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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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zitterte. Zuletzt versprach Trelana, sein Bestes zu tun, um ausreichend viele Männer und Boote vor der Flut um fünf Uhr fünfzehn nach Prudence Island zu bringen. Das war der erwartete Zeitpunkt, der Corbanos Pulver optimale Verbreitung durch die dann herrschenden Windverhältnisse garantierte. Trotzdem versprach er nichts. Die Zeit könnte zu knapp sein, um Menschen und Material an Ort und Stelle zu haben. Drew sollte Trelanas Flotte mit Lichtsignalen zum Angriff auffordern – sofern sie sich denn überhaupt zeigen sollte.
    Drew und Waymann fuhren mit einem gestohlenen Auto vom Motel bis zum Atlanta Airport und buchten einen Nonstop-Flug nach Boston. Dort fuhren sie mit einem Mietwagen auf der Route 95 nach Bristol auf Rhode Island, wo sie gerade noch die Zwei-Uhr-Fähre nach Prudence Island erwischten. Sie hatten keine Möglichkeit zu erfahren, ob Trelanas Männer die Insel rechtzeitig erreichen würden. Das einzige, was sie wußten, war, daß Corbano auf jeden Fall dort war.
    Elliana würde inzwischen Lissabon erreicht haben. Sie würde bald den Rat der Zehn sehen können. Aber auch wenn sie die Festung im Schloß zerstören würde, konnte sie nichts gegen Corbano tun. Er gehörte Drew und dem Timberwolf. Wenn sie versagten, würde die Bevölkerung der amerikanischen Ostküste ausgelöscht werden.
    Die herbstliche See war unruhig. Eine steife Brise ließ Drew frösteln. Die Luft war dunstig und grau, aber er kostete jeden Atemzug aus, der den Nebel in seinen Mund fließen ließ. Er wurde sich plötzlich bewußt, wie wunderbar so ein feuchter Wind war. Der Timberwolf lehnte neben ihm an der Reling.
    »Was machen wir, wenn wir ankommen?« fragte Drew.
    »Wir mieten ein Boot und besorgen uns eine Pistole und Leuchtspurmunition. Wir brauchen nicht an Land nach Corbano zu suchen. Er wird jetzt auf dem Wasser sein.«
    Es war beinahe Viertel vor vier, als die Prudence II an der wackligen Pier anlegte. Im Grau des Herbstes sah alles öde und trist aus.
    Der einzige Matrose der Prudence II machte die Fähre an der Pier fest und schob einen Teil der Reling zur Seite, um den sieben Passagieren das Aussteigen zu ermöglichen. Die hölzerne Pier war krumm und schief. Waymann und Drew gingen als erste von Bord, wobei Drew jeden einzelnen Schritt in seinen gemarterten Knochen und Muskeln spürte. Seine Verletzungen waren zu zahlreich, als daß er sie überblicken konnte, aber seine Angst und seine Entschlossenheit gaben ihm die Kraft weiterzugehen. Sie gingen auf einen schmalen Kai zu, auf dem sie eine einzelne Zapfsäule entdeckt hatten. Eine fünfzigjährige Frau in verblichenen, ausgebeulten Jeans, das Haar zu Zöpfen geflochten, saß am Eingang des Shops und sah den beiden sich nähernden Fremden entgegen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie.
    »Wir brauchen ein Boot«, sagte Waymann.
    »Zu dieser Jahreszeit? Das ist nicht gerade gut gewählt.«
    »Wir sind nicht wählerisch. Wir wollen nur irgendein Motorboot.«
    Sie stand auf und zeigte nach rechts. »Gehen Sie diesen Weg ungefähr vierhundert Meter entlang. Das ist der Hauptkai, Potter's Wharf genannt. Suchen Sie Captain Jack.«
    »Wie können wir ihn finden?«
    »Er ist der einzige dort.«
    Captain Jack war ein mürrischer, fast zahnloser Mann, der nach dem Fischfang vom Morgen roch. Er filetierte die letzte Lieferung für den heimischen Markt, als Waymann und Drew ihn in einem Schuppen fanden.
    »Kann ich etwas für euch Stadtmenschen tun?« fragte er, als er sie sah, und zog seine dicken Gummihandschuhe aus, behielt aber die rote Gummischürze an.
    Waymann trat näher. Drew sah Captain Jack an. Captain Jack hatte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Haijäger im Film Der weiße Hai.
    »Wir brauchen ein Boot«, sagte der Timberwolf.
    Captain Jack schlug die Hände zusammen. »Da seid ihr an der richtigen Stelle. Wollt ihr ein bißchen fischen?«
    »Sozusagen.«
    »Wir haben da einige Buchten, die ich euch empfehlen kann. Das Dumme ist nur, daß die meisten meiner Boote an Land liegen, weil wir dieses Jahr wenig zu tun hatten. Ich bin aber trotzdem in der Lage, euch ein gutes Boot anzubieten.«
    Sie folgten dem Captain aus dem Schuppen heraus und die Pier hinunter, wo es schien, als würden die Planken sich nach Lust und Laune bewegen. Sie blieben vor fünf Booten in verschiedenen Stufen von Reparaturbedürftigkeit stehen. Das beste war ein schmaler Kabinenkreuzer mit einem daran befestigten Dingi.
    »Alle diese Boote laufen gut«, sagte Captain Jack.
    »Wir

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