    Es war unangenehm schwierig mit Plastikbesteck, wie der Teufel herausgefunden hatte. Es

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