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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Mann, trink das.«
    Fish trank.
    Er spürte, wie sein Gehirn abzuschalten versuchte. Jeder fragt sich, ob er einen anderen Menschen umbringen kann, wenn es sein muss. Die meisten finden es nie heraus. Für Fish hingegen stellte sich nun eine neue Frage: Wie sollte er es schaffen, nicht geschnappt zu werden.
    Er leerte den Rum Fizz und bedachte den Aschenbecher mit einem kritischen Blick.
    »Kannst du mir ein Handtuch bringen, um es unter Jimmys Kopf zu legen?«
    Der Teufel grinste anerkennend.
    »Ich hab was Besseres für dich, ausnahmsweise«, sagte er und schnippte mit den Fingern.
    Jimmy Terwilliger war verschwunden. Der Aschenbecher stand sauber und ausgeleert oben auf der Minibar. Das Fenster war heil. Der Rum Fizz füllte sich von alleine nach.
    »Ich dachte, so was machst du nicht«, sagte Fish.
    »Du hast es verdient.«
    »Danke. Wo ist Jimmy jetzt?«
    »Was zur Hölle interessiert es dich?«
    »Interessiert mich gar nicht.«
    »Na also. Frohe Weihnachten.«
    »Okay.«
    ***
    Fish errichtete ein kleines Fort aus Kissen auf seinem Bett und vergrub sich darin. Ihm war schummrig. Das Fort war eine psychologische Festung.
    »Und?«, fragte Fish. »Wie bringt man Leute dazu, Pferde gegen Äpfel einzutauschen?«
    Der Teufel stand am Fenster und betrachtete die grell leuchtende Morgensonne auf dem Neuschnee des Parkplatzes. »Nun ja«, sagte er. »Was, wenn der Wert einer Sache unbestimmt ist?«
    »Unbestimmt? Beispielsweise?«
    »Leben.«
    Fish zog sich in das Fort zurück, blieb jedoch sichtbar.
    »Du meinst …«
    »Ich meine deine Lebensenergie. Das pochende Herz, das denkende Gehirn, das Blut in deinen Adern. Was meinst du, wie viel ist es wert?«
    »Das kann ich nicht sagen. Es ist unbezahlbar.«
    Der Teufel lehnte sich über das Fort und musterte Fish auf eine Weise, die diesem gar nicht gefiel. »Was glaubst du, wie viel dein Leben nach Meinung von Jimmy Terwilliger wert war?«
    Fish gab ein leises Summen von sich.
    »Worauf ich hinauswill: Dein Leben ist kostbar für dich . Für jeden anderen ist es vollkommen wertlos.«
    »Unsinn. Meine Mutter …«
    »Wenn du hier an Ort und Stelle tot umfallen würdest, käme deine Mutter schneller darüber hinweg, als du glaubst.«
    »Reden wir immer noch über Geld?«
    »Wir reden über Lebensversicherungen. Geld, das Leute bezahlen, um ihr Leben zu versichern. Sie bezahlen dir im Verlauf von vielen Jahren ein Pferd, und wenn sie sterben, gibst du ihnen einen Apfel zurück.«
    »Das ist krank!«
    Der Teufel zuckte die Schultern. »Die Leute lieben es geradezu. Ihnen gefällt der Gedanke, dass die Lebensversicherungsgesellschaft der Meinung zu sein scheint, sie hätten einen Wert.«
    »Du willst, dass ich ins Versicherungsgeschäft einsteige?«
    »Du willst Geld, oder? Nun, du arbeitest nicht gerne und hast keine besonderen Talente, deswegen erscheint es nur passend, wenn du versuchst, andere zu deinem Vorteil auszunutzen.«
    »Scheiße, Mann«, sagte Fish. Doch er sagte es in einem ehrfürchtigen Flüsterton. Er dachte den Vorschlag bereits durch. Er machte Sinn.
    »Ich muss runter zu meinem Wagen, was holen«, sagte der Teufel. »Wir sind so gut wie im Geschäft, bis auf die Tatsache, dass du ein wenig lernen und eine Prüfung für deine Lizenz ablegen musst.«
    Das Fort sank in sich zusammen.
    »Geld«, sagte Fish. »Ich habe nicht mal Geld, um dieses Zimmer zu bezahlen, geschweige denn, um ein Geschäft aufzuziehen!«
    »Hab Vertrauen«, sagte der Teufel und schloss hinter sich die Tür.
    Kurze Zeit später kehrte er zurück, im Schlepptau einen riesigen goldenen Anker.
    »Hier ist dein Geld«, grunzte er, wobei er den Anker auf das Bett wuchtete, was sogleich zusammenbrach.
    »Okay …«, sagte Fish, der mit weit aufgerissenen Augen an der Tür stand.
    Irgendetwas störte ihn. Er hatte etwas übersehen.
    »Schön«, sagte der Teufel und schüttelte ihm die Hand. »Wir sehen uns, wenn wir uns sehen.«
    Fish runzelte die Stirn.
    Irgendwas hatte er vergessen.
    Der Teufel war verschwunden.
    Doch eine Minute später war er schon wieder da und klopfte an die Tür. Vielleicht war ihm eingefallen, was Fish vergessen hatte …?
    Es war nicht der Teufel.
    »Frohe Weihnachten, Scheißkopf«, sagte der zwei Meter große Bigfoot Terwilliger, packte Fish am Arm und drängte ihn zurück ins Zimmer.
    »Ah«, sagte Fish.
    Das war es, was er vergessen hatte.
    Bigfoot zog eine Pistole aus der Tasche.
    Spannte den Hahn.
    Dann fiel sein Blick auf den goldenen Anker.
    »Was, zum Teufel

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