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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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nicht.«
    »Du würdest es vorziehen, wenn ich ein pensionierter Meisterspion oder, noch besser, ein aktiver Meisterspion wäre, der seine Agenten von einem Ecktisch in diesem Etablissement aus befehligt.«
    »Du kennst die Fachterminologie erstaunlich genau.«
    »Die Umgangssprache in der Welt der Spione ist hauptsächlich Mythen zuzuschreiben, besonders Thrillerromanen, jedem zugänglich für weniger als vier Dollar das Stück. Geheime Informationen sind das wohl kaum. Als Schriftsteller solltest du das wissen.« Jabbas Blick wurde schärfer. »Ah, jetzt verstehe ich. Vielleicht willst du eine Story aus dem alten Hutt herausquetschen, eine Story, die auf die Titelseiten der wichtigsten Tageszeitungen kommt, vielleicht eine Newsweek- Titelgeschichte wird. Nun, hab keine Angst, mein Junge, der Hutt wird alles so erzählen wie immer … aber erwarte nicht, daß sehr viele Leute zuhören werden.«
    Drew sank in den Sessel zurück und fühlte tiefes Bedauern für den alten Mann – noch mehr bedauerte er, ihm so zugesetzt zu haben. Er hatte sich hier vergraben, war auf Gäste angewiesen, die betrunken genug waren, um zuzuhören, und in all den langweiligen Nächten gab er sein Geld aus, damit Leute um ihn herumsaßen und ihm ein freundliches Wort gönnten.
    »Aber ich habe deine Frage nicht beantwortet«, sagte Jabba.
    »Du mußt nicht …«
    »Ja, aber ich werde es tun. Ich habe es versprochen. Ein Rätsel zu sein, paßt zu mir, meinst du nicht, mein Junge? Ich ziehe den Schatten der Materie vor. Die Leute wissen von mir nichts Konkretes. Ich wiederhole meine Behauptung von vorhin, daß die Wahrheit nur im Zusammenhang liegt. Wenn sich der Kontext ändert, tut es auch die Wahrheit. Ich kann alles sein, was die Leute möchten, das ich bin – ein Trinker, ein Schnorrer, ein verkanntes Genie, ein alter Professor, ein Meisterspion – alles. Und weil ich jedem Kontext seine eigene Freiheit lasse, fühlen sich die Leute um mich herum wohl. Sie selbst haben schließlich alles das herausgekriegt, was sonst keinem anderen gelungen ist.«
    Drew lächelte sanft. Er hatte all die Gerüchte und Geschichten gehört und vermutete, daß keine von ihnen ganz wahr war, aber zumindest, ein Teil von jeder ein Körnchen Wahrheit enthielt. Der Hutt selbst hatte oft gesagt, es gäbe keine Mythen, aus denen nicht wenigstens ein bißchen Wahrheit sprach.
    »Laß mir meinen Tisch und meinen Hof, Drew«, sagte er, Jordan dabei mit der Nennung seines Vornamens schockierend. »Und laß dir selbst Raum. Die meisten Leute wollen einfach mehr sein – du willst alles sein.«
    Drew stand auf und schob seinen Stuhl zurück. »Ich muß gehen. Ich sehe dich … beim nächsten Mal.«
    »Ich werde hier sein«, sagte Jabba, der Hutt.
    Die Fahrt nach Hause war schwierig. Drews Konzentration schwankte. Zum Teil war der Wodka daran schuld, obwohl Drew es eher auf die nachklingende Erregung des Kampfes und Jabbas vage Reflexionen über das Leben und die Relativität der Dinge zurückführte. Diese Dinge sollten ihn nicht stören, aber heute nacht, fand Drew, taten sie es.
    Ja, der Hutt versteckte sich bei Clyde, aber wenn man es genau betrachtete, mußte Drew zugeben, daß er selbst es auch tat. Er hatte die Universität von Georgetown vor vier Jahren nach einer soliden akademischen Karriere mit dem eisernen Vorsatz verlassen, Schriftsteller zu werden. Schreiben bedeutete Freiheit, sein eigener Chef zu sein, keine Befehle entgegennehmen zu müssen oder Überstunden im Büro machen zu müssen. Er schrieb gut genug, um in mehreren wichtigen Zeitschriften zu landen. Aber Zeitungsverleger werden schnell zu Chefs, wenn man für sie ein paar Artikel geschrieben hat. Also wurde Drew bald klar, daß das Schreiben von Büchern das richtige für ihn war. Er hatte ein Exposé für ein Buch ausgearbeitet und war bereit, sich in die Arbeit hineinzustürzen.
    Eigentlich sollte er heute abend weiter an seinen Recherchen arbeiten, statt seine Zeit bei Clyde zu vergeuden. Nach seiner Graduierung von der Universität war er in der Gegend von Georgetown geblieben, weil er sich hier wohlfühlte. Drew konnte die M-Straße entlanggehen und sich immer noch jung fühlen, sich als Teil des Collegelebens fühlen, dessen Lebensstil aufzugeben er sich geweigert hatte. Clubs und soziale Veranstaltungen hatten ihm viele Freunde aus Jahrgängen unter ihm eingebracht, aber nun hatten selbst die Studienanfänger von damals graduiert, und Drew fühlte sich älter als ihm recht

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