Der Raritätenladen
weshalb er eine Partie Kribbage zu vieren vorschlug. Die Partner wurden ausgelost, und es traf sich, daß Frau Quilp und Friedrich Trent und Dick mit Quilp spielte. Gerade weil Frau Jiniwin das Kartenspiel liebte, wurde sie von ihrem Schwiegersohn zärtlich von der Teilnahme an der Partie ausgeschlossen; er wies ihr nur die Aufgabe zu, von Zeit zu Zeit aus der Flasche die Gläser aufzufüllen. Dabei ließ sie von nun an Herr Quilp keinen Augenblick aus dem Auge, damit sie ja nicht einen Probeschluck nähme, und legte dadurch der unglücklichen alten Dame, die der Rumflasche ebenso zugetan war wie den Karten, auf eine doppelte und höchst sinnreiche Weise wahre Tantalusqualen auf.
Doch war Frau Jiniwin nicht der ausschließliche Gegenstand von Herrn Quilps Aufmerksamkeit; da noch verschiedene andere Dinge seine beständige Wachsamkeit erforderten. Zu seinen exzentrischen Gewohnheiten gehörte auch die launige Gepflogenheit, stets beim Spielen zu betrügen, wodurch es seinerseits nötig wurde, nicht nur sehr auf das Spiel achtzuhaben und beim Zählen und Markieren seine Kunstgriffe anzuwenden, sondern auch ohne Unterlaß durch Blicke, Stirnrunzeln und Fußtritte unter dem Tische Richard Swiveller zu korrigieren, der, ganz verblüfft über die Geschwindigkeit, mit der seine Karten gezählt wurden und die Stifte auf dem Brette hinunterwanderten, nicht umhinkonnte, bisweilen seine Überraschung und seinen Unglauben auszudrücken. Außerdem war Frau Quilp die Partnerin des jungen Trent, und für jeden Blick, der zwischen ihnen gewechselt wurde, für jedes Wort, das sie sprachen, und für jede Karte, die sie ausspielten, hatte der Zwerg Augen und Ohren. Er kümmerte sich nicht nur um das, was über dem Tisch vorging, sondern auch um die Zeichen, die möglicherweise unter ihm gewechselt
werden konnten, und legte daher alle Arten von Fallstricken, um diese zu entdecken, indem er namentlich öfters seiner Frau auf die Zehe trat, um zu sehen, ob sie schrie oder sich ruhig verhielt, in welch letzterem Fall es ihm natürlich ganz klar gewesen wäre, daß Trent schon vorher ihre Fußspitzen berührt hatte.
Obgleich nun von allen Seiten in Anspruch genommen, verwandte er doch das Auge nie von der alten Dame, und wenn sie auch noch so verstohlen einem benachbarten Glase den Teelöffel näherte – was oft geschah, um nur einige Tropfen des süßen Inhalts für sich abzufangen –, so störte sie Quilps Hand im Augenblick des Triumphs, indem er an den Löffel stieß, daß alles verschüttet wurde, und seine höhnende Stimme bat sie dann flehentlich, doch ja ihre kostbare Gesundheit in acht zu nehmen. Und in keiner dieser vielen Obliegenheiten erlahmte oder versagte Quilp vom Anfang an bis zum letzten Augenblicke.
Endlich, als sie bereits viele Partien gespielt und der Flasche kräftig zugesprochen hatten, gab er seiner Frau einen Wink, sich zurückzuziehen. Die unterwürfige Gattin gehorchte, und die entrüstete Mutter folgte ihr, während Herr Swiveller bald einschlummerte. Der Zwerg winkte seinen noch wachen Gefährten nach dem andern Ende des Gemachs und hielt mit ihm eine kurze, leise Zwiesprache.
»Es wird gut sein, unserm Freunde nicht mehr, als unumgänglich nötig ist, mitzuteilen«, sagte Herr Quilp, gegen den schlummernden Freund eine Fratze schneidend. »Gilt es zwischen uns, Fritz? Soll er wirklich die kleine, rosige Nell heiraten?«
»Sie verfolgen natürlich auch einen bestimmten Zweck dabei?« entgegnete der andere.
»Natürlich, mein bester Herr Fritz«, sagte Quilp und grin
ste, als er bedachte, wie wenig der andere seinen wahren Zweck erriet. »Es ist vielleicht Rache, vielleicht eine Grille. Ich habe den Einfluß, die Sache zu unterstützen oder sie zu verhindern, Fritz. Welchen Weg soll ich einschlagen? Es sind zwei Waagschalen da, und ich belaste eine von ihnen.«
»So werfen Sie Ihren Einfluß in die meinige«, erwiderte Trent.
»Es ist geschehen, Fritz«, versetzte Quilp, indem er seine geballte Hand ausstreckte und sie öffnete, als lasse er ein Gewicht niederfallen. »Es liegt von Stund an in Ihrer Schale und gibt ihr den Ausschlag, Herr Fritz. Vergessen Sie das nicht!«
»Wo sind sie hin?« fragte Trent.
Quilp schüttelte den Kopf und sagte, dieser Punkt bleibe noch zu ermitteln, was aber wahrscheinlich keine Schwierigkeiten machen werde; sei man einmal so weit im reinen, so könne man die vorbereitenden Schritte einleiten. Er wolle den alten Mann besuchen oder auch Richard Swiveller könne dies
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