Der Raritätenladen
Ankunft des Ponys und seiner Ladung.
In der Tat, es dauerte nicht lange, und das Pony trabte um die Straßenecke, wobei es so störrisch aussah, als ein Pony nur
aussehen kann, und seine Füße so gewählt setzte, als suche es die reinsten Stellen aus, um ja keinen Huf schmutzig zu machen oder sich ungebührlich zu übereilen. Hinter dem Pony saß der kleine alte Herr und neben dem alten Herrn die alte Dame, die einen ähnlichen Blumenstrauß wie das letztemal bei sich hatte.
Der alte Herr, die alte Dame, das Pony und die Chaise kamen in vollkommener Eintracht die Straße herauf, bis sie ungefähr das sechste Haus vor dem des Notars erreichten. Da plötzlich blieb das Pony, das sich durch ein Messingschild unter dem Türklopfer einer Schneiderwohnung täuschen ließ, stehen und behauptete durch verstocktes Schweigen, dies sei das gewünschte Haus.
»Der Tausend, Bürschchen, willst du die Güte haben weiterzugehen? Dies ist nicht das Haus«, sagte der alte Herr.
Das Pony sah mit großer Aufmerksamkeit auf den Hahn einer Wasserleitung, die in der Nähe war, und schien in dessen Betrachtung ganz vertieft zu sein.
»Ach herrje! Welch ein garstiger Klepper!« rief die alte Dame. »Nachdem er sich doch so gut aufgeführt hat und so schnell bis hierher trabte! Ich schäme mich seiner. In der Tat, ich weiß nicht, was wir mit ihm anfangen sollen.«
Nachdem sich das Pony über die Natur und die Eigenschaften des Hahns hinreichend orientiert hatte, sah es in die Luft nach seinen alten Feinden, den Fliegen, und da ihm in diesem Augenblick zufällig eine am Ohr kitzelte, so schüttelte es den Kopf und peitschte sich mit dem Schwanze, worauf es wieder sehr nachdenklich, aber ganz behaglich und gesammelt zu sein schien. Nachdem der alte Herr seine ganze Beredsamkeit aufgeboten hatte, ohne jedoch einen Erfolg zu erzielen, stieg er ab, um den Gaul am Zaume weiterzuführen; dieser aber, vielleicht weil er hierin ein hinreichendes Zugeständnis zu finden
glaubte, vielleicht aber auch, weil er zufälligerweise das andere Messingschild zu Gesicht bekommen hatte – wenn er es nicht gar etwa aus Trotz tat –, galoppierte mit der alten Dame weiter und machte an dem rechten Hause halt, indem er es dem alten Herrn überließ, keuchend hinterdreinzukommen.
Jetzt zeigte sich Kit neben dem Kopf des Ponys und berührte lächelnd seinen Hut.
»Ei der Tausend!« rief der alte Herr, »der Junge ist hier! Siehst du, meine Liebe!«
»Ich habe ja gesagt, daß ich hier sein würde, Sir«, entgegnete Kit, indem er den Hals des Kleppers streichelte. »Ich hoffe, Sie haben eine angenehme Fahrt gehabt, Sir. Es ist ein gar nettes kleines Pony.«
»Meine Liebe«, sagte der alte Herr, »das ist ein ungewöhnlicher Junge; ein guter Junge, darf ich sagen.«
»Ohne Zweifel«, entgegnete die alte Dame, »ein sehr guter Junge und gewiß auch ein guter Sohn.«
Kit bedankte sich für diese gute Meinung dadurch, daß er abermals nach seinem Hute griff und ganz rot wurde. Der alte Herr half sodann der alten Dame aus der Chaise und warf dem Knaben ein beifälliges Lächeln zu, worauf sie sich in das Haus begaben, im Gehen aber noch immer von ihm sprachen, was Kit notwendig merken mußte. Unmittelbar darauf trat auch Herr Witherden, der den Blumenstrauß fleißig beroch, ans Fenster und sah nach ihm, und dann tat Herr Abel ein Gleiches, und dann kamen der alte Herr und die Dame und blickten nach ihm, und dann traten alle heran und betrachteten Kit gemeinschaftlich, der darüber sehr in Verlegenheit kam, obgleich er tat, als ob er es durchaus nicht bemerke. Er streichelte daher das Pony immer eifriger, eine Freiheit, die sich das Pony gnädigst gefallen ließ.
Die Gesichter waren kaum einige Augenblicke von dem
Fenster verschwunden, als Herr Chuckster in seinem Amtskleid und den Hut genauso schief aufgesetzt, wie er ihm eben vom Ständer auf den Kopf gepurzelt war, auf die Straße trat und dem Knaben sagte, daß man drinnen mit ihm sprechen wolle, weshalb er ihm auftrug, hineinzugehen; er werde inzwischen auf die Chaise achthaben. Indem er ihm diese Weisung gab, bemerkte Herr Chuckster, der Henker solle ihn holen, wenn er darüber klar werden könne, ob er – natürlich Kit – ein »kostbarer Einfaltspinsel« oder ein »kostbarer Schelm« sei; er deutete jedoch durch ein mißtrauisches Kopfschütteln an, daß er sich eher der letzteren Ansicht zuwende.
Kit betrat in großer Angst das Büro, denn er war nicht gewohnt, mit fremden Damen und Herren zu
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