Der Raritätenladen
demselben Moment die Augen des Herrn Richard Swiveller in diese Richtung schauten und seinen geheimnisvollen Freund mit Kit zusammen sahen.
Es war reiner Zufall und es ging dabei folgendermaßen her. Herr Chuckster, als ein Gentleman von kultiviertem Geschmack
und verfeinertem Geist, gehörte mit zu der Loge der ›gloriosen Apollers‹, deren ständiger Großmeister Herr Swiveller war. Herr Swiveller, der eben durch die Straße geht, um einen Auftrag von Braß auszuführen und einen seiner gloriosen Brüderschaft auf ein Pony blicken sieht, kommt rasch von der andern Seite auf ihn zu, um ihm den brüderlichen Gruß zu entbieten, mit dem der Großmeister von Amts wegen seine Jünger begrüßen muß, um sie zu erfreuen und zu ermutigen. Er hatte ihm kaum seinen Segen erteilt und dann eine allgemeine Bemerkung über den gegenwärtigen Stand und die Aussichten des Wetters gemacht, als er seine Augen erhob und den ledigen Herrn von Bevis-Marks in ernstem Gespräch mit Christoph Nubbles erblickte.
»Holla!« sagte Dick, »wer ist das?«
»Er besuchte diesen Morgen meinen Prinzipal«, versetzte Herr Chuckster; »außerdem weiß ich nicht mehr von ihm, als daß er ohne Zweifel von Adam abstammt.«
»Sie kennen aber doch wenigstens seinen Namen?« entgegnete Dick.
Worauf Herr Chuckster mit einer schönen Redefigur, die einem ›gloriosen Apollo‹ wohl anstand, erwiderte, daß er ewig in der Hölle brennen wolle, wenn er ihn wüßte.
»Alles, was ich weiß, mein teurer Logenbruder«, fügte Herr Chuckster hinzu, indem er mit den Fingern durch die Haare fuhr, »besteht darin, daß er der Grund ist, warum ich zwanzig Minuten hier stehen muß, und dafür hasse ich ihn mit einem tödlichen und unsterblichen Hasse; ja, und ich würde ihn verfolgen bis an die Grenzen der Ewigkeit, wenn ich Zeit dazu hätte.«
Während sie sich in dieser Weise unterhielten, trat der Gegenstand ihres Gesprächs, der Herrn Richard Swiveller nicht zu erkennen schien, wieder in das Haus, und Kit kam zu ihnen
herunter. Diesem legte Herr Swiveller, obschon mit keinem besseren Erfolg, die gleiche Frage vor.
»Er ist ein sehr netter Herr, Sir«, sagte Kit, »und weiter weiß ich nichts von ihm.«
Herr Chuckster geriet in Wut über diese Antwort, und ohne seine Bemerkung auf irgendeinen speziellen Fall anzuwenden, stellte er ganz im allgemeinen die Lebensregel auf, es wäre wünschenswert, Schlüffeln den Schädel einzuschlagen und ihnen Nasenstüber zu geben. Ohne seinen Beifall zu dieser Absicht auszudrücken, fragte Herr Swiveller nach kurzem Nachdenken, wohin Kit führe; und als er es erfahren hatte, erklärte er, er müsse auch in diese Richtung und werde sich Kit sehr verpflichtet fühlen, wenn er ihn aufsitzen lasse. Kit hätte nun gar gern diese angebotene Ehre abgelehnt, aber da Herr Swiveller sich bereits des Sitzes an seiner Seite bemächtigt hatte, so wäre dies auf keine andere Weise als durch ein gewaltsames Hinauswerfen möglich gewesen, und deshalb fuhr er rasch davon, in der Tat so rasch, daß er den Abschied zwischen Chuckster und dessen Großmeister kurz abschnitt und jenem ziemliches Unbehagen durch diese Plötzlichkeit verursachte, da das ungeduldige Pony ihm mit dem Hufe heftig aufs Hühnerauge trat.
Da der Klepper das Stehen satt hatte und Herr Swiveller so gütig war, ihn durch schrilles Pfeifen und verschiedene Jockeirufe noch mehr anzueifern, so rasselte die Chaise mit einer solchen Geschwindigkeit dahin, daß von einem Gespräch keine Rede sein konnte, zumal da das Pony, durch Herrn Swivellers Ermahnungen angefeuert, nicht nur eine besondere Vorliebe für Laternenpfosten und Karrenräder entwickelte, sondern auch ein großes Verlangen an den Tag legte, auf den Trottoiren zu rennen und sich an Ziegelmauern zu reiben. Herr Swiveller fand demnach nicht eher Zeit zu sprechen, als bis sie vor dem
Stall anlangten und die Chaise aus einer sehr kleinen Einfahrt herausgewunden war, in die sie das Pony, wahrscheinlich in der Meinung, daß es sie in seinen gewöhnlichen Stall mitnehmen könne, hineingezerrt hatte.
»Es ist harte Arbeit!« sagte Richard. »Was sagt Ihr zu einem Glas Bier?«
Kit lehnte anfangs die Einladung ab, ließ sich jedoch bald bereden, und so begaben sie sich gemeinschaftlich in die nächste Schenke.
»Wir wollen auf unseres Freundes ›Wie-heißt-er-doch‹ Gesundheit trinken«, sagte Dick, indem er den blanken, schäumenden Krug in die Höhe hielt; »Ihr wißt, ich meine ihn, mit dem Ihr diesen Morgen
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