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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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allgemeinen Ausbruch, der mit einem dumpfen Murmeln begann und allmählich in ein wahres Toben überging, indem alle zugleich sprachen und alle ihre Meinung dahin abgaben, sie wäre eine junge Frau, die kein Recht hätte, ihre Ansichten gegen die Erfahrungen derer zu verteidigen, die die Sache weit besser verständen; es sei nicht schön von ihr, daß sie sich nicht von Leuten raten lassen wolle, die nur ihr Bestes beabsichtigten; es sei geradezu undankbar, sich so zu stellen. Wenn sie nicht sich selbst achte, so solle sie doch wenigstens Achtung vor den andern Frauen haben, die alle durch ihre Nachgiebigkeit kompromittiert würden, und wenn sie keine Achtung vor andern Frauen habe, würde bald der Augenblick kommen, da sie von den andern verachtet würde. Und daß ihr dies dann sehr leid tun würde, könnten sie ihr im voraus sagen. Nachdem diese Ermahnungen erteilt worden waren, gingen die Damen zu einem noch verwegeneren Sturm als früher auf den gemischten Tee, das neubackene Brot, die frische Butter, die Garnelen und die Brunnenkresse über und erklärten, ihre Betrübnis über die Zukunft der Frau Quilp wäre so groß, daß sie es kaum über sich gewinnen könnten, einen Bissen hinunterzubringen.
    »Das läßt sich alles leicht reden«, sagte Frau Quilp sehr einfach; »aber wenn ich morgen stürbe, so könnte Quilp jede heiraten, die er wollte; ja, ich weiß, das könnte er.«
    Ein allgemeiner Schrei der Entrüstung folgte dieser Erklä
rung. »Heiraten, wen er wollte!« Sie möchten sehen, ob er es wagen wollte, eine von ihnen zu heiraten; sie möchten es erleben, daß er den leisesten Annäherungsversuch machte. Eine der Damen – eine Witwe – war fest überzeugt, sie würde ihn erdolchen, wenn er sich etwas derart merken ließe.
    »Schon gut«, fuhr Frau Quilp mit einem Kopfnicken fort, »wie ich eben sagte, darüber hat man leicht reden; aber ich wiederhole es, daß ich weiß – daß ich überzeugt bin –, Quilp hat, wenn er will, etwas an sich, daß die schönste Frau hier ihm nicht widerstehen könnte, wenn er ihr seine Liebe erklären wollte, vorausgesetzt, daß ich tot und sie frei wäre. Lassen wirs gut sein.«
    Die Gäste warfen sich bei dieser Bemerkung in die Brust, als wollten sie sagen: ›Ich weiß, du meinst mich. Aber er solls nur einmal versuchen, weiter sage ich nichts.‹ Und doch waren alle aus irgendeinem geheimen Grunde auf die Witwe böse, und jede Dame flüsterte ihrer Nachbarin ins Ohr, es sei augenscheinlich, daß die Witwe sich für die betreffende Person halte und was für ein feiger Hase sie doch sei!
    »Meine Mutter weiß«, fügte Frau Quilp bei, »daß ich mit meinen Worten vollkommen recht habe, denn sie hats mir oft selbst gesagt, ehe ich ihn heiratete. Ists nicht so, Mutter?«
    Diese Frage brachte die achtbare Dame in eine ziemlich kitzliche Lage, denn sie hatte allerdings bei der Verehelichung ihrer Tochter eine sehr tätige Rolle gespielt, und außerdem vertrug es sich nicht mit der Ehre der Familie, dem Gedanken Vorschub zu leisten, daß Fräulein Jiniwin einen Mann geheiratet hätte, den sonst niemand nehmen wollte. Andererseits mußte eine Übertreibung der gewinnenden Eigenschaften ihres Schwiegersohnes den Grund zur Empörung schwächen, zu deren Unterstützung doch zur Zeit alle ihre Kräfte tätig waren. Von diesen sich widersprechenden Rücksichten geleitet,
gab Frau Jiniwin Herrn Quilps Liebenswürdigkeit zu, bestritt jedoch sein Recht, zu herrschen, und brachte vermittelst eines zu rechter Zeit angebrachten Kompliments an die wohlbeleibte Dame die Unterhaltung zu dem Punkte zurück, von dem sie ausgegangen war.
    »Oh, Frau George hat in der Tat etwas sehr Verständiges und Richtiges gesagt!« rief die alte Dame. »Wenn die Frauen nur sich selbst getreu sind; aber leider kann man das auf Betsy nicht anwenden – es ist eine Sünde und Schande.«
    »Ehe ich mir von einem Mann so befehlen ließe, wie Quilp ihr befiehlt«, sagte Frau George, »ehe ich mich vor ihm so fürchtete, wie sie es tut, würde ich – ja, ich würde mich selbst umbringen und ihm zuerst einen Brief schreiben, um ihm zu sagen, daß er schuld daran sei!«
    Diese Bemerkung erhielt allgemeines Lob und lauten Beifall, worauf eine andere Dame – aus den Minories – das Wort ergriff:
    »Herr Quilp mag ein sehr netter Mann sein«, sagte diese Dame, »und ich glaube, man darf es um so weniger in Zweifel ziehen, als Frau Quilp und Frau Jiniwin es sagen; denn wer sollte das besser wissen können als

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