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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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würde bedeuten, zwei Fische mit einem Stein zu töten, dachte Marco, der die amerikanischen Redewendungen nie so ganz gemeistert hatte.
    Miguel steuerte den stotternden Cady die Route 95 herunter und bremste an der nächstgelegenen Ausfahrt zu einer Privatschule mit dem ausgefallenen Namen Ransom-Everglades, während sein Bruder auf dem Beifahrersitz an einem fetten Joint zog. Miguel wußte, daß Marco der besser Aussehende von beiden war, aber Miguel war unbestreitbar der Klügere. Er sah nicht klug aus, weil sein Gesicht viereckig und flach, seine Haut und sein Haar ständig fettig waren. Akne hatte ihn als Jugendlichen heimgesucht, und er hatte die Pusteln voller Verzweiflung aufgekratzt, was sein Gesicht vernarbt und gezeichnet zurückließ. Als wäre das nicht genug, hatten einige Messerstechereien in kubanischen Gefängnissen sein linkes Auge teilweise geschlossen und eine lange Narbe auf seiner rechten Wange zurückgelassen. Er haßte Spiegel und sah nur in dämmrigen Badezimmern in sie hinein.
    Der richtige Name seines Bruders war Julian, aber er hatte ihn bei der Ankunft in den Staaten geändert, weil Julian meinte, eher wie ein Marco auszusehen. Anglos sagten, er sehe einem toten lateinamerikanischen Komiker namens Freddie Prinze ähnlich, besonders durch seinen Schnurrbart. Wie er gestorben sei, wollte Marco wissen. Er blies sich sein Hirn weg, erzählten sie ihm. Welch eine Art zu gehen …
    Miguel fuhr den Cady zum Eingang des Ransom-Everglades hinauf und drückte auf einen Knopf, der alle Türschlösser öffnete. Ein langhaariger Anglo in einer flotten Lederjacke kletterte auf den Rücksitz. Zwei weitere Schulen, und zwei weitere Jungen schlossen sich dem ersten auf dem Rücksitz des Cady an. Einer trug eine austernfarbene Kordsamthose und einen Highschoolblazer. Der andere trug Jeans und eine leichte Windjacke.
    »Hey, Mann«, sagte Marco. »Laßt uns feiern.«
    Miguel steuerte den Cady zurück nach South Beach, zum südlichen Ende der Collins Avenue, die ihr wichtigstes Gebiet war. Ein kleines kubanisches Restaurant war das Hauptquartier ihres Mannes, Ramon, gewesen, bis der Gockel, bald ein toter Hurensohn, eingedrungen war. Die Riveros glaubten, er sei ein Teil von etwas Größerem, also war ein Exempel nötig. Es war Miguel, der eintrat, froh zu sehen, daß das Restaurant bis auf einen großen, dunklen Mann, der mit einer Schürze hinter dem Tresen stand, leer war.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte der Hurensohn auf Spanisch.
    »Jaa«, gab Miguel zurück. »Ich möchte etwas mitnehmen.« Jetzt, dem Tresen direkt gegenüber: »Für Ramon.«
    Seine Faust kam hoch. Der Hurensohn hatte keine Zeit zu reagieren. Der Schlag krachte auf seinen Solarplexus und bog ihn über die Theke. Der Kerl war groß, aber er war langsam. Miguel schlug ihn zum Vergnügen noch einmal auf den Hinterkopf, und dann führte er ihn halb, halb zog er ihn aus dem Restaurant und quetschte ihn auf den Rücksitz des Cadys zu den Anglokids, bevor irgend jemand in South Beach etwas machen konnte. Dann saß er wieder hinter dem Steuer des Cady und brachte den Motor auf Touren.
    »Laß uns feiern, Mann«, sagte Marco.
    Miguel fuhr den Cady nordwärts zur Orange Bowl und dort zu einem verlassenen Warenhaus, das den Brüdern als Zuhause und Hauptquartier diente. Es machte ihnen nichts aus, die Anglos an diesen Ort zu bringen, da sie nicht mehr in der Lage sein würden, irgend jemanden davon zu erzählen. Die Jungen saßen zusammengequetscht auf dem Rücksitz, während die Wirkung von Marcos Stoff ausreichend nachließ, um Angst hochkommen zu lassen. Der Fremde neben ihnen war nur halb bei Bewußtsein, die Augen glasig. Er stöhnte und roch nicht allzu gut.
    Miguel schleppte ihn durch die Eingangstür des Warenhauses, während Marco den anderen den Weg zeigte.
    »Kommt herein, Mann, es ist Zeit zu feiern!« verkündete er aufgeräumt, als meinte er es wirklich so.
    Er schloß und verriegelte die Tür hinter den Jungen. Der Raum, in dem sie sich befanden, sah wie ein riesiges Wohnzimmer aus, abgeteilt mit alten, zerbrochenen Möbeln, die über einen staubbedeckten Boden verteilt waren.
    Miguel stieß den Fremden zu Boden, dann trat er ihn einmal gegen den Kopf und zweimal in die Eingeweide. Der Mann krümmte sich und entließ mit einem Zischen die Luft aus seinen Lungen. Miguel trat ihn noch einmal in den Leib. Der Mann rollte herum.
    Marco schlang seinen Arm um die Schulter des Jungen mit der Lederjacke. Er drückte sie sanft.
    »Ich

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