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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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wollte das Tor öffnen, als der Hund plötzlich ein schauerliches Winseln ausstieß.
    Der Teufel bekam eine Gänsehaut.
    Fish sprang auf und versteckte sich hinter dem Reifenstapel.
    Der Hund schmolz .
    Nicht wie Eis, das schmilzt, sondern wie Fleisch, das Milliarden winziger Explosionen erlitten hat. Er löste sich direkt vor ihren Augen auf, und sein Winseln wurde zu einem leisen, kranken Würgen, und dann war nichts mehr von ihm übrig, das hätte leiden können.
    Draußen näherten sich rennende Schritte. Marks Stimme ertönte.
    »Hey!«, rief der Junge. »Dooley, alles klar?«
    »Lüg ihn an!« , drängte der Teufel.
    »Ja«, flüsterte Zachary und sabberte ein wenig.
    Er öffnete das Garagentor gerade weit genug, um sich in seiner kleinen privaten Wolkenbank nach draußen zu rollen, und eine Zeit lang lauschten Fish und der Teufel den erhobenen Stimmen. Die dann leiser wurden.
    Zachary kam zurück. Seine Augen waren gerötet.
    »Ich brauche eine Million Dollar«, sagte er zu Fish. »Mindestens.«
    Fish starrte ihn an.
    Der Teufel hob die Augenbrauen.
    »Unter einer Bedingung«, sagte Fish langsam.

20
Taco-Restaurant Detox
San Francisco, 1975
    Ganz gleich, wie sehr sie es versuchte, Memory fand nichts Gutes am Disco-Album.
    Es konnte ein Hit werden. Daran war ja auch nichts verkehrt.
    Sie seufzte.
    Oder man würde es als verzweifelten letzten Versuch eines heruntergekommenen, drogenverwirrten ehemaligen Stars ansehen.
    Das war’s dann.
    Klatsch, klatsch!
    »Hey, aufwachen«, sagte eine angenehme männliche Stimme.
    Memory gehorchte. Sie saß einem Mann gegenüber, der Augen hatte wie ein gekränkter Welpe. Ringsum saßen sich weitere Paare von Fremden einander gegenüber.
    Sie waren die Patienten des beliebtesten Therapeuten in der Bay Area, Raymond Utrecht, auch bekannt als der Bay Area Buddha. Raymond Utrecht liebte es, seine Patienten in großen Gruppen um sich zu scharen. Diese Gruppensitzungen hießen »Encounter Sessions«.
    Memory war zu Dr. Ray gegangen, um vom Heroin loszukommen. Vor allem aber war sie hier, um ihre Amnesie heilen zu lassen. Eigentlich wollte sie gar nicht vom Heroin weg, aber das brauchte Dr. Ray nicht zu erfahren.
    »Redet miteinander«, drängte Raymond Utrecht seine Patienten leise, ging auf Socken zwischen ihnen umher und streichelte dem einen oder der anderen über den Kopf, auch Memory.
    »Es spielt keine Rolle, was du redest«, sagte der Buddha. »Aber rede. Entdeckt einander.«
    »Ich weiß«, sagte der gekränkte Welpe zu Memory. »Dr. Ray sagt, wir sollen gar nicht darauf achten, dass du so eine Berühmtheit bist, aber ich glaube, das macht die Erfahrung umso intensiver. Ich finde, wir sollten darüber reden und es zumindest zur Kenntnis nehmen, bevor wir irgendetwas Neues entdecken können.«
    Die Gruppe hatte sich über die Grundfläche einer angemieteten Sporthalle verteilt.
    Dr. Ray ließ jeden die Schuhe ausziehen. In der kleinen Halle roch es nach Ben-Gay-Salbe und Schweißfüßen.
    »Du bist wahrscheinlich wegen der Drogen hier, stimmt’s?«, fragte der gekränkte Welpe.
    Memory konzentrierte sich auf seine Augen. Versuchte erwachsen zu sein.
    »Das ist nicht fair, meinst du nicht? Du unterstellst etwas, nur weil ich in einer Band war. Vielleicht ist es für mich in dieser Situation ein Nachteil , berühmt zu sein. Denk darüber nach. Weswegen bist du hier?«
    »Hey, es ist keine Gefängnisstrafe«, sagte der gekränkte Welpe. »Niemand bestraft uns. Aber wenn du es wissen musst – ich bin hier, weil mein Junge mich frustriert und weil ich befürchte, ich könnte ihn schlagen!«
    »Das lässt du besser sein!«
    Dr. Ray stand bei ihnen, die Hände auf ihren Köpfen.
    »Ärger ist gut«, sagte er. »Alles ist gut. Alles ist okay. Hier seid ihr sicher.«
    »Jede Wette, dieses Arschloch schlägt seinen Jungen bereits!«, schimpfte Memory.
    »Du versuchst zu sehr, die Dinge zu kontrollieren«, erklärte Dr. Ray beschwichtigend. »Deine Drogensucht spricht aus dir.«
    »Ich bin drogensüchtig, weil ich sage, dass dieses Arschloch ein Feigling ist, der seinen Jungen schlägt?«
    »Sie hat recht«, flüsterte der gekränkte Welpe. »Aber ich bin hier, um darüber zu reden, okay?«
    Dr. Ray sagte etwas über Verantwortung, doch Memory war bereits auf den Beinen.
    Sie kämpfte gegen das Verlangen an, nach draußen zu rennen. Die Boulevardpresse liebte Artikel über Prominente, die aus irgendwelchen Veranstaltungen stürmten.
    Schließlich stürmte sie doch hinaus.
    Als sich

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