Der Rat der Zehn
hinüber auf den hinteren Teil des Golfplatzes.
Der Gedanke, daß seine Großmutter in derselben Anlage ermordet worden war, kam ihm nicht, während er an den sorgsam gepflegten Fahrzeugen entlangrannte. Wieder gab es seinetwegen allerlei Rufe, und wieder rannte er einfach davon. Sein Hirn hatte nun angefangen, logisch zu denken. Vom Golfplatz aus würde er auf die South County Road kommen, die ihn direkt zur Worth Avenue führen würde. Viele Passanten, Aktivität und zahlreiche Geschäfte. Mit Glück würde seine Spur sich dort in der Menge verlieren.
Er wechselte in einen Spaziergängerschritt über, sobald er die South County Road erreicht hatte, und hielt diese Gangart bei, bis schließlich die Worth Avenue auftauchte. Die lange Straße war umsäumt von luxuriösen Geschäften, die ihre bekannten und leicht einprägsamen Namen zur Schau stellten. Dies war die Palm-Beach-Version des Rodeo Drive in Beverly Hills, eine reichere Version von Georgetowns M-Straße. Daran zu denken, beruhigte ihn, als er zur Esplanadenarkade der Läden und Warenhäuser kam, die auf zwei Ebenen, einer neben dem anderen, lagen. Drew ging in Richtung Esplanade, sich darüber klar werdend, daß er mehr als alles andere ein Telefon brauchte.
Er hörte jetzt deutlich die Sirenen, die in der Nähe heulten. Er stellte sich die endlose Parade von Fahrzeugen vor, die aus allen Richtungen mit quietschenden Bremsen vor dem Too-Jay's zum Halten kamen. Royal Poinciana Plaza würde von Polizei überschwemmt sein. Drew ging durch den Parkplatzeingang in die Esplanade. Pfeile, die den Standort von öffentlichen Fernsprechern anzeigten, führten ihn nach rechts. Er erwartete ein Standardmünztelefon, fand aber statt dessen ein neueres Münztelelefonmodell mit einem Tastenfeld vor, das auf einem Tisch stand und dessen Münzschlitze vorn angebracht waren.
Drew setzte sich in den Sessel vor einem der Telefone, endlich in der Lage, seine Gedanken zu ordnen. Er war ins Too-Jay's gegangen, um Trelana zu töten. Aber jemand anders hatte den Drogenkönig umgebracht und dann versucht, ihn zu töten.
Ein Mann, den er erschossen hatte. O Gott …
Alles an Mastersons Plan war schiefgelaufen. Entweder der Agent hatte ihn verladen … oder er war selbst verladen worden. Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
Drew warf einen Vierteldollar ein und wählte Mastersons Privatnummer. Es klingelte und klingelte.
Und blieb unbeantwortet.
Er war allein.
8
Sonntag war insgesamt ein beschissener Tag für die Riverobrüder gewesen. Es machte ja nichts, daß ihr sechs Monate alter, spezialangefertigter Cadillac mit Fehlzündungen auf den Straßen von South Beach wie ein sterbender Hund herumstotterte und schon um eine Überholung zu betteln schien. Das machte wirklich nichts. Der Wagen konnte repariert, notfalls ein ganz neuer gekauft werden. Aber ihre anderen Probleme würden nicht annähernd so einfach zu lösen sein.
Zunächst einmal hatten sie die Bezahlung und die Lieferinstruktionen für ihre neueste Ladung von Pulver nicht bekommen. Dieser spezielle Kokainkanal war der bei weitem zuverlässigste und lukrativste gewesen, und die Brüder würden alles tun, um ihn nicht zu gefährden. Aber etwas mußte irgendwo schiefgegangen sein. Die Lieferung des Pulvers war rechtzeitig eingegangen, und alles war bereit für das Treffen. Dann zeigte sich der Kurier nicht. Die Riveros blieben auf zweihundert Pfund unverschnittenen Pulvers sitzen, das sie sich nicht selbst zu bewegen trauten. Schließlich mußten sie sich an die Abmachung halten. Scheiße, einige Dinge waren eben heilig.
Dann war da das Problem des neuen Pushers, der am Wochenende ihren besten Straßenmann herausgezwungen und selbst einen Handel aufgemacht hatte. Der Mann wußte offensichtlich nicht, mit wem er sich anlegte. Aber die Riveros hatten ihn ziemlich schnell ausgemacht und waren bereit, für ihn ein Rendezvous mit den Engeln zu arrangieren.
Problem Nummer drei war ein bißchen komplizierter. Die drei Anglokids, die für sie Pulver und Pillen in den Schulen von Miami vertrieben, lieferten nicht soviele Scheine ab, wie sie sollten. Die Riveros wußten, daß die Kids selbst absahnten, und vor ein paar Jahren hätten sie sich eifrig darauf gestürzt, den Jungen heiße Feuerhaken in den Hintern zu schieben. Aber sie waren jetzt Geschäftsleute und mußten auch wie Geschäftsleute denken, wie möglicherweise das Problem Nummer zwei zu benutzen, um Problem Nummer drei lösen zu helfen. Es
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