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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Steinen, verwesten in Bächen und Rinnsalen oder gasten in der Sonne. Schweine fraßen an ihnen. Die Leichen schwollen an, bis die Knöpfe von den verrottenden Uniformen abplatzten. Wolken von Schmeißfliegen schwirrten umher. Schwarze Vögel sämtlicher Größen kreisten in der Luft.
    Daughterry bot dem Teufel ein Würstchen an. »Nun?«, fragte er.
    »Du hattest recht«, räumte der Teufel ein. »Es ist härter, als es aussieht.«
    Daughterry nickte zufrieden und schnaubte.
    »Ein Grund mehr, die Angelegenheit voranzutreiben und endlich zum Abschluss zu bringen«, fuhr der Teufel fort. Sein Blick fiel auf den Leichnam eines jungen Soldaten. Eines konföderierten Soldaten. Er war vielleicht vierzehn. Der Teufel hob den Leichnam auf wie eine Puppe.
    »Zu einer mörderischen Schlacht befohlen zu werden und dem eigenen Tod entgegen zu marschieren. Zu wissen, dass man möglicherweise zu einem Monster gemacht wird – entstellt, zerrissen oder verbrannt. Der Horror ist unfassbar. Er ist für sich genommen eine Verwundung.«
    »Aber …«
    »Unfassbar!«, brüllte der Teufel mit blutunterlaufenen Augen, während er den toten Soldaten schüttelte. »Die Menschen sollten über diese Dinge nachdenken, bevor sie ihre Soldaten in jahrelange furchtbare Kämpfe schicken, weil ihre Anführer zu feige sind, selbst zu kämpfen, die Sache unter sich auszumachen und fertig. Jedes Tier könnte unseren Führern zeigen, wie man ordentlich kämpft!« Er hielt inne und spuckte Feuer. »Jedes verdammte Tier hat mehr Achtung und Liebe für seine eigenen Jungen, seine eigene Brut!«
    Er schleuderte den Leichnam des Kindersoldaten von sich.
    »Krieg ist notwendig«, sagte er, nachdem er sich wieder unter Kontrolle hatte. »Aber er muss nicht für immer und ewig weitergehen! Ein Überfall hier, ein Angriff da, und das Ganze über Jahre hinweg … es frisst unsere Jugend auf wie Hundefutter! Wenn wir schon Kriege führen müssen, und das müssen wir, sollten sie schnell und furchtbar sein. Ein Krieg sollte nicht an den Völkern nagen wie ein junges Kätzchen. Er sollte fressen wie ein Tiger! Seine Arbeit erledigen und zurück in den Käfig!«
    Daughterry nickte und ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen. Er spürte eine Traurigkeit, die er so vorher nicht gekannt hatte.
    »Die Menschen müssen Bilder davon sehen, nicht, damit sie sich daran gewöhnen können und mit Gleichgültigkeit reagieren, wenn der Krieg immer weiter tobt, sondern damit sie es gleich richtig machen und damit fertig werden, so schnell es geht. Vielleicht kommt der Tag, an dem sie überhaupt keinen Krieg mehr führen wollen. Aber so weit ist es noch nicht. Die Menschen lernen langsam.«
    Nach einer Weile verging die Traurigkeit, und etwas anderes kam ihm in den Sinn. Seine Mundwinkel zuckten und bildeten beinahe – nicht ganz – ein Lächeln.
    »So«, sagte Daughterry zum Teufel. »Du hattest unrecht, und ich hatte recht.«
    Der Teufel blickte immer noch traurig drein. Es sah aus, als wäre er mit seinen Gedanken ganz weit weg. »Inwiefern?«, fragte er abwesend.
    »Du hast soeben eingeräumt, dass du unrecht hattest. Das überrascht mich. Weiter nichts.«
    Der Teufel sah aus, als wäre er noch weiter entrückt. Seine Stimme klang, als käme sie von weit her, über Meere und durch die Zeit.
    »Ich habe wohl ständig unrecht«, sagte er. »Vielleicht ist das meine Bestimmung.«
    Die Sonne stand am Himmel wie festgenagelt, eingehüllt von Dunst. Daughterry und der Teufel starrten sie eine Zeit lang an.
    Dann schien sich der Teufel zu schütteln. Er rieb sich die Augen, wandte sich ab und machte sich am Feuer zu schaffen.
    Eine leichte Brise kam auf. Eine sommerliche Brise, die erfrischend gewesen wäre, hätte sie nicht so unglaublich gestunken.

23
Jennas
Live-
Multimedia-
Beinahe-
Selbstmord
Dayton, Ohio, 2005
    John Scratch, der Fernsehstar, war erneut im Operationssaal. Diesmal jedoch war er zu wütend, um in Narkose zu versinken. Der Anästhesist gab schließlich auf, und die Ärzte hatten keine andere Wahl, als unter dem brennenden, sehr direkten Blick ihres Patienten zu operieren.
    Der Teufel hatte bisher noch nichts Positives daran entdecken können, niedergeschossen zu werden.
    Wie kam es überhaupt, dass seine Wunden sich nicht sogleich wieder schlossen wie in alten Zeiten? Er wünschte, Arden würde zu ihm kommen. Wusste sie denn nicht, was hier geschah? Sie sollte bei ihm sein. Warum war sie nicht da?
    Er hustete Blut und schloss die Augen.
    »So ist es

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