Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera
werden nicht reichen, diesen Prachtband zu erwerben.«
Vorsichtig näherte sich der Wirt. »Täuscht Euch nicht, mein Herr«, flüsterte er und wischte sich mit dem Handrücken über die fettigen Lippen. »Der merkwürdige Fremde zahlt seinen Tribut in purem Gold!«
Die Augen des Verlegers glänzten sogleich. »Was faselt Er da? Mit Gold? – Verzeiht, mein Herr! Es heißt ja, Kleider machen Leute. Ihr durchbrecht diese Weisheit gar wohl.« Er nahm dem zweiten Herrn das Buch aus der Hand, wischte mit dem Ärmel darüber und schob es über den Tisch. »Schaut es Euch ruhig näher an, gnädiger Herr! Ihr werdet nicht enttäuscht sein.«
Vorsichtig griff Fau Holl zu und öffnete das Buch in der Mitte. »O Spatzenkopf!«, zitierte er an einer zufällig gewählten Stelle. »Wo nichts daraus zu verhören ist, da verhört man hinein. Ehrlichkeit macht unbesonnen, auch wohl trotzig ... – Oh, wirklich ausgezeichnet, dieser Goethe, wirklich ausgezeichnet!« Mit einem Schlag klappte Fau Holl das Buch wieder zu, ließ es auf den Tisch fallen, holte ein paar Kram aus der Tasche seiner Kleidung und ließ sie geschickt quer über den Tisch zu den Fremden rollen.
»Meint Ihr nicht, dass damit der Wert des Goethe aufgewogen ist?«
Der Verleger fing die fünf goldenen Kugeln auf und wog sie in der linken Hand. Ungläubig blickte er zu dem zweiten Herrn. Auch dem Wirt zitterten gierig und neidvoll die Hände.
»Das ist gut und gern ein halbes Pfund, wenn es denn wirklich echtes Gold ist.«
»Es ist echtes Gold«, versicherte der Schmuggler. »Ihr könnt es mir glauben. – Was meint Ihr? Ist das Geschäft damit perfekt?« Der Verleger erhob sich augenblicklich und hielt Fau Holl die rechte Hand hin, während er die Kram in seiner linken Manteltasche verschwinden ließ. »Es war mir eine Freude, mit Euch ein Geschäft gemacht zu haben«, sprach er und verneigte sich. »Was nur ist mit Eurer Hand geschehen, die sieht ja aus wie ...«
»Meine Hand? Oh, ja ... Das ... war ein Unfall, der Biss einer kuusischen Natter ...« Statt einzuschlagen, nahm Fau Holl das Buch und wandte sich eilig dem Ausgang zu. »Ihr gestattet, dass ich gehe, um den Goethe zu genießen?«
»Lebt wohl, Fremder, und beehrt mich bald wieder!«, rief der Wirt ihm nach.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, lief der Außerirdische rasch zu einer dunklen Stelle der Straße. »Ihr seht mich bestimmt nicht wieder«, flüsterte er und nahm die Transporthilfe in die Hand, während er mit der anderen das Buch umklammerte. Sekunden später fand er sich in der Kanzel der FUGBUG wieder.
*
Sechzehn Jahren zuvor auf Ikonia, dem Hauptplaneten der Ikonier.
»Warum sagst du, es könnte etwas Schlimmes geschehen?«
»Versteh mich recht, mein Kind. Etwas Schlimmes geschieht stets und ständig. Auch ich trage meinen Teil dazu bei. Ich sagte jedoch, es könnte mit mir etwas Schlimmes geschehen.«
»Mit dir, Vater? Es darf nichts Schlimmes mit dir geschehen.«
»Hör mir zu, Inastasia. Du bist ein noch kleines, jedoch sehr kluges Ikoniermädchen. Du hast viel von deinem Vater geerbt. Zeit meines Lebens kämpfte ich um Herrschaft, Stärke, Einflussnahme und Autorität. Dabei schaffte ich mir zahlreiche Feinde. Meine härtesten Feinde sind die Synusier. Menschen, die sich einbilden, etwas Besseres zu sein. Von jeher behaupteten die Menschen, Ikonier könnten nicht selbständig denken, sie würden Ideen rauben und sich niemals entwickeln. Das ist wohl einer der größten Irrtümer der Geschichte. Ikonier sind durchaus dazu in der Lage, Macht auszuüben, eigene Techniken zu entwickeln oder wenigstens gleichberechtigt neben der menschlichen Rasse zu leben.«
»Aber Vater ...«
»Ich bin noch nicht fertig, Inastasia. Bist du eines Tages eine ausgewachsene Ikonierin, dann musst du das Ansehen und die Herrschaft des Hauses Insaidia mit allen Mitteln aufrechterhalten und verteidigen. Richte alles zugrunde, was deinen Lebensweg gefährden könnte, nur so wirst du selbst überleben. Überwältige die Synusier oder mach dir ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten zu eigen. Versprich mir das, mein Kind. Du musst Ikonier und Menschen durchschauen. Baue Verbindungen und Beziehungen auf und nutze sie rigoros. Sei einfach nur meine Tochter. Denke stets an meine Worte, dann wird dein Wille dich führen.«
»Aber Vater ...«
»Versprichst du mir, so zu handeln, wie ich es dir gesagt habe, Inastasia?«
»Ja, Vater. Du hast mein Versprechen. Aber ...«
Insaidia umarmte die Tochter
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