Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
Und dann fiel auch noch der Roboter aus, weil die Batterien tot waren.«
»Der Roboter?«
»Er ist in der vierten Höhle, zusammen mit dem ganzen anderen Gerümpel. Mein Vater baute ihn – oder soll ich besser sie sagen – aus dem wenigen, was man mit uns zurückließ. Er baute fünfzehn Jahre lang an dem Roboter. Du musst wissen, meine Mutter wurde wahnsinnig, als ich noch klein war. Sie lief in einer dunklen Nacht davon und kehrte nie zurück. Mein Vater nahm mich damals auf die Schultern und wir suchten wochenlang nach ihr. Wahrscheinlich ist sie am Rand der Insel in einen Krater gestürzt.« Der Alte machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: »Soll ich dir etwas verraten?«
Malte nickte auffordernd.
»Ich habe ihren Namen vergessen. Der Roboter wusste ihn. Seit Jahren denke ich nach, doch der Name will mir nicht mehr einfallen. Zwar war ich noch klein, als sie von mir ging, doch war sie immerhin meine Mutter.«
»Anna hat gesagt, dein Vater hätte ein Kind getötet und wurde deshalb verbannt?«
Für einige Sekunden starrte Naoma den Jungen an, gerade so, als suche er die Erinnerung. »Er ... Es ... Es war nicht seine Absicht. Doch die Kybernetics behaupteten, er hätte es mit Absicht getan. Er hat an jedem Tag seines Lebens darüber gesprochen, hat immerzu überlegt, was er hätte tun sollen, um den Unfall zu vermeiden. Und er kam stets zu der Antwort, dass er selbst nicht hätte leben dürfen. Nur so wäre der Unfall nicht geschehen. – Du musst wissen, das kleine Mädchen war aus seiner Wohnung geschlichen und hielt sich in einem gesperrten Bereich auf, in dem mein Vater mit einem Gleiter zur Landung aufsetzte. Normalerweise hätten die Sicherheitseinrichtungen die Landung untersagt, weil das Mädchen dort war, doch sie funktionierten nicht. Die Kybernetics behaupteten aber, die Einrichtung hätte funktioniert und mein Vater hätte das Landeverbot ignoriert. Dem war nicht so. Der Vater des Mädchens hatte seine Aufsicht vernachlässigt. Er trägt die Schuld. Doch war er eine bedeutende Persönlichkeit in Tafla. Deshalb ...« Erneut wurde Naoma von einem schlimmen Hustenanfall geschüttelt. Er hielt eine Hand vor den Mund und Malte sah Blut darin.
»Wo Kozabim nur bleibt?«, lenkte der Junge ab.
Anna kam zurück. Sie war völlig durchnässt und tropfte. Doch für den Moment schien sie glücklich.
»Wie kommt es«, fragte der alte Mann, »dass ihr euch so ähnlich seht, und doch ist das Mädchen von Aurus und du bist ein stinknormaler Menschenjunge?«
»Unsere Mutter war eine Aurianerin«, erklärte Anna und wrang ihre Haare aus. »Jetzt geht es mir viel besser.«
In diesem Moment kam Heeroo in die Höhle geschwebt. »Kozabim steckt im Eingang fest«, rief der Ritter des Groo schon von Weitem. »Ihr müsst ihm helfen!«
*
Nur sieben Aufgänge der beiden Sonnen durfte Naoma mit den Zwillingen erleben – die sieben schönsten Tage seines Lebens, sie vergingen wie im Flug. Er stellte Tausende von Fragen und erfuhr von Vergangenem und Gegenwärtigem.
Mit Kozabims Hilfe hatten die Kinder den alten Mann aus der Höhle geschleppt, ihn zum Container gebracht und ihm dort im Freien unter den Sonnen eine Schlafstätte bereitet. Es herrschte eine milde Jahreszeit auf Z’foh, so dass die überschaubare Anzahl der Siedler die meiste Zeit im Freien verbringen konnte.
Anna und Malte erfuhren, dass Z’foh weitab der Handelsrouten im Dritten Distrikt als einziger Planet eines isolierten Sonnensystems seine Ellipsen im Weltraum zog, dass dieser Planet seit seiner Entdeckung von den Regierungen der Universen als Verbannungsort der Höchstbestraften genutzt wurde und dass wohl nie jemand von dort heimkehrte, denn die Urteile lauteten stets lebenslänglich.
»Sie entsorgen hier, was ihnen nicht passt«, flüsterte Naoma. »Und sie wissen auch: Wer lange genug auf Z’foh verweilt, wird bald vergessen sein.«
»Wir haben nicht vor ...«, flüsterte Anna.
»... für immer hier zu bleiben«, vollendete Malte den Satz.
»Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass euer Vorhaben eines Tages belohnt wird. Ich kenne keine anderen und bin mir doch sicher, dass es wohl selten solch anständige Kinder gibt, wie ihr es seid.«
Gemeinsam mit Kozabim und einem Schwerkraftwagen, den Malte längst im Container gefunden hatte, holte der Junge heimlich alle nutzbaren Dinge aus der Höhle. Besonders die halb fertige Roboterfrau hatte es Malte angetan. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als diesem ästhetischen Wesen Leben
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