Der Rat der Zehn
Inferno.
Er hörte das Geräusch von Sohlen, die auf Holz trafen, und plötzlich erschien Corbano am Ende des Treppenhauses. Waymann warf sich zu Boden und rollte ab, als der Kugelhagel aus der automatischen Waffe der Weißen Schlange die Wände über ihm zerstörte. Der Timberwolf verharrte einen Moment und feuerte dann einzelne Schüsse aus seiner Pistole in Corbanos Richtung ab.
»Stirb, du Scheißkerl!« schrie Corbano, während er wieder einen Feuerstoß abgab und den Rauch aus seinen Lungen hustete.
Waymann blieb geduckt und nutzte den Rauch, der sich im dritten Stock ausbreitete, als Tarnung. Als er plötzlich um eine Flurecke sprang, warf er sich mit der Schulter gegen eine Tür und krachte in einen Raum. Ein Feuerstoß aus Corbanos MP hieß ihn vom Treppenhaus her willkommen. Schritte kamen näher: Corbano!
Die Weiße Schlange drang feuernd in das Zimmer ein, aber der Timberwolf sprang hinter der Tür hervor und packte den heißen Lauf der Waffe. Sie rangen miteinander. Die Wucht ihres Kampfes schleuderte sie quer durch das Zimmer.
Plötzlich tauchte in der raucherfüllten Dunkelheit das Fenster auf. Sie krachten beide hindurch und rollten auf die Dachkante zu.
Ellie hatte Drew auf einem anderen Weg eine andere Treppe hinuntergeführt, wo der Rauch jedoch genauso stark war. Sie wußte, daß ein Haus dieser Größe ein zweites Treppenhaus haben mußte, das eine Flucht nach draußen ermöglichen könnte. Aber wie sollte sie es finden?
Der Gegner half ihr weiter.
Ellie und Drew waren gerade um eine Ecke gebogen, als Schritte zu hören waren. Jemand eilte eine Treppe hinauf!
Ellie preßte sich und Drew gegen die Wand und hoffte, daß der Rauch ihnen ausreichend Deckung bot. Dann sahen sie den letzten von Corbanos Söldnern. Ohne nach links oder rechts zu schauen, rannte der Mann nach oben und verschwand hinter einer Tür. Ellie zählte bis zehn und versicherte sich, daß niemand mehr folgte. Dann zog sie Drew mit sich nach unten.
Sie husteten beide, als sie am unteren Treppenabsatz ankamen. Ihre Augen tränten so sehr, daß es einige Sekunden dauerte, bis sie draußen hinter dem Haus wieder richtig sehen konnten. Drew irrte benommen umher. Die Frau zerrte ihn mit sich und zwang ihn, parallel zum brennenden Haus zu laufen. Sie waren nahe genug, um die Hitze der wütenden Flammen zu spüren, die begonnen hatten, sich durch die Mauern zu fressen.
Eine große grüne Plane tauchte vor ihnen auf, und die Frau zog ihn gegen die Plane. Sie atmete tief durch. Drew sah neugierig zu, als sie ein Stück der Plane beiseite zog.
Er sah, daß sie lächelte.
Das Dach wurde zur Kante hin flacher und bewahrte somit Waymann und Corbano vor einem mit Sicherheit tödlichen Sturz. Waymann war kurz im Vorteil, aber sie rollten weiter, und so konnte die Weiße Schlange die Finger gegen Waymanns Kehle drücken. Der Timberwolf fühlte, daß sein Kopf schon über die Kante des Daches ragte, und erkannte, daß Corbano versuchte, ihn völlig herunterzustoßen.
Anstatt den Druck seiner Finger an Waymanns Hals zu verstärken, versuchte Corbano seinen Kontrahenten zu stoßen. Dem Timberwolf gelang es, seinen Körper weit genug aus der Umklammerung herauszuwinden, um der Weißen Schlange das Gleichgewicht zu nehmen und seinen Gegner damit zur Seite zu werfen. Waymann befreite sich und sprang schneller auf als Corbano.
Die alten Rivalen standen sich auf dem rutschigen Dach gegenüber.
Corbano stürmte als erster mit einem schlecht berechneten Fußtritt los. Der Timberwolf blockte den Tritt ab und drehte das Knie mit Gewalt um. Corbano brüllte vor Schmerz, als Waymann ihn mit dem Kopf voran umwarf und ihn festhielt, um den Weg seines Feindes das Dach hinunter fortzusetzen. Plötzlich explodierten Dachschindeln unter seinen Füßen. Bewaffnete Männer schwangen sich einer nach dem anderen aus dem Fenster. Waymann riß die Weiße Schlange wieder hoch, hielt ihn von hinten am Hals fest, ließ Corbano hilflos schreien und machte deutlich, daß ihm die kleinste Bewegung das Genick brechen würde.
Die Wachen zögerten. Sie wirkten unsicher. Dann schwärmten sie auf dem Dach aus.
»Keine Bewegung!« schrie Waymann.
Sie pirschten jedoch weiter auf ihn zu.
»Ich bringe ihn um!«
Die Drohung ließ sie lediglich etwas langsamer werden, und der Timberwolf erkannte, daß eine Pattsituation entstanden war. Er zog sich in die hinterste Ecke zurück und fummelte nach dem letzten Gefäß mit Tränengas in seiner Jacke herum. Er suchte
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