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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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die Tür hinter ihr geschlossen hatte, spürte sie den geborstenen Beton unter ihren Füßen, und ihr wurde bewusst, dass sie ihre Schuhe vergessen hatte.
    Mist!
    Sie würde auf keinen Fall noch mal reingehen. Nicht diese Woche.
    ***
    Memory erlebte ein ganzes Jahr schlechter Stimmungen.
    Eine Woche zuvor hatte sie in einem Magazin der Musikindustrie einen Artikel gelesen. Der Schreiber hatte seiner Verwunderung darüber Ausdruck verliehen, wie schnell Memory Jones nach dem Zusammenbruch von Purple Airplane gealtert war. Sie sähe zwar noch nicht aus wie eine Großmutter, schrieb er, aber es lägen Welten zwischen dem elfenhaften Wesen von vor fünf Jahren und heute.
    »Sie sieht aus wie eine von den Barfrauen mit fünf Kindern, die einem ständig über den Weg laufen«, stand in dem Artikel. »Diese Art von ›alt‹, wenn Sie verstehen.«
    Memory vermisste jede Art von Respekt. Sie wäre am liebsten wieder nach draußen gestürmt, doch sie war bereits draußen.
    Stattdessen nahm sie ein paar Pillen.
    ***
    Der Bay Area Buddha hatte über das alte Studio in L. A. mit Memory Kontakt aufgenommen, nachdem er über ihre Amnesie gelesen hatte. Das Studio hatte einen ganzen Monat benötigt, um die Nachricht an Memory weiterzuleiten.
    »Ich will nichts versprechen«, sagte Dr. Ray, »aber vielleicht kann ich helfen. Ich hatte schon einige Male Erfolg mit solchen Dingen.«
    Seit dem Ende von Purple Airplane und dem Beginn der unbarmherzigen Magazinartikel fühlte Memory sich manchmal wie ein Modell oder ein Bild von jemandem, nicht wie eine wirkliche Person. Dr. Ray blickte hinter die Geschichte von dem elfenhaften Weltraumwesen, und aus diesem Grund war sie bereit, ihm gelegentlich fünf Minuten am Stück zu vertrauen.
    Bei ihrem ersten Besuch ließ Dr. Ray sie auf dem Rücken liegen und gegen eine alte, schwere Gymnastikmatte treten, bis sie nicht mehr konnte.
    »Fester!«, drängte er, bis ihr Becken schmerzte und sie den Kopf schreiend von einer Seite zur anderen warf. Nach einer Minute unterbrach er sie. »Hör jetzt auf. Und sag ganz schnell, was dir in den Sinn kommt. Ohne nachzudenken. Jetzt, sofort!«
    »Cracker Wüste Jesus Gully.«
    »Noch mal!«
    »Furk!«
    Was zwar alles sehr fortgeschritten und spontan war, aber keinerlei Ergebnisse zeitigte.
    Beim siebten Versuch jedoch war etwas in ihr aufgebrochen. Sie hatte eine spontane Vision, wie ein LSD -Flash oder ein Traum, in dem sie in einer langen Halle stand oder vielleicht sogar in einer Allee voller Leute, die sich drängten, um sie singen oder auf einem Instrument spielen zu hören. Es war alles sehr unscharf und verschwommen.
    Und es war vorbei. So sehr sie sich auch anstrengte, sie bekam es nicht zurück. Sie versuchte es weiter, trampelte weiter gegen die Matte, bis Dr. Ray schließlich »Hmmm« sagte und die Matte weglegte.
    Mittlerweile ging Memory seit einem Monate zu Dr. Ray und probierte eine Strategie nach der anderen aus. In der Zwischenzeit hatte ihr Agent das Studio überredet, es mit Disco zu versuchen.
    Warum auch nicht?
    ***
    Nach den Pillen verabreichte Memory sich eine lange wirkende Dosis einer Substanz, die »King George« genannt wurde.
    Mit dem Heroin war es wie mit der Mode. Es änderte sich ständig. Es hatte stets neue Namen.
    Sie schlief in ihrer Küche im Stehen ein und wachte wieder auf, als sie auf den Boden krachte. Das Glas in ihrer Hand rollte davon, ohne zu zerbrechen.
    Sie blieb liegen und schlief, bis es Zeit wurde, aufzustehen und ins Studio zu gehen. Zum Disco-Album.
    Das war sicher auch eine Art Therapie, überlegte sie.
    ***
    Nach einer Woche waren die Mastertapes bereit zum Abmischen.
    »Einen Disco-Song kannst du aus allem machen, aus wirklich allem «, hatte ein betrunkener Andy Gibb vor einem halben Jahr auf einer Party zu ihr gesagt.
    Memory hatte ihr neues Whiskeystimmenlachen gelacht, und er hatte mit Falsettstimme Ring Around the Rosie gesungen. Sie wollte verdammt sein, aber es hatte in ihr tatsächlich den Wunsch geweckt, zu tanzen.
    Sie hatte mehr oder weniger ein ganzes Album surrealer Folksongs geschrieben. Im Studio, überproduziert und voller Techno-Krach, klangen sie wie Roboterhymnen.
    »Es ist gut«, sagte sie zu den Produzenten. »Klar, es wird die Welt nicht verändern, aber … hey! «
    »Man kann dazu tanzen«, sagten die Produzenten.
    »Sicher. Aber ist das alles?«
    »Was brauchst du denn sonst noch?«, hatten sie gefragt und sie angestarrt, als hätte sie zwei Köpfe.
    ***
    Mexiko. Von einem Moment

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