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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Helm der San Francisco 49 ers, der auf das Bettlaken gedruckt war. Er starrte so lange darauf, bis der Helm nicht mehr wie ein Helm aussah, wie es manchmal mit Dingen geschieht, wenn man sie unverwandt anstarrt.
    Immer schön einen Schritt nach dem anderen , dachte er und schlief ein, einfach so, mit offenen Augen.

38
Ein
ohnehin schon
ziemlich
peinliches
Leben
Los Angeles, Herbst 2003
    Think it over – Denk drüber nach wurde live gedreht, wann und wo immer möglich.
    Die erste Folge begann mit einem Klopfen an der Tür.
    Die Tür wurde geöffnet von Scott Newill, einem durchschnittlich aussehenden Mann, der zufällig gerade keine Arbeit hatte. Er war mit einer durchschnittlich aussehenden Frau verheiratet, die er auf dem College kennengelernt hatte. Sie waren beide vierzig Jahre alt.
    Scott Newill glotzte in die Kameras, und dann glotzte er den Teufel an. »Sie sind dieser Scratch, richtig?«, fragte er schließlich.
    »Richtig«, antwortete Scratch, der unwahrscheinlich cool aussah in seinem Designeranzug mit der Panorama-Sonnenbrille. »Dürfen wir hereinkommen und uns mit Ihnen unterhalten?«
    »Sicher«, sagte Scott Newill, und alle traten ein, setzten sich ins Wohnzimmer und unterhielten sich.
    Die Unterhaltung lief so:
    Scratch zeigte Newill ein Foto – eine mehr als dreißig Jahre alte Aufnahme aus der Grundschule. (Das Fernsehpublikum durfte ebenfalls einen Blick auf das Foto werfen – auf Scott Newill, als er ein kümmerlicher kleiner sieben Jahre alter Junge gewesen war. In zwei Millionen Wohnzimmern wurde gelacht.)
    »Erkennen Sie diesen Jungen?«, fragte Scratch und zeigte Newill ein zweites Foto.
    Newill zögerte.
    Zum ersten Mal sah er aus, als wünschte er sich, Johnny Scratch und sein Team und die Millionen Fernsehzuschauer wären irgendwo anders.
    »Das ist Phil Hilbert«, sagte Scratch. »Richtig? Der Schulhofschläger, der Sie in der zweiten Klasse jeden Tag verprügelt hat. Ich meine jeden einzelnen Tag . Ist das richtig?«
    »Er hat eine Menge Kinder verprügelt«, sagte Newill verlegen.
    »Sicher. Aber vor allem Sie. Würden Sie es ihm nicht gerne heimzahlen, Scott?«
    Schnitt und eine Werbeeinblendung für etwas, das sie »Weiße Pille« nannten, ein neues Medikament, das einem zu innerem Wohlbefinden verhelfen sollte.
    Als sie wieder auf Sendung waren, bot Scratch Newill soeben fünftausend Dollar, wenn er Phil Hilbert verprügelte.
    »Er wohnt acht Blocks von hier«, sagte Scratch. »Wir können zum Ende der nächsten Pause dort sein. Sie müssen nichts weiter tun, als an seine Tür zu klopfen, und wenn er öffnet, geben Sie dem Arschloch eins auf die Fresse.«
    Newill antwortete, es wäre lächerlich, so etwas von einem erwachsenen Mann zu verlangen. Seine Frau – außerhalb des Bildes – meinte, es wäre die erste kindische Sache, die Scott je gemacht hätte, und das Fernsehpublikum gewann den Eindruck, Mrs. Newill überlegte bereits, wie gut sie die fünftausend Dollar gebrauchen konnten. Und dass Scott Newill sich für den Rest seines ohnehin schon ziemlich peinlichen Lebens zur Witzfigur machte, falls er sich dieser live gesendeten Herausforderung nicht stellte.
    Als die zweite Weiße-Pillen-Werbepause zu Ende war, klopfte Newill an die Tür eines kleinen, heruntergekommenen Bungalows mit einem einzelnen brettervernagelten Fenster.
    Die Tür wurde geöffnet, und vor ihm stand Phil Hilbert.
    Er war schon als Junge überdurchschnittlich groß und fett gewesen, und er war zu einem überdurchschnittlich großen und fetten Erwachsenen geworden. Doch dann war noch etwas anderes geschehen.
    Hilbert war ein kranker, geschrumpfter Mann mit allen Anzeichen eines verzweifelten Kampfes gegen den Krebs.
    Newill blickte fragend über die Schulter zu Scratch, der seinen Blick ausdruckslos erwiderte.
    Das Fernsehpublikum erstarrte. Die Menschen hielten den Atem an, die Chips auf halbem Weg zum Mund.
    Newill gab Hilbert eins auf die Fresse.
    Die Menschen von Küste zu Küste ächzten auf.
    Es war kein guter Schlag gewesen. Doch er reichte, um die fünftausend Dollar zu sichern. Newill wandte sich ab. Sein Gesicht zeigte einen merkwürdigen Ausdruck. Die Kameras zoomten heran.
    Phil Hilbert, krebskrank oder nicht, war ein harter Bastard. Er packte Newill an der Schulter und versetzte ihm einen Schlag an den Kopf, der ihn in die Knie zwang. Newill rappelte sich hoch und wollte erneut zuschlagen, doch Hilbert hustete, trat Newill zu Boden und stampfte auf sein Handgelenk.
    Dann kehrte er in sein

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