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Der Rat der Zehn

Titel: Der Rat der Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Trelanas Leute anrufen und dann vorerst in Sicherheit sein.
    Der Flug hatte sich als anstrengend erwiesen. Obwohl er körperlich erschöpft war, hatte er nicht schlafen können. Er hätte sich glücklich fühlen, triumphieren sollen. Statt dessen mußte er ständig an seine Großmutter denken, die etliche solcher Flüge unternommen hatte und dabei jedes Mal glaubte, daß ihr Koffer voll mit Kokain war, während er in Wirklichkeit etwas anderes enthielt, für das sie schließlich ihr Leben lassen mußte. Außerdem ließ ihn der Gedanke nicht los, daß er in Nassau wieder jemanden getötet hatte, als er einen der Männer am Potters Cay mit vier Kugeln vollgepumpt hatte. Das Problem war, daß es ihn dieses Mal überhaupt nicht störte, aber der Meinung war, daß es ihn stören müßte. Er hatte keine Schuldgefühle gehabt, als er den Mann im Too-Jay's tötete. Der hatte versucht, ihn zu töten. Das gleiche traf auch auf Nassau zu, mit dem Unterschied, daß Drew nichts dabei fühlte, wieder jemanden umgebracht zu haben. Er war verändert. Er konnte es spüren, aber er konnte es sich nicht richtig erklären.
    Drew durchquerte das Flughafengebäude im Schutz der Menschenmenge. Viele lösten sich heraus und eilten hin zu denen, die zu ihrer Begrüßung gekommen waren. Drew lächelte und gab vor, es ebenso wie sie zu tun. Ohne zurückzublicken, folgte er den Pfeilen, die ihn zur Gepäckabfertigung und zu den öffentlichen Verkehrsmitteln führten. Weiter vorne befanden sich mehrere Telefonzellen. Seinen Blick hielt er die ganze Zeit gesenkt, weil er fürchtete, in Augen zu sehen, die vielleicht Unheil verkündeten.
    Endlich hatte er die Telefonzelle erreicht. Er steckte die Münze in den entsprechenden Schlitz, die Flugtasche fest an sich gepreßt.
    »Hallo«, sagte eine Männerstimme. Er war sich nicht sicher, ob es derselbe Mann war, mit dem er in der vergangenen Nacht vom Motel aus gesprochen hatte. Die Verbindung war sehr schlecht gewesen.
    »Hier ist Jordan.«
    »Wir haben auf Ihren Anruf gewartet. Es ist alles geregelt. Wir werden uns in einer Stunde treffen. Greynolds-Park im Norden. Kennen Sie den?«
    »Nein.«
    »Dann hören Sie zu. Am Eingang rechts gibt es einen Teich und einen geraden Weg, der auf ein Gebäude zuläuft. Gehen Sie den Weg bis zur Hälfte entlang. Seitlich einer Wiese und eines anderen Weges befindet sich ein Waldstück. Genau dort lassen wir einen Wagen parken. Die Scheinwerfer werden zweimal aufleuchten. Alles klar?«
    »Natürlich.«
    »Das ist das Zeichen, daß Sie sich gefahrlos nähern können. Wenn die Lichter nicht aufleuchten, bleiben Sie zurück.«
    »Was ist mit Mr. Trelana? Ich würde ihn gerne sprechen.«
    Die Antwort kam zögernd. »Sie können ihn in einer Stunde über ein Telefon im Wagen sprechen. Mehr können wir im Moment nicht für Sie tun.«
    Hoffentlich ist das genug, hätte Drew beinahe gesagt.
    Die Taxifahrt zum Greynolds-Park dauerte länger als erwartet, mindestens zehn Minuten über die zugestandene eine Stunde hinaus. Diese letzten Minuten brachten ihn an den Rand der Verzweiflung. Was, wenn Trelanas Leute wegen seiner Verspätung aus dem Park abziehen würden? Was sollte er dann tun?
    Mit diesen Fragen im Kopf hatte er seine Flugtasche mit dem weißen Pulver im Miami International im Schließfach hinterlegt. Wenn alles gutging, würde er sie ohne Probleme dort wieder abholen. Wenn es nicht gutging …
    Er ließ sich am Parkeingang absetzen und schlenderte am Straßenschild vorbei in den Park hinein. Der Park war auf einem Hangstück angelegt, und Drew war sich sofort bewußt, daß seine Sandalen auf dem Weg zuviel Lärm machten. Deshalb wechselte er auf den grasbewachsenen Mittelstreifen. Der Park war nur durch vereinzelt aufgestellte Laternen beleuchtet, aber der Vollmond glich das aus. Zu seiner Rechten bemerkte er eine Steinmauer, die zum Teich führte. Links unterhalb eines anderen Weges und einer ausgedehnten Grünfläche lag das Waldstück, wo Trelanas Leute hoffentlich noch auf ihn warteten. Drew ging weiter.
    Schritte kamen von irgendwo, und er warf sich zu Boden. Sein Atem stockte. Jemand in dunkler Kleidung, der nicht zu erkennen war, marschierte quer über die Wiese, wobei er nach rechts und links blickte, um offensichtlich etwas oder jemanden zu suchen. Drew blieb, wo er war, erstarrt und unschlüssig, was er als nächstes tun sollte, falls der Typ ihn entdeckte. Er hätte jetzt aufspringen und vom Wagen Hilfe erhoffen können. Nein, das war zu riskant.

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