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Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera

Titel: Der Rat der Planeten - Erweiterte und ueberarbeitete Gesamtausgabe der Space Opera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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mit allen vier oberen Tentakeln. Dann sabberte er liebevoll in ihr Gesicht. »Nun schlaf gut, mein Kind. Ich werde einige Zeit unterwegs sein.«

Erster Aufzug

    Es herrschte nur wenig Betriebsamkeit auf der Insel Sandokhan, die inmitten eines Ozeans lag, weitab vom dicht besiedelten Festland der Erde. Ständig erscholl der Lärm tropischer Vögel über dem Eiland, wenn nicht Malte und Baba gerade ein knallendes Experiment ausführten. In diesem Fall schwirrte die Roboterfrau M.A.M.I. kurz darauf über die Insel, fand die beiden Halbwüchsigen und wies sie entsprechend zurecht. Dann blickten die Jungen den Roboter schuldbewusst an und beendeten ihre Versuche.
    Doch kaum hatte sich M.A.M.I. mit den Worten »Ich will das nie wieder erleben!« zum Abflug bereit gemacht, riefen die beiden ihr nach: »Jo, jo, Mami! Nie wieder!«
    Daraufhin lachten Malte und Baba stets vergnügt, Sie erinnerten sich dann an Efzet, ein Thronario, das in M.A.M.I. integriert war. Von ihm hatte M.A.M.I. das »Jo, jo!« geerbt. Wenn die Jungen Efzet imitierten, stand schon längst ihre Entscheidung fest, was sie als Nächstes anstellen würden.
    Der Ypsinenhund Bu, den Malte und Anna vom Planeten Z’foh mitgebracht hatten, war mittlerweile ausgewachsen und reichte Malte bis zur Brust. Sanft und vorsichtig sprang er den Jungen hinterher und warnte sie selbst bei geringster Gefahr.
    Fast drei Erdenjahre waren vergangen, seit Nedal Nib mit seiner Familie auf der Erde gelandet war. Der gute Familienvater züchtete auf der Insel allerlei Früchte, die er aus dem heimatlichen Distrikt mitgebracht hatte. Fidelia, sein Eheweib, war meist mit Keko beschäftigt, da M.A.M.I. die Verantwortung zur Aufsicht der quicklebendigen Vierjährigen nicht mehr übernehmen wollte, und vernachlässigte damit die Erziehung ihres dreizehnjährigen Sohnes Baba. Nedal Nib war oft unterwegs und Thomas Schmitts war der Begriff ›Erziehung‹ ein wahres Fremdwort.
    Anna, Maltes Zwillingsschwester, begann – erst elfjährig – pubertäre Erscheinungen an den Tag zu legen. Diese wurden von einer Leistungssteigerung ihrer synusischen Fähigkeiten begleitet. In den Nächten schrie Anna mitunter laut auf, saß weinend auf der Bettkante und schüttelte den Kopf. Sie fraß die Bilder in sich hinein, die sie miterleben musste. Anna sah Menschen in Kriegen und bei Naturkatastrophen sterben, litt mit Kindern, Frauen und Männern, die um ihr Leben kämpften und es doch nicht behalten durften. Die Erde war keineswegs ein Paradies. Hinzu kamen Annas sinnentstellte Wahrnehmungen von Gedankenströmen aus dem Synus im Distriktenübergang. Sie fühlte die Anwesenheit der Eltern Adam und Gladiola, des Onkels Sinep, der Großmutter Amelia und des Urgroßvaters Alyta. Zudem spürte Anna ständig den Gedanken der anwesenden Menschen nach, was den beiden halbstarken Jungen keineswegs passte.
    Gerade stand das Mädchen vor einem Spiegel, betrachtete seine grüne Haut und kämmte sich unentwegt das kurze dunkle Haar, da vernahmen ihre synusischen Felder die Gedanken von Thomas Schmitts, der sich im Labor aufhielt und dort via Internet mit Juri Komsomolzev kommunizierte. Anna begriff, dass Schmitts sehr erregt war. Sie vernahm etwas von einem Kram, das sie nicht zuordnen konnte. Also verließ sie ihren kleinen Sanitärtrakt, stieg die Wendeltreppe hinauf und öffnete leise die Labortür. Feuchtwarme Luft kam dem Mädchen entgegen.
    »Was machst du?«, fragte Anna und setzte sich neben Thomas Schmitts, der erschrocken aufblickte und den Ohrstecker des Headsets aus dem Ohr fummelte.
    »Du hast mich erschreckt«, sagte er und wischte mit einem Tuch Schweiß von der Stirn. »Sehr erschreckt, gewissermaßen, quasi.«
    Anna ging nicht darauf ein. »Nun sag schon, was machst du da?«, fragte sie erneut.
    »Juri hat mich angerufen. Eine merkwürdige Geschichte ... sehr merkwürdig gewisser...«
    »...maßen, quasi.« Anna, die den Satz beendet hatte, grinste. »Was ist so merkwürdig an der Geschichte?«
    »Juri hat ganz zufällig, einigen Hinweisen folgend, in einem europäischen Museum in Berlin einen Kram gewissermaßen, quasi entdeckt.«
    Anna versuchte, in Schmitts Gehirn vorzudringen.
    »Es ist also definitiv bewiesen, dass sich das Geldstück schon seit zweihundert Jahren auf der Erde befindet«, fasste sie erstaunt zusammen.
    Schmitts verwunderte es längst nicht mehr, dass Anna bereits von Dingen wusste, die noch gar nicht ausgesprochen waren. »Es muss mehrere davon gegeben haben. Die

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