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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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alles leid wurde und ihnen die Pest an den Hals schickte.
    Er ritt auf einem lustigen kleinen Esel von einem Dorf zum anderen, die Satteltaschen voll mit Flöhen, und seine Spur war gekennzeichnet von Rauchsäulen, wo die überlebenden Dorfbewohner ihre Toten verbrannten.
    Es war eine finstere, bedrückende Arbeit, selbst für den Teufel. Er trank mehr als normal. In Salamanca hätte es ihn beinahe selbst erwischt.
    Er traf an einem Freitag gegen Mittag vor den Stadttoren ein, nach einer besonders makabren Woche in den Provinzen. Er streifte sich Asche von der Jacke, band seinen Esel an und betrat eine Gastwirtschaft, um einen Schlauch Ale zu erstehen. Draußen auf der Straße ergab er sich in ein Trinkgelage mit den Mimen eines mittellosen Wanderzirkus. Er kaufte Brot und Bier für alle Akrobaten und Zauberkünstler. Als Gegenleistung unterhielten sie ihn mit ihren Kunststückchen.
    Sie schlugen Purzelbäume. Sie rezitierten Gedichte und balancierten Dinge auf der Nase. Es gab keinerlei Hinweise auf Ärger, bis einer der Zauberer seinen Hut verschwinden ließ (die Akrobaten hatten sein Kaninchen gegessen), und der Teufel übermütig seinerseits den Zauberer verschwinden ließ. Der Bursche tauchte unverletzt auf einem Heuwagen in der Nähe wieder auf, doch der Schaden war angerichtet.
    Zaubertricks waren eine Sache. Echte schwarze Magie eine ganz andere.
    Die Zirkusleute wandten die Blicke ab und wichen vor ihm zurück.
    Noch vor Einbruch der Dämmerung drangen Soldaten der Inquisition in das Zimmer des Teufels ein, und bereits zur Mittagszeit war er wegen Hexerei zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
    Sein Kopf schmerzte. Er war nicht in der Stimmung. Abgesehen davon waren die metaphysischen Wissenschaften immer noch im Widerstreit über die Frage, ob er getötet werden konnte oder nicht. Als sie ihn auf den Scheiterhaufen fesselten und anzündeten, verwandelte er sich in einen Schwarm Aaskrähen und flatterte davon. Er ließ seinen Umhang leer zurück, außerdem den Henkersknecht minus seinem Lohn sowie eine Menge von Gaffern, die herauszufinden versuchten, ob sie nun einem Wunder beigewohnt hatten oder weiterer Hexerei und die (außerhalb der Hörweite des Priesters) darüber staunten, wie schwierig es doch war, den Unterschied zu erkennen.
    Der Teufel rematerialisierte mit kristallklarem Kopf in einer Seitengasse hinter dem Schusterladen, wickelte sich in die Robe eines Arztes und ging seinen Esel holen.
    Die Inquisitoren hatten sein Gewissen erleichtert, was den Schwarzen Tod anging. Ganz egal, was er tat oder in welchem Zeitalter, er konnte sich darauf verlassen, dass die Kirche alles daransetzte, seine Taten zu übertreffen.
    Am Tor gab es einen Augenblick der Verlegenheit, als der Teufel und der Wanderzirkus zur gleichen Zeit versuchten, die Stadt hinter sich zu lassen. Er grinste und zwinkerte ihnen zu. Sie taten, als würden sie ihn nicht sehen.
    Unverschämte Bastarde. Er schleuderte ein paar Flöhe auf sie und dirigierte seinen Esel in Richtung der nächsten Ortschaft.

26
Die Leute
müssen sich deinen
Scheiß
nicht reinziehen,
wenn du kein Geld hast
Chicago, 1984
    Fish saß betrunken in seinem Hotelzimmer im Chicago Four Seasons und schaute sich ein Video an, als er durch ein Klopfen an der Tür gestört wurde.
    Er öffnete und sah sich drei Männern in dunklen Anzügen gegenüber.
    Einer von ihnen zückte ein Abzeichen. »Mr. Fish«, sagte er, »ich bin Special Agent Zimmerman vom FBI . Das hier sind meine Kollegen, die Agents Early und Dunn. Dürfen wir hereinkommen?«
    In Augenblicken wie diesem gab es dumme Entscheidungen und kluge Entscheidungen, und Fish hatte nicht die geringste Ahnung, welche welche war.
    »Brauche ich meinen Anwalt?«, fragte er.
    »Wir möchten Ihnen lediglich ein paar Fragen stellen«, sagte Agent Zimmerman.
    Fish ließ die drei Männer eintreten und ein Weilchen warten, während er aus seinem Hotel-Morgenmantel schlüpfte und einen Anzug überstreifte, von dem er hoffte, dass er dunkle Mächte implizierte.
    Dann kehrte er zu den Agents zurück. Sie hatten ihre Jacketts ausgezogen und saßen oder standen so zwanglos herum, als wären sie in ihrem eigenen Zimmer, nicht in seinem.
    »Kennen Sie den Kongressmann Buzz Joplin?«, fragte Zimmerman. »Sind Sie ihm je begegnet?«
    »Indiana«, sagte Dunn. »Fourth District.«
    Sicher kannte Fish ihn. Buzz Joplin war einer der Kongressmänner, die er Monat für Monat bestach. Buzz Joplin hatte geholfen, ein Gesetz zu

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