Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
die zuständige Dienststelle.«
Der Techniker wurde unruhig. Müllermann klappte unauffällig das Datenbuch auf und suchte angespannt nach einem Fehler. »Das kann nicht sein ...«, flüsterte er.
Währenddessen putzte Tämmler den Magnetstreifen seiner Karte und zog sie erneut durch das Lesegerät. Er atmete auf. Nach dem Augenscan durfte auch er passieren.
In aller Ruhe liefen sie über den Vorplatz. Selbstverständlich folgten ihre Blicke der Zentane-Spitze, die hinter einer riesigen Mauer zu sehen war. An der Spitze klebte – gleich einem Parasit – die Raumfähre.
»Folgt mir!«, sagte Müllermann. »Je auffälliger, umso besser.«
Zunächst betraten sie das Hauptgebäude. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Ungehindert durchquerten sie das riesige Haus. Müllermanns Datenbuch führte sie in die Katakomben. In einem Raum, der für Müllcontainer genutzt wurde, entledigten sich alle ihrer zivilen Kleidung. Sie führten von nun an nur noch ihre Helme und die vorgeschriebenen Dinge mit.
»Jetzt wird es gleich kritisch. Wir bekommen es mit einem Menschen zu tun. Theoretisch haben wir freien Zutritt.«
»Theoretisch?«, fragte Sonja Esther und verzog das Gesicht.
»Theoretisch und praktisch«, verbesserte sich Müllermann.
Ein langer, heller Gang tat sich vor ihnen auf. Ganz am Ende saß ein Wachmann, der sich erhob, als sie in der Mitte des Flurs angekommen waren. Hinter ihm versperrte eine gesicherte Stahltür den Ausgang.
»Stopp! Wohin soll es gehen?«
»Gebt ihm eure Karten«, sagte Müllermann. »Laut Tagesprogramm sind wir die übernächste Besatzung der Raumfähre, die heute Punkt 8:30 Uhr einen Vor-Ort-Termin zur Besichtigung der Fähre hat. Wenigstens habe ich es so eingegeben.«
Simon sah den jungen Kollegen erstaunt an, während er dem Wachmann die Personalkarte reichte. Hatte Müllermann keine Angst, der Mann könnte ihn verstehen? Scheinbar nicht.
Der Wachmann schob nacheinander die Karten in den Schlitz eines Rechners. Auf einem Bildschirm tauchten die Fotos und Daten der Anwesenden auf. Er verglich diese mit den vor ihm stehenden Personen. Dann gab er die Karten in aller erdenklichen Ruhe zurück. Anschließend überprüfte er mit einem mobilen Augenscanner die Echtheit der Crew. Schließlich setzte sich der Wachmann wieder auf seinen Stuhl. Er blickte über die fünf Astronauten hinweg, als wären sie Luft.
Während die Kollegen etwas unruhig wurden, drehte sich Müllermann vorsichtig um. Er sah die digitale Anzeige einer Uhr: 8:27 Uhr. Sie waren ein wenig zu früh.
»In drei Minuten dürfen wir passieren«, sagte der Mathematiker fast beiläufig und nahm den anderen die Spannung.
Als die Anzeige auf 8:30 Uhr kippte, öffnete sich tatsächlich die Sicherheitstür. Der Wachmann lächelte und sprach auf Sarienisch: »Nun könnt ihr passieren!«
Nachdem die fünf ebenso lächelnd an dem Wachmann vorbeigegangen waren und sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, raunte Tämmler: »Jetzt hätte ich mir fast eingemacht.«
»Sarienische Routine«, erwiderte Müllermann. »Domingo Delgato. Er spricht nur Sarienisch. Ich habe mich mit dem Personal tiefgründig beschäftigt. Kommt jetzt, die Zeit drängt!« Damit war die Sache für ihn erledigt.
Kurz darauf verließen sie die Katakomben über ein Tor, das sich bei Annäherung automatisch öffnete. Sie folgten einem Umweg, den Müllermann wählte, weil hier keine Kameras installiert waren. Der Mathematiker ließ sie in einem Versteck anhalten und tippte etwas in sein Datenbuch ein.
»Von nun an sind wir unsichtbar. Auf den Überwachungsmonitoren laufen jetzt Schleifen von vorgestern.«
Versteckt standen die fünf angehenden Astronauten in einer Reihe hinter einer zehn Meter dicken Sicherheitswand. Müllermann hielt das Datenbuch in der Hand, Sonja Esther trug einen kleinen und Tämmler einen größeren Koffer. Komsomolzev beugte sich nach vorn und warf einen Blick um die Ecke. Die Raumfähre wirkte winzig an der riesigen mit Brennstoff gefüllten Zentane-Rakete.
»An unserer Fähre jemand beschäftigt ist«, raunte der Kandare schließlich.
Auch Simon schaute um die Ecke. »Tatsächlich. Da fummelt jemand an unserem Taxi rum.«
Müllermanns Finger bewegten sich auf dem Datenbuch. »Momentchen«, flüsterte er. »Hier: Einsatzplan. Der Techniker heißt Pablo Garcias. Er hat die Aufgabe, eine optische Kontrolle des Hitzeschildes durchzuführen, mehr nicht. Personal ... Personal ...« Seine Finger wirbelten auf dem
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