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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Eiscreme nicht zu Ende.
    Fish , dachte er. Du armes, dämliches Arschloch .
    Ihm war nach Weinen zumute, doch er weinte nicht. Stattdessen saß er da, müde und schlaflos, und sah sich Dauerwerbesendungen an. Er bestellte sich einen Eierschneider und einen Ring für den kleinen Finger.
    ***
    Fish, der Evangelist, war entrückt worden, lautete die Schlussfolgerung der Gemeinschaft der Televangelisten.
    Vorzeitig auserwählt und aufgefahren. Alle hatten es gesehen. Fish war live im Fernsehen in den Himmel aufgefahren.
    Amen.
    Zachary hatte die Sendung nicht live gesehen, lediglich eine Aufzeichnung im Web.
    Wenn es Fish widerfahren konnte, dann auch ihm.
    Und im Hinterkopf dachte er, vielleicht ist die beste Verteidigung ein guter Angriff , auch wenn er versuchte, so zu tun, als hätte er den Gedanken nicht gedacht, oder als hätte er wenigstens nicht gehört, wie er ihn gedacht hatte.

36
Aufstieg
und
Vergehen,
beinahe höflich
Hiroshima, Japan, 1945
    Die Kriege im Fernsehen erinnerten den Teufel an andere Kriege, die er erlebt hatte. Größere Kriege. Noch gar nicht lange her, in Europa. Er fing wieder an, von diesen Kriegen zu träumen, mehr und mehr.
    Der Teufel war ein fleißiges Kerlchen gewesen während des Großen Krieges.
    Die Welt hatte eine kräftige Erschütterung nötig gehabt, und er hatte sie ihr besorgt.
    Er war überall zugleich gewesen. Auf allen Seiten. Er hatte befehligt und Befehle ausgeführt. Er hatte sich in die Rümpfe von U-Booten geduckt. Er hatte um zurückgelassene Geliebte geworben. Er hatte Gemüsegärten angelegt, und er hatte des Nachts aus den Londoner Straßen heraus zugesehen, wie die feindlichen Bomber die große Stadt in Trümmer gelegt hatten. Er war mit General Patton marschiert und hatte mit Patton von den großen Eroberern der Antike geträumt. Er hatte mit Patton mitten in Ruinen gestanden, an die er sich aus der Zeit erinnerte, als sie neu erbaut worden waren. Er mochte Patton sehr.
    Die halbe Welt lag in Trümmern, und der Krieg wollte immer noch kein Ende nehmen. Er wogte hin und her und fraß seine Opfer, bis nichts mehr übrig blieb als eine Waffe zu konstruieren, die genauso furchtbar war wie der Krieg selbst.
    Eine letzte Monstrosität.
    Etwas, auf das die Menschen zurückblicken und das sie ungeheuerlich nennen würden.
    Die Sache war nur – die Monstrosität war zugleich von geradezu unwirklicher Schönheit, und der Teufel wollte verdammt sein, wenn er sich den Anblick entgehen ließ.
    Er flog nicht zusammen mit der Bombe über das Meer. Er wollte die Männer nicht sehen, die sie abwerfen würden, oder ihre Namen kennen.
    Am Tag des Abwurfs, als das Flugzeug mit der Bombe am Himmel erschien, war er ein Japaner auf einer japanischen Brücke in der Nähe einer japanischen Kirche neben einem japanischen Fluss.
    Es hatte bereits am Morgen einen Fliegeralarm gegeben, und nach der Entwarnung zögerten die Leute, wieder in ihre Bunker zu rennen. Sie waren von der stummen, zurückhaltenden Sorte. Viele von ihnen blickten einmal zum Himmel hinauf und sahen nichts – oder vielleicht wollten sie nichts sehen.
    Der Teufel dachte, vielleicht würde er sehen, wie die Bombe fiel, wie sie aus dem Bauch der Maschine kam, doch er hatte sich verschätzt und wurde überrascht, genau wie jeder andere.
    ***
    Ein Blitz wie neun Himmel.
    Er sah einen Mann in einem Hauseingang sitzen und sich blitzschnell auflösen und in einer Wolke aus Asche und Dampf davonwirbeln. Er sah viele solche Instant-Geister. Er beobachtete, wie das Licht ihre Schatten auf den Wänden abbildete oder auf der Seite einer vorbeifahrenden – und dann brennenden – Straßenbahn.
    So also sah das Ende des bis dahin furchtbarsten aller Kriege aus. Ein sonniger Tag draußen, bis das Licht unerträglich hell und heiß wurde.
    Die Menschen waren eine Kombination aus dem Schlimmsten der Götter und dem Schlimmsten der Tiere.
    Vielleicht war diese Art von Gewalt die einzige Botschaft, die sie jemals wirklich kapieren würden. Etwas so Furchtbares, dass selbst sie es nie wieder erleben wollten. Vielleicht waren sie von jetzt an weniger kriegslüstern. Vielleicht hatten sie endlich Angst vor sich selbst bekommen.
    Es wäre schließlich nur menschlich, oder? Wenn sie von etwas Gewaltigem, Bösem endlich zum Guten geführt würden.
    Ob er sich schuldig fühlte? Ein wenig. Vor allem aber hoffte er, dass sein Plan funktionierte. Dass dies der Wendepunkt war, den die Welt so dringend brauchte.
    Er brannte mit ihm, mit schwarzen

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