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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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unseren Lohn?«
    »Klar«, sagte Memory. »Auf die eine oder andere Weise.«
    »Womit willst du sie denn bezahlen, nachdem das Studio uns gesagt hat, dass wir die Busse vorbeibringen und das restliche Benzingeld abliefern sollen?«, fragte Fish.
    Memory erwiderte nichts.
    Zachary schwieg ebenfalls. Er war zu sehr damit beschäftigt, über seine eigene Zukunft nachzudenken, falls die Band auseinanderging. Anstatt berühmt und einflussreich zu werden und vielleicht die Chance zu bekommen, die Welt zu verändern, konnte er allenfalls noch einen Job als Türsteher ergattern. Viele Apachen waren Türsteher, wegen ihrer Größe. Genau das, wovon er immer geträumt hatte. Ein glorreiches Leben voller Betrunkener, Blut und mieser Stimmung.
    Fish gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf. In ihm schwelte es. Alles hatte danach ausgesehen, als würden sie Berge von Geld verdienen, vielleicht schon nächstes Jahr. Das war nun schlagartig vorbei, und das machte ihn wütend. Er mochte Geld. Leute behandelten einen anders, wenn man welches hatte. Geld war ein Magnet, der Mädchen anzog. Und ein Magnet für noch mehr Geld.
    Memory blickte aus dem Fenster und dachte an all die Jahre, an die sie sich nicht erinnern konnte. Es war, als versuchte man über die Zeit vor der eigenen Geburt nachzudenken. Wenn man vor vielen Menschen sang, konnte jederzeit irgendjemand in der Menge sein, der sie wiedererkannte, der ihren richtigen Namen rief und ihr sagte, wer sie war. Aber das war nun vorbei.
    Und was war ein Mensch ohne Erinnerung? Er hatte nichts außer dem Jetzt, nur diesen kleinen Flecken Glatteis zwischen dem Gestern und dem Morgen.
    Der Schmerz wurde zu stark, als dass Memory ihn noch länger schweigend ertragen konnte.
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass alles einfach so vorbei ist«, sagte sie mit schwankender Stimme.
    Es wäre schwierig gewesen, drei Menschen zu finden, die sich schlimmer betrogen fühlten und denen mehr nach Heulen zumute gewesen wäre als Memory, Zachary und Fish. Denn sie vermissten Dan Paul und das, was er aus ihnen gemacht hatte. Nichts zerbricht das Herz schneller als die Berührung durch etwas Kostbares, Leuchtendes, Wunderbares, das einem vor der Nase weggenommen wird, bevor man die Chance hat, es festzuhalten.
    »Memory …«, begann Zach, verstummte dann aber und betrachtete stumm ihr Spiegelbild auf der Windschutzscheibe. Er wusste nicht, was er ihr Tröstendes sagen sollte. Es war still. Nur die Stoßdämpfer quietschten.
    Fish beugte sich vor, zog einen halb gerauchten Joint aus der Hemdentasche und steckte ihn an. Dann nahm er einen tiefen Zug und reichte ihn weiter an Zachary. Zachary paffte nur daran. »Wir sind nicht stoned genug für diese Unterhaltung«, sagte er und inhalierte. »Kommt, wir fahren zur Weggabelung.«
    »Du machst Witze«, sagte Memory und winkte ab, als Zachary ihr den Joint geben wollte. »Was willst du da? Was hast du vor?«
    »Jede Geschichte, die ich jemals über den Teufel gehört habe, fing mit einer Weggabelung an«, antwortete Zachary.
    »Und was willst du machen, wenn wir dort sind?«, fragte Fish. »Einen magischen Indianertanz oder so was, oder sprichst du eine Zauberformel?«
    »Ich glaube, man muss nur hinkommen. Den Teufel zu finden ist nicht schwer.«
    Memory warf die Hände hoch. Fish nahm einen weiteren Zug vom Joint. Zachary kaute auf der Lippe.
    »Wann?«, fragte Memory.
    Zachary zuckte die breiten Schultern.
    »Jetzt«, sagte er.
    Memory änderte ihre Meinung, was den Joint anging.
    ***
    Im Gegensatz zur Polizei ist der Teufel immer ganz in der Nähe, wenn man ihn braucht.
    Diesmal jedoch nicht.
    Diesmal war er im Urlaub.
    Er hatte ein gutes Jahr gehabt. Ein gutes Jahrzehnt. Er hatte seine Lieblingsnation unnachgiebig angetrieben, und die Kugel rollte.
    Sie steckten mitten in einem hässlichen Dschungelkrieg drüben in Vietnam. Krieg bedeutete neue Erfindungen und Geld. Außerdem gab es zu Hause ebenfalls einen Krieg – Menschen forderten Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.
    Sie waren auf dem Mond gewesen, gerade erst! Von nun an wusste jeder Mensch auf der Welt, dass es ein amerikanischer Mond war, wenn er zu ihm hochschaute.
    Außerdem war eine Art Revolution im Gange. Junge Menschen, die sich »Hippies« nannten und darauf bestanden, »sie selbst« zu sein.
    Ja, Amerika kochte. Die Menschen hier unten auf der Erde entwickelten sich. Und wenn Menschen erst imstande waren, alleine zu denken, und wenn sie zum Mond fliegen konnten – wozu brauchten sie

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