Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
wurde in blaues Licht getaucht. Heeroo schwebte durch den Spalt, Anna kroch ihm hinterher.
»He, unser Freund ist wieder da!« Das Mädchen kniete neben dem Tier.
»Er will uns etwas zeigen«, flüsterte der Junge. »Wir sollten ihm folgen.«
»Seid vorsichtig!«, warnte Heeroo erneut.
Die Warnung interessierte die Zwillinge herzlich wenig. Sie folgten dem Tier bereits. Der Gang weitete sich, sie konnten jetzt aufrecht stehen. Im rechten Winkel bog der Gang nun ab. Das Tier war aus dem Sichtfeld von Anna und Malte verschwunden. Heeroo flog voran und leuchtete den Weg aus. Vorsichtig spähten die Kinder um die Ecke. Eine größere Höhle tat sich vor ihnen auf.
Von oben, wo ein wenig Tageslicht einfiel, führten mehrere Gänge ins Innere des Hügels. Doch weiter kam die Gesellschaft nicht. Erstaunt betrachteten die Kinder das Tier. Es leckte das Gesicht eines alten Mannes, der in einem Netz lag, das knapp über dem Boden an Felsvorsprünge gespannt war. Überall standen Kisten herum.
Nur wenig Leben war in den Augen des Fremden, und doch trat ein sanftes Lächeln in sein faltenreiches Gesicht.
»Was ist, Bu, haben wir etwa schon wieder Besuch?« Er kicherte und hustete daraufhin.
»Schon wieder?«, stellte Malte fest.
Und seine Schwester fragte: »Wer bist du? Das Tier heißt Bu?«
»Es war eine Herde. Sie wollten mir alles wegfressen. Ich hatte einen Leuchtstab und verjagte sie. Immerzu rief ich: Bu! Bu! Bu!« Er kicherte wieder und hustete. »Der da war ganz jung, er hatte wahrscheinlich keine Familie. All die anderen rannten weg. Nur er blieb. Deshalb nannte ich ihn Bu. – Es war ein Spaß. Ich hatte noch nie Besuch. Niemand sonst hat auf Z’foh Besuch. Gebt mir eure Hände, bitte.« Er streckte seine knöchernen Hände aus und die Zwillinge berührten sie vorsichtig.
»Niemand?«, flüsterte Malte.
»Z’foh ist ein merkwürdiger Planet. Tiefe Krater bilden Inseln. Es gibt Tausende, vielleicht Millionen solcher Inseln. Sie schicken nie gleichzeitig Verbannte auf eine der Inseln. Deshalb haben sich meine Eltern unter der Oberfläche versteckt. Sie hatten stets gehofft, es würde eines Tages Besuch kommen.«
»Deine Eltern? Du bist ein sehr alter Mann ...«, stellte Anna fest.
»Jeder war einst Kind, egal wie alt er ist. Jeder, in dessen Körper ein Herz schlägt, das Blut in die Bahnen pumpt, war einmal ein Kind. Ich ...« Ein schlimmer Hustenanfall schüttelte den Mann.
»Heeroo! Er ist krank! Wir brauchen Kozabim. Hol ihn. Er soll die Medikamente mitbringen!« Annas Stimme hatte einen Befehlston. »Er soll sich beeilen!«
»Ihr habt ein Thronario?«, flüsterte der Alte. »Meine Eltern erzählten mir, dass es sie gibt.«
Heeroo drehte unschlüssig eine Runde in der Höhle, dann jagte er davon.
»Seit wann bist du hier?«, fragte Malte, während Anna den Mann unablässig ansah. Der Alte kniff die Augen zu, denn Kopfschmerzen machten sich in seinem Gehirn breit, ließen jedoch gleich wieder nach. Das Mädchen zitterte. »Lass ihn in Ruhe, Malte! Er ist in Gefangenschaft geboren. Sein Vater hat in Tafla ein Kind getötet. Deshalb wurden der Vater und seine Frau verbannt. Zwei Jahre später kam Naoma zur Welt. Das war vor einhundertzweiundvierzig Universus-Jahren.« Lächelnd streichelte Anna die Hand des Mannes. »Ich bin gleich wieder da, Naoma. Ich schau nur in die dritte Höhle.« Schon rannte sie davon und verschwand in einem Schacht, der abwärts führte.
Der alte Mann blickte Malte erstaunt an. »Woher weiß sie das?«, fragte er.
Malte verzog sein Gesicht. »Anna weiß immer alles. Sie hat die Information aus deinem Gehirn. In meinem schnüffelt sie auch ständig rum. Dein Name ist wirklich Naoma?«
»Ja, mein Kind, das ist mein Name. – Hilf mir aus dieser verdammten Matte heraus.« Er stützte sich auf der Schulter des Jungen ab. Kaum stand Naoma, wurde er von einem erneuten Hustenanfall durchgeschüttelt. Bu wich nicht von seiner Seite.
»Was ist in der dritten Höhle?«, fragte Malte und half dem Mann zu einem grob gezimmerten Stuhl.
»Der Wasserfall. Ein reines Quellwasser, das aus dem Berg in die Höhle stürzt und durch einen Schacht abläuft. Es ist noch nie versiegt und enthält viele Metalle.«
»Was hast du die ganze Zeit getan? War das nicht langweilig?«
Naoma umfasste Maltes Hüfte und zog den Jungen zu sich heran, während Bu vor den Füßen des alten Mannes lag und lauschte. »Ja. Es war sehr langweilig. Immerzu habe ich gewartet, dass so etwas wie heute geschieht.
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