Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
dabei metertiefe Gräben. »Versteckt euch!«, rief sie und machte sich zum Abflug bereit.
Das Exemplar, mit dem sie es nun zu tun bekamen, besaß die zehnfache Größe der Kreaturen des Rudels von vorhin, sah allerdings den Kleinen ähnlich. Es brüllte in diesem Moment so stark, dass der Boden unter den Füßen der Kinder erzitterte.
»Ich denke, das Vieh ist sauer«, flüsterte Anna. »Wahrscheinlich haben wir gerade seine Kinderchen zerlegt, die uns frühstücken wollten.«
»Wo, verdammt noch mal, sollen wir uns hier verstecken?«, brüllte Malte außer sich.
Bu pfiff ängstlich. Die Kinder schnappten sich ihre Tornister und rannten zurück zum Abgrund, während M.A.M.I. durch die Luft von Z’foh zischte. Kozabim versuchte, ihnen zu folgen, stürzte jedoch und blieb reglos liegen. Anna kroch an den Abgrund heran. In der Tiefe loderte die Glut. »Das ist die Hölle!«, rief das Mädchen, packte den kreischenden Malte an den Oberarmen und schubste ihn hinunter!
*
Norana von Universus saß sinnierend vor einem digitalen Bilderalbum. Sie betrachtete die Zeichnungen ihrer Enkelin, die am Morgen in ihr Privatquartier übersandt worden waren. Die Präsidentin lächelte angesichts der kindlichen Darstellung von Tieren und Menschen. Auch das Bild einer Frau war dabei, die vor vielen stilistisch dargestellten Köpfen posierte. Darunter fand sie den unvollkommen ausgeführten Namenszug »Norana«.
Ein Signal weckte die Präsidentin aus ihrem Tagtraum. Auf ihren Befehl hin betrat ein Kybernetic den Raum.
»Verzeiht, Präsidentin. Es gibt Neuigkeiten«, sprach der Roboter monoton.
»Und die wären?« Die alte Dame drehte sich zu dem Kybernetic um und erhob sich.
»Ein Verräter an Bord der AMELIANIA hat das irdische Schiff EUROPANIA mit den Waffen unseres Superkreuzers angegriffen.«
Norana war außerordentlich erstaunt. »Wie konnte so etwas zugelassen werden?«
»Ein unbekanntes Thronario hat die Wachmannschaft im Waffenkontrollzentrum getötet und anschließend die Bewaffnung aktiviert.« Der Kybernetic betete seinen Text herunter. »Die EUROPANIA wurde bei dem Zwischenfall nicht beschädigt. Allerdings schoss sie zurück und setzte die Gravitatoren unseres Superkreuzers außer Betrieb. Die notwendige Reparaturzeit wurde vom irdischen Schiff ausgenutzt, das in Richtung Z’foh unterwegs ist und einen erheblichen Vorsprung hat.«
Wütend gestikulierte die Präsidentin, wohl wissend, dass den Kybernetic keine Schuld an den Vorfällen traf. »Was ist das für ein erbärmlicher Superkreuzer, der eine Minimalschlacht gegen ein klitzekleines irdisches Raumschiff verliert?«
Der Kybernetic ging auf diese Frage nicht näher ein und erklärte stattdessen: »Des Weiteren wurden tektonische Unregelmäßigkeiten auf Z’foh festgestellt. Unsere Seismologen im äußeren Sektor nehmen an, dass es sich dabei um das Verbannungsgebiet der synusischen Zwillinge handeln könnte.«
Norana begann, im Raum auf- und abzulaufen. »Kann das irgendwer bestätigen? Wissen wir, ob sie noch leben?« Angesichts der Informationen, die Muscon ihr hatte zukommen lassen, könnten die gemutmaßten Verschwörungstheorien des Synus längst widerlegt sein.
»Nein, Präsidentin. Wir erfahren das frühestens, wenn die AMELIANIA Z’foh erreicht hat. – Haben Sie Befehle für mich?« Der Kybernetic wollte bereits den Raum verlassen.
»Es wurden Unruhen aus Tafla gemeldet«, sagte Norana und hielt ihn zunächst zurück. »Was hat es damit auf sich?«
»Verzeihung, Präsidentin. Es gibt keine Unruhen in Tafla«, erwiderte der Kybernetic. »Was Sie hörten, waren lediglich unbestätigte Gerüchte.«
»Gerüchte? – Du kannst gehen«, sagte Norana. Und als der Kybernetic den Raum verlassen hatte, sprach sie zu sich selbst. »Ich werde von jenen belogen, die ich zum Lügen erzog. Was für ein Jammer!«
*
Universus steckte längst in einer großen Krise. Nach dem langen Krieg Alytas und den damit verbundenen Einschränkungen für die Bevölkerung stagnierte die Wirtschaft erneut. Die Regierung unter der Präsidentin Norana steckte alle Mittel in die Rüstungsindustrie. Nach den schweren Anschlägen auf Tafla waren Teile der Milliardenstadt zerstört worden. Unzählige schwer verletzte Menschen wurden nicht behandelt, weil es an Medikamenten und biomechanischen Ersatzteilen fehlte. Erstmals seit Hunderten von Jahren waren im Stadtbild wieder behinderte Bewohner zu sehen. Die wirtschaftliche Flaute ließ die Preise für Nahrungsmittel in die
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