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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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keine Ausnahme. Ihre Hände tasteten, streichelten, rieben. Drew hörte nie auf, sich darüber zu wundern, wie sie ihn erregen konnte, gleichgültig, in welcher Stimmung er war. Heute nacht war er bereit, und das steigerte sein Vergnügen. Er richtete sich über ihr auf und bewegte sich geduldig, versuchte jede Bewegung abzustimmen, aber nach ein paar Sekunden übernahm der Instinkt, und er verlor sich in ihr. Minuten später war es vorbei, und er fühlte sich warm und zufrieden.
    Nicht lange danach versuchten sie es wieder, dieses Mal mit vertauschten Positionen, so daß Pam führen konnte. Danach sanken sie erschöpft auseinander, und Pam fiel fast augenblicklich in den Schlaf. Drew blieb noch einige Zeit wach, und ihm war so, als sei er gerade erst eingeschlafen, als ihn das Telefon auf seinem Nachttisch weckte. Er fummelte in der Dunkelheit nach dem Hörer, erwischte ihn schließlich und mußte daran denken, wie sehr er nächtliche Telefonanrufe fürchtete.
    »Ja? Hallo?«
    »Ist Mr. Jordan da, bitte?«
    »Am Apparat.«
    »Andrew Jordan, ich bin Dr. Morris Kornbloom. Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für Sie …«

5
    »Das Leben eines Menschen wird beurteilt nach …«
    Die Stimme des Rabbis dröhnte durch die Hitze der Grabstätte von Doris Kaplan in West Palm Beach. Die Trauerfeier im Tempel Beth El war von vielleicht zweihundert Leuten besucht worden, und etwa die Hälfte von ihnen nahmen an der Prozession zur Begräbnisstätte teil. Laut Dr. Kornbloom war Drews Großmutter in den frühen Morgenstunden am Donnerstag nach einem schweren Herzanfall gestorben. Jetzt, Freitagnachmittag, schaute Drew zu, wie sie beerdigt wurde.
    Er war bis jetzt wie betäubt durch den Tag gekommen. Er nahm höflich aufrichtige Beleidbekundungen von Dutzenden von Leuten entgegen, von denen er den wenigsten je begegnet war. Es war alles sehr unheimlich und zermürbend, und Drew hatte sich nie so einsam gefühlt. Pam hatte ihn unbedingt nach Kalifornien begleiten wollen, aber er ließ es nicht zu, weil er wußte, wieviel Arbeit sie hatte und wie weit sie zurückfallen würde, wenn sie auch nur drei Tage verlieren würde. Also würde er es allein durchstehen, wie so oft in seinem Leben.
    Sicherlich, Unglück war nichts Neues für ihn. Das Schicksal suchte ihn nicht zum erstenmal heim. Vor einundzwanzig Jahren, an einem regnerischen Tag in Westchester, war die Nachricht vom Tod seiner Eltern von einem berittenen Staatspolizisten ins Haus gebracht worden. Seine Großmutter hatte damals alles in die Hand genommen. Bei der Beerdigung hatte er sich nicht einsam gefühlt, weil sie bei ihm war. Jetzt war es ihre Beerdigung, und er hatte mehr geweint als damals.
    Sie war eine starke Frau, und Drew hatte sie immer für einen Riesen gehalten. Erst als sein Wachstumsruck im Alter von elf Jahren begann, wurde ihm klar, daß seine Großmutter kaum größer als einen Meter sechzig war und daß er den gleichen Fehler wie andere Kinder gemacht hatte, die oft Erwachsene, die sie achten oder lieben, als riesengroß empfinden. Sie war so lange wirklich alles für ihn gewesen, aber in diesem letzten Jahr hatte sich Drew von ihr zurückgezogen, und nun erzeugten Schuldgefühl und Schmerz dicke Klumpen in seinem Magen.
    Seine Reaktion war eigentlich ganz normal gewesen. Während der Collegezeit und auch noch danach immer unterstützt, hatte er schließlich beschlossen, es allein schaffen zu wollen. Es war Zeit, erwachsen zu werden oder zumindest, es zu versuchen. Er war zu alt für das College und zu alt, um von seiner Großmutter unterhalten zu werden. Also hatte er sich im vergangenen Jahr fast zum Wahnsinn getrieben und Artikel um Artikel ausgestoßen. Die Hälfte wurde abgelehnt, aber die andere Hälfte wurde veröffentlicht, und dann hatte er genug gespart, um die Artikel für eine Weile beiseite zu schieben und mit der Arbeit an seinem Buch zu beginnen.
    Genug gespart … wen belog er da? Nur die Tatsache, daß seine Großmutter die Zahlungen für seinen Wagen und sein Haus übernahm, erlaubte ihm, so etwas wie den Beginn einer Schriftstellerkarriere vorzutäuschen. Als er begonnen hatte, ihre regelmäßigen Schecks zurückzuweisen, war ihre Antwort gewesen, er werde sich niemals Sorgen um Geld machen müssen. Sie habe das geregelt.
    Doris Kaplan war eine starke Frau gewesen, die nie von irgend jemand etwas hingenommen hätte. Jetzt, als die Stimme des Rabbiners weiter über den Friedhof dröhnte, erinnerte Drew sich traurig an

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