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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Großmütter waren durch scheinbar natürliche Ursachen ums Leben gekommen. Alles, was sie tun mußte, war, lange genug am Leben zu bleiben, um eine Strategie zu entwickeln. Die anderen zu töten war leichter gewesen, weil sie nicht gewußt hatten, was auf sie zukam.
    Ratsch, ratsch, ratsch …
    Doris fuhr in ihrem Bett hoch, die Decke fest an die Brust gedrückt. Sie hatte ein Geräusch gehört. Sie war sich sicher. Aber von wo war es gekommen?
    Ratsch, ratsch, ratsch …
    Da war es wieder!
    Doris strengte sich an, deutlicher zu hören. Sie verfluchte sich selbst, daß sie die Hörhilfe, die Morris Kornbloom vor Monaten vorgeschlagen hatte, abgelehnt hatte.
    Erneut das Geräusch. Sie starrte auf die heruntergelassene Jalousie und hoffte, daß es einfach nur vom Wind, der gegen die Scheiben prasselte, stammte.
    Ratsch, ratsch, ratsch …
    Nein, es kam von der anderen Seite der Tür. Füße, die über den Teppichboden schlurften, etwas, das an den Schlössern herumfummelte.
    Doris spürte ihr Herz gefährlich pochen, und sie preßte beide Hände gegen ihre Brust. Ihre Lebenspillen waren in Reichweite, zusammen mit dem ständig präsenten Glas Wasser, aber natürlich mußte sie sich zuerst mit dem Einbrecher beschäftigen. Ihr Blick fiel auf das Telefon. Hastig griff sie danach und wählte die Nummer der Rezeption.
    »Hier ist Mrs. Kaplan«, flüsterte sie. »Jemand versucht meine Tür aufzubrechen. Bitte schicken Sie jemanden. Schnell.«
    »Sofort«, antwortete der Mann von der Rezeption, während draußen vor der Tür des Kratzen lauter wurde.
    »Möchten Sie, daß ich am Apparat bleibe?« fragte der Angestellte, aber Doris hatte schon aufgelegt und glitt leise aus dem Bett. Wenn der Sicherheitsdienst nicht rechtzeitig kam, konnte sie nicht erwarten, daß die Decken sie schützten. Sie mußte kämpfen. Die Überraschung wäre auf ihrer Seite, und das mochte ihr den entscheidenden Vorteil geben.
    Langsam – das Flimmern des Fernsehers war die einzige Lichtquelle – kroch sie zu ihrem Schreibtisch in der linken Ecke des Raumes. Blitze zuckten, als sie ihn erreichte, ließen sie erstarren und erneut ihre Hände ihre Brust umkrampfen.
    Auf dem Tisch lag ein vergoldeter Brieföffner, ein altes Erbstück, das sie seit Jahren in Ehren hielt. Er war an der Spitze nicht scharf, aber schwer und eine solide Waffe allemal. Sie umklammerte ihn mit zitternder Hand und ging zur Tür, mit ihren nackten Füßen leicht am Teppich festklebend.
    Der Donner peinigte ihre Ohren und übertönte jeden Laut, der von jenseits der Tür hätte kommen können. Das kratzende Geräusch hatte aufgehört. Doris glaubte ein Geräusch wie von einem Brecheisen in der Gegend des Riegels wahrzunehmen, aber sie war sich dessen nicht sicher. Sie kroch weiter, mit ihrem rechten Auge den Spion anvisierend.
    Das harte Klopfen, das lauter zu sein schien als der Donner, warf sie zurück.
    »Sicherheitsdienst, Mrs. Kaplan.« Weiteres Klopfen. »Ist alles in Ordnung? Können Sie mich hören?«
    Doris faßte sich und blickte durch den Spion. Ein uniformierter Wachmann stand vor der Tür, groß und breit. Er trug einen Revolver. Sie sah ihn am Schlüsselbund an seinem Gürtel fummeln.
    »Mrs. Kaplan, ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ja. Ich bin nur ein bißchen durcheinander. Warten Sie, ich öffne.«
    Doris hob die Hand zur Kette und zog sie wieder zurück. Sie hatte den Wächter auf der anderen Seite nie zuvor gesehen – wie häufig hatte sie schon Gelegenheit, das Sicherheitspersonal der Nachtschicht kennenzulernen?
    »Mrs. Kaplan?«
    Impulsiv riß sie die Kette zurück, drehte die Türriegel herum und schwang die Tür auf. Der Wächter war nicht so groß, wie sie gedacht hatte. Er machte keine Anstalten hereinzukommen.
    »Jemand hat versucht, Ihre Tür aufzubrechen«, berichtete er. »Daran gibt es keinen Zweifel. Die Schrammen sind nicht zu übersehen.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein, aber der Ausgang ist nur vier Türen weiter. Er könnte dahin gelaufen sein, als er das Öffnen der Fahrstuhltür hörte.« Er versuchte sie ermutigend anzulächeln, so wie es die Polizisten im Fernsehen tun. »Ich glaube nicht, daß er zurückkommt. Jedenfalls nicht heute nacht.«
    »Nein«, sagte Doris und überlegte schnell. »So ist das nicht, verstehen Sie? Ich bin bedroht worden. Telefonanrufe, ein Brief. Die Polizei konnte mir nicht helfen.«
    Das Gesicht des Wächters spiegelte Ratlosigkeit wider.
    »Nun …«
    »Könnten Sie hier oben bleiben? Vor der Tür,

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