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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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seine Leibwächter direkt neben ihm. Der Mann roch nach süßem, teuren Eau de Toilette. Alles an ihm schien perfekt, seine natürlich gebräunte Haut ließ ihn gesund und fit für einen Mann von sechzig erscheinen.
    Drew haßte Trelana.
    Aber die Realität dessen, was er im Begriff war zu tun, wurde ihm plötzlich bewußt. Er begann am ganzen Leib zu zittern, bis er sich wieder an seinen Haß klammerte. Das war der Mann, der bald auch ihn töten lassen wollte.
    Außer er würde zuerst zuschlagen. Mehr von den Lektionen des Söldnercamps kehrte zurück. Wie man mit einer Szene verschmilzt und einfach als Teil davon erschien, um diejenigen um sich herum so zu beeinflussen, daß sie ihre Verteidigungshaltung auf einer niedrigeren Ebene hielten.
    Er konnte Trelana und seine Leibwächter im Speisesaal glucksen hören. Das goß den Rest Öl ins Feuer, den er brauchte.
    Seine Bestellung stand auf dem Tresen des Sandwichbereichs, und er brachte sie zu dem anderen besetzten Tisch seines Gebiets, die Bestellungen dabei durcheinanderbringend, so daß er die Teller umtauschen mußte. Er verfluchte sich selbst für sein Versehen, weil es Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hatte. Aber die Rückkehr in den Speisesaal gab ihm die Möglichkeit, die Position von Trelanas Tisch und damit des Drogenkönigs selbst auszumachen. Er saß tatsächlich zwischen seinen Leibwächtern an einem Tisch an der hinteren Spiegelwand.
    Wie erwartet. Perfekt.
    Es war Zeit.
    Drews Hirn arbeitete jetzt schnell, aber seine Bewegungen kamen ihm langsam vor. Sein Rücken spannte sich in Erwartung eines Schreis hinter ihm – eine Beschuldigung, die von einem von Trelanas Leuten an den Kopf geworfen und vielleicht von einer gezogenen Kanone begleitet wurde.
    Aber nichts dergleichen passierte. Er ging an ihnen vorbei durch die Schwingtür in die Küche und bewegte sich unauffällig zum Kleiderständer. Ohne zu zögern zog er die Pistole aus der rechten Tasche seiner Windjacke und preßte sie schnell an seinen Körper, bevor er sie unter seiner Schürze hinter seinen Gürtel gleiten ließ.
    Drew zitterte, als er durch die Schwingtür wieder herauskam. Das war diesmal kein Spiel, das draußen in den Wäldern gespielt wurde. Es war Realität. Aber es herrschten die gleichen Regeln, versuchte er sich einzureden. Haß, laß den Haß nicht verschwinden …
    Seine Gedanken wurden klarer. Ihm wurde klar, daß er nicht einfach auf Trelanas Tisch zugehen und dann schießen konnte. Er würde dabei die ganze Zeit als ein sich offensichtlich ungerufen Nähernder beobachtet werden. Sobald er nach seiner Kanone griff, wäre er erledigt. Er brauchte eine Ablenkung, am besten etwas, das vollkommen normal wirkte.
    Ein Tablett mit Sandwiches erschien auf dem Stahltresen vor ihm. Drew hatte die Antwort.
    Er packte das Tablett und ging, ohne zu zögern, langsam, aber ohne Umweg in Richtung Speisebereich. Als er ihn erreichte, sah er durch die hintere Fensterwand und bückte sich, um die Schnürsenkel festzubinden, das Tablett dabei für einen Moment auf einen freien Platz stellend. Das Zeichen war jetzt gegeben. Der Fluchtwagen würde auf dem Weg zum Eingang des Too-Jay's sein. Er blickte zu Trelanas Tisch hinüber.
    Einer der Leibwächter hatte seinen Platz gewechselt! Er saß nun auf der anderen Seite des Tisches, Trelana gegenüber. Drew war den Angriff im Kopf tausendmal durchgegangen, aber nie in dieser Anordnung.
    Improvisiere …
    Ja, das war es!
    Drew nahm wieder das für einen anderen Tisch bestimmte Sandwichtablett und stand auf. Seine Hände zitterten nicht mehr. Sie fühlten sich kalt und klamm an, aber sie waren ganz ruhig. Selbst der Schweiß war getrocknet. Er fühlte sich überraschend ruhig.
    Er ging direkt auf Trelanas Tisch zu, das Tablett vorsichtig mit der linken Hand balancierend. Seine Rechte befand sich damit in günstiger Reichweite zur Pistole.
    Nur noch ein bißchen näher …
    Er blieb rechts neben dem Leibwächter, der Trelana gegenübersaß, stehen, alle drei Männer wurden still und sahen auf, als Drew sein Tablett auf einen Platz neben sich stellte.
    »Nun, wer hat …«
    Die Worte dienten lediglich der Ablenkung, während Drew seine Pistole mit einer einzigen Bewegung heraus- und hochriß, bereit zu schießen. Aber im letzten Moment, selbst als sein Finger bereits den Abzug gefunden hatte, wußte Drew, daß er nicht in der Lage war, ihn durchzudrücken. Dies war kein Spiel in den Wäldern. Die Kugeln waren echt, und er war ein Narr gewesen zu

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