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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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und er sich fiebrig fühlte. Er lag still und war konfrontiert mit Strömen warmen Speichels und Schleims, die durch seine Kehle und in seine Luftröhre laufen wollten.
    Sein Verstand war ein grausamer Komplize der Folterknechte. Jedes Mal, wenn sie die Tür öffneten und ihn nach draußen an die frische, kühle Luft zogen, war es wie ein Traum, und er wachte in heißer, stickiger Luft und völliger Dunkelheit wieder auf.
    Dann, einmal, war es kein Traum. Sie zerrten ihn an den Füßen nach draußen, säuberten ihn mit unsanften Händen und ließen ihn etwas hinunterwürgen, das wie Haferschleim schmeckte. Bevor er seine Augen dazu bringen konnte, wieder klar zu sehen, und bevor sein Mund soweit war, Worte zu formen, schoben sie ihn wieder in die Lade zurück.
    Spielte es eine Rolle, ob es ein Traum war oder nicht? Die Grausamkeit raubte ihm den Atem. Er versuchte zu schreien, doch es kam nur ein dumpfes Rasseln hervor.
    Tage vergingen. Keine eingebildeten, halluzinierten Tage, sondern echte. Richtige, volle Tage. Er spürte es an sich selbst. Sein dehydrierter Körper produzierte keinen Urin mehr.
    Sie schienen ganz genau zu wissen, wie lange er ohne Wasser und Nahrung durchhalten konnte. Seine Tage wurden zu langen Tunnels voller Dunkelheit zwischen plötzlichen, unerwarteten Waschungen und Fütterungen.
    Regelmäßig dachten sie sich neue Schrecken aus.
    Eines Tages schoben sie einen Leichnam zu ihm herein, schoben ihn auf ihn wie einen Liebhaber, und schlossen die Luke. Das Gewicht machte ihm das Atmen beinahe unmöglich. Die Nase des Toten berührte in der Dunkelheit die seine.
    Von Neuem brachen Panik und Entsetzen aus.
    Er versuchte zu sterben.
    Versuchte, sich selbst zu Tode zu ängstigen, sich in ein Koma zu denken.
    Es ging nicht.
    Er versuchte den Verstand zu verlieren.
    Vielleicht gelang es ihm, in einen Zustand wundervollen Wahnsinns hinüberzugleiten, in ein imaginäres, persönliches Universum zu entkommen, wo er mitten auf einer Wildblumenwiese in einer Blockhütte lebte – doch in dem Moment, als die Vorstellung greifbarer zu werden anfing, zuckte der Tote auf ihm wild. Fish wusste – er hatte ähnliche Geschichten gehört – dass Tote alle möglichen merkwürdigen Dinge taten, während ihre Systeme erloschen. Sie konnten rülpsen oder flatulieren oder sich sogar aufrecht hinsetzen und die Augen aufreißen.
    Der Tote auf Fish zappelte und wand sich. Er grub das Kinn in Fishs Schulter.
    Er begann auszulaufen. Irgendetwas tropfte Fish ins Gesicht, und es brannte.
    Klarheit – wie ein Scheinwerfer im Regen.
    Fish sah das Gesicht von Harry Truman bei der Sägemühle und die Gesichter von tausend anderen großväterlichen Wirtschaftskriminellen in dem Gefängnis für Harvard-Absolventen. Er begriff, dass selbst diese korrupten, gierigen kleinen Mistkerle zehnmal mehr Manns waren als er selbst, weil sie entweder clever oder talentiert oder aggressiv genug waren. Dinge wie das hier, die Lade im Leichenschauhaus, stieß den Leuten zu, die ihnen Scherereien machten.
    Geld war wie geschaffen für diese Art von Leuten. Nicht für kleine Scheißhaufen wie ihn, die meinten, es wäre schick, reich zu sein. Kleine Scheißhaufen wie er, die nicht begriffen, wie real die reale Welt da draußen in Wirklichkeit war.
    Es war eine winzige, nutzlose Erkenntnis in seinem Bett aus Fäulnis und Horror.
    Was immer der Tote auf ihm vertropfte, es musste verdammt ätzend sein, denn es verbrannte Fishs Gesicht an den Stellen, auf die es rann und tropfte.
    Eines Tages gab es einen vernebelten Fleck aus Licht und momentaner Kühle, und der Tote wurde herausgezogen.
    Fish hörte jemanden würgen.
    Dann schoben sie ihn wieder zurück in die Dunkelheit.
    Manchmal lag er in der Stille da und hörte oder spürte etwas von der Welt da draußen. Eine gedämpfte Stimme, eine Vibration der Wände, wenn andere Laden geöffnet und wieder geschlossen wurden. Die Störungen kratzten an seinen Sinnen, und er schrie sie an, still zu sein und zu verschwinden!
    Als sie ihn schließlich wieder zurück in seine Zelle brachten, brauchte er fast eine Woche, bis ihm dämmerte, dass es real war. Er saß auf dem Boden, machte sich in die Hose, zupfte an seinem Bart und starrte ins Leere. Es dauerte eine Weile, bis er seine Traumwelt von der Wirklichkeit unterscheiden konnte.
    Als er zur Routine zurückkehrte, zur Cafeteria und dem Freigang auf dem Hof, war er nicht mehr derselbe wie früher. Wie auch? Truman und seine Bande in den Budapestern

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