Der Rat der Zehn
Glückstreffer geraten sein …«
Sie sah ihn mißbilligend an. »Ja, ich glaube, so was hab' ich schon mal gehört.«
»Du klingst nicht sehr erfreut darüber.«
»Warum sollte ich? Du gehst mit deinen Freunden aus, wirst sauer …«
»Ich war nicht sauer.«
»Na schön. Erwarte aber bitte nicht, daß ich von deinem Macho-Mist beeindruckt bin.«
»Was sollte ich tun? Zulassen, daß Jabba der Schädel eingeschlagen wird?«
»Du mußtest es nicht genießen.«
»Wer sagt, ich …«
»Du!« schrie Pam ihn an. »Es steht dir im Gesicht geschrieben. Du siehst aus wie ein Hund, der gerade einen Eindringling aus seinem Revier verjagt hat. Komm, Liebling, sieh mir in die Augen und sag mir, du warst nicht glücklich, als sich dir die Gelegenheit bot, deine Fäuste zu gebrauchen.«
Drew regte sich nicht auf. Lügen war sinnlos. Pam kannte ihn besser als er sich selbst.
»Du gehst in die Wälder und spielst Rambo«, fuhr sie fort, »und jetzt läßt es dich nicht mehr los. Die Spiele sind dir nicht mehr genug. Du willst auch in Wirklichkeit den Helden spielen.«
»Sie haben einem meiner Freunde das Gesicht in einen Caesarsalat gedrückt.«
»Also war Drew Jordan die Rettung. Kein weißes Pferd und ein Sechsschüssiger, einfach ein paar Fäuste, denen Sandsäcke nicht mehr gut genug sind. Und statt eine silberne Kugel zurückzulassen, bist du mit einem Lächeln gegangen.«
Sie erhob sich. Drew hielt sie sanft an den Schultern zurück.
»Du bist zu müde zum Fahren«, sagte er.
»Und wenn ich anderer Meinung bin? Was tust du dann? Pustest du meine Lichter auch aus?«
»Nee, ohne Tonto bin ich aufgeschmissen. Außerdem … wenn ich dich k.o. schlagen und das ausnützen würde, würde es nicht annähernd soviel Spaß machen.«
Sie fing an, sich aus seinem Griff zu lösen und seufzte dann mit müdem Lächeln. »Du weißt, warum ich nicht länger als dreißig Sekunden auf dich wütend sein kann? Weil du dich nicht mit mir streitest. Du stehst da und nickst zu allem, was ich sage.«
»Nicht immer. Heute nacht war es nur die Wahrheit.«
»Du weißt es selbst …«
»Das heißt nicht, daß ich es ändern könnte, nicht einmal, daß ich es möchte. Hauptsächlich gehe ich deshalb weiter in das Camp, weil ich mich dort lebendig fühle. Und heute nacht habe ich mich noch lebendiger gefühlt, weil das, was ich getan habe, wirklich zählte. Ich habe jemandem geholfen, der in Not war. Was dir nicht klar zu sein scheint ist, daß du, was einige Leute betrifft, all deine Werturteile und deine vernünftigen Ansichten aus dem Fenster werfen kannst. Geh auf sie zu mit einem ›Kommt doch, Freunde‹, und du wirst mit Glück noch bis zum ›doch‹ kommen, bevor dich ein schneller Schlag permanent lispeln läßt. Ich habe das getan, was ich tun mußte, heute nacht. Wie ich mich dabei fühlte, tut nichts zur Sache.«
»Primitivität für die Primitiven, richtig?«
Drew zwinkerte und umfaßte zärtlich ihre Schultern. »Da wir gerade von primitiv sprechen …«
»Du fängst schon wieder davon an.«
»Ich Tarzan, du Jane. Du sagen, wir gehen machen Boy?«
»Manchmal wünschte ich, ich würde dich nicht so schrecklich lieben.« Sie küßten sich.
»Bei mir oder bei dir?« fragte er.
»Was immer näher ist.«
Drew hatte mit vielen anderen Mädchen und Frauen geschlafen, aber selten hatte er den Wunsch verspürt, über eine passive Teilnahme hinauszugehen, sobald der Akt vorbei war. Mit Pam war der Akt selbst erst der Anfang. Er mochte es einfach, neben ihr zu schlafen, die Arme ineinander verflochten, die Brust aneinandergepreßt. Er liebte es, in den frühen Morgenstunden aufzuwachen und sie einfach neben sich zu sehen. Er umarmte sie dann fest, und irgendwie umarmte sie ihn dann im Schlaf zurück. Sie liebte ihn, ohne alle seine Handlungen zu akzeptieren, und dieses konstante Geben und Nehmen hatte sie noch enger zusammengebracht. Drew mochte Kritik; auf gewisse Weise sah er in ihr den besten Weg, wie man zeigen konnte, jemanden gern zu haben. Toleranz oder passives Akzeptieren hatten bei ihm nie funktioniert, und er konnte nicht auf Dauer mit einer Frau Zusammensein, die ihn mit zuviel Nachgiebigkeit behandelte. Pams Stärke war eigentlich nicht physischer Natur, aber sie war unbestreitbar da und in vieler Hinsicht größer als die Kraft, die es ihm erlaubt hatte, die Rykerbrüder bei Clyde mühelos niederzuschlagen.
Sie wußte, wann sie die Führung übernehmen mußte und wann nicht, und die heutige Nacht bildete
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