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Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition)

Titel: Der raffinierte Mr. Scratch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Poore
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Daughterry, Photographischer Künstler lesen.
    Er hatte ein oder zwei Kugeln eingefangen, vielleicht war auch ein Stück herausgeschossen worden, schwer zu sagen auf diese Entfernung. Der Teufel krümmte die Finger und streckte sie wieder, als er sich an Dinge wie Unsterblichkeit und den Strand von Troja erinnerte und sich klein und verletzlich und menschlich fühlte. Die Soldaten rings um ihn her spürten diese Verwundbarkeit ebenso; sie waren hinter der Leere ihrer Augen allein mit ihr, jeder auf seine Weise.
    Als die Generäle schließlich hinausritten in das stille Juligras und ihre Männer zum Angriff riefen (»Auf, auf, Männer! Zu den Waffen und auf eure Posten!«), erhoben sie sich aus ihren Stellungen, schüttelten sich wach, lösten sich von den Bäumen und marschierten in einer langen Reihe hinaus ins Freie.
    Wie sie es machten, vermochte der Teufel nicht zu sagen. Doch dann tat er es ebenfalls, und ihm wurde bewusst, dass es manchmal einfach kein Wie gibt, sondern nur ein Was man tut oder nicht tut, und er tat es. Er war verdammt stolz auf sich! Als sie Jeff Davis und die Konföderation und die Ehre des guten alten Virginia mit lauten Rufen hochleben ließen, brüllte er genauso laut wie die Lautesten von allen, und er nahm seinen Hut ab und wedelte damit.
    Es war eine Art Wahnsinn. Es war wundervoll! In die Kirche zu gehen war wahrscheinlich ein ähnliches Gefühl, überlegte er. Sie waren wie eine einzige gigantische Kreatur. Und deshalb waren sie imstande, sich zu bewegen, erkannte er, selbst wenn einige von ihnen starben.
    Dann setzte sich die Welle in Bewegung, über die ganze lange Meile hinweg. Er war sicher, dass er nicht anhalten konnte, selbst wenn er es versuchte.
    Wie genial!
    ***
    Was die Soldaten hinter den Gefangenen betraf, vergaß der Teufel sie völlig – und dann waren sie ohnehin verschwunden. Eine Kanonenkugel krachte direkt hinter den Gefangenen in den Boden und erwischte acht oder neun Soldaten. Für einen Moment war die Welt zerrissen, und der Teufel fand sich selbst in der Luft wieder, in Flammen stehend, mit wild rudernden Armen. Dann prallte er auf dem Boden auf und rappelte sich hoch, so schnell er konnte, nur um sich zu beweisen, dass er es konnte, und er hatte nicht mehr Angst als vorher, als er einen Fuß vor den anderen gesetzt hatte.
    Das Gelände war mit herrenlosen Waffen übersät. Der Teufel ergriff eine Muskete, überprüfte Ladung und Zündhütchen und drängte weiter.
    Der Boden unter seinen Stiefeln war uneben und zerklüftet. Vorher war ihm nie aufgefallen, wie schrecklich uneben der Boden war.
    Ein Minié-Geschoss zischte unmittelbar über dem Kragen durch seine Haare. Der Luftdruck hob seinen Hut ein wenig an.
    Hier und da vernahm er den dumpfen Einschlag von Kugeln, die ihr Ziel gefunden hatten.
    Der Feind, hinter der Steinmauer in sicherer Deckung, feuerte ununterbrochen, während sie ihm näher kamen.
    Der Gefangene neben dem Teufel stöhnte auf. Ein leises Stöhnen, mehr nicht, und dann fiel er. Zwei Schritte weiter war er im hohen Gras verschwunden.
    Was für ein merkwürdiges, unerträgliches Gefühl, dass man die nächste Sekunde vielleicht nicht mehr erleben würde, weil man tot war.
    Jetzt. Jetzt … jetzt … jetzt …
    Jede neue Sekunde erschien unwirklich. Unmöglich. Doch die Soldaten drängten weiter, gezeichnet von etwas, das sie alle gefangen hielt, ohne Ausnahme. Etwas, das selbst den Teufel einhüllte.
    Die Sekunden vergingen. Dann hatten sie die Meile hinter sich gebracht, und der Feind war vor ihnen.
    ***
    Dort war der Feind; in einer langgezogenen Reihe stand er hinter der Mauer und feuerte ununterbrochen. Feuer, Rauch und Pulver überall.
    Ziiiip! Ziiiipp! Zipp-zipp!
    Klatsch! Klatsch! Klatsch-klatsch!
    Schreie.
    Nicht weit entfernt feuerte eine Kanone mitten zwischen die Reihen der Konföderierten und mähte die Männer nieder wie reifes Getreide.
    Ein lauter Schrei aus vereinten Rebellenkehlen. Auch der Teufel stimmte ein, und dann war er über die Mauer. Gleich als Erstes tötete er einen Mann.
    Der Unionssoldat sah zutiefst verängstigt aus. Als könnte er nicht fassen, dass die abgerissenen, heruntergekommenen Rebellen so weit gekommen waren. Dann drückte der Teufel ihm die Muskete in die Seite und drückte ab.
    Die Muskete bockte, blauer Pulverqualm stieg auf, und der gegnerische Soldat ging mit aufgerissener Seite zu Boden. Der Teufel stieg über ihn hinweg.
    Er konnte kein weiteres Mal schießen; eine Muskete musste zwischen den

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