Der Rat der Zehn
Besser die Zeit in Ruhe verstreichen lassen.
Der Mann war inzwischen auf der anderen Seite der Wiese angelangt, auf halbem Wege zwischen Drew und dem vermuteten Standort von Trelanas Leuten. Verdammt! Aber … Moment mal. Eine der wenigen Lichtquellen erhellte sein Gesicht. Es war ein junger Mann, vielleicht Anfang Zwanzig, der, aus welchem Grund auch immer, durch den Park lief. Er suchte jemanden, ja, aber sicherlich nicht Drew. Und er war kein Profi, sonst hätte er sich nicht so leichtsinnig verhalten. Drew entspannte sich und stand auf.
Der Junge lief weiter quer über den Parallelweg bis zur Grünfläche vor dem Waldstück. Auch Drew bewegte sich weiter vorwärts.
Ein Scheinwerferpaar, das zweimal aufleuchtete, erregte seine Aufmerksamkeit. Der Junge wandte sich ab und versuchte die plötzliche Helligkeit abzuschirmen. Drew hörte das Quietschen sich öffnender Wagentüren. Die denken, daß ich es bin, erkannte er und beschleunigte seine Schritte.
Dann begann die Schießerei, ein paar abgehackte Salven, begleitet von lauten Zwischenrufen. Drew blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihm wurde der Körper des Jungen zurückgeschleudert, als die Kugeln wieder und immer wieder in ihn hineinschlugen. Der Körper zitterte, verrenkte sich.
Drew wollte zurückrennen, als eine Limousine mit noch eingeschaltetem Fernlicht aus dem Waldstück herausfuhr, flankiert von schwerbewaffneten Männern. Sie mußten ihr Werk überprüfen. Die Muskeln in Drews Magen verknoteten sich. Ein Blick auf die Leiche, und sie würden wissen, daß sie den falschen Mann getötet hatten.
Warum das alles? Das waren doch Trelanas Leute. Sie waren angeblich auf seiner Seite. Was war schiefgegangen?
Auf keinen Fall rennen. Ganz ruhig und langsam weitergehen!
Drew drehte sich um und folgte seinem eigenen Befehl. Die Scheinwerferkegel erfaßten ihn genau in dem Moment, als die mit den Waffen fuchtelnden Männer ihren Irrtum erkannten. Auf einen Ruf hin wurde das Feuer wieder eröffnet. Dieses Mal galt es ihm.
Drew rannte los und ließ alle Gedanken an einen gedeckten Rückzug fallen. Wagentüren schlugen zu, und die Limousine schoß kreischend nach vorn. Die Scheinwerfer nagelten ihn fest, und die Schießeisen klickten ununterbrochen. Drews Augen konzentrierten sich auf die Steinmauer, die oberhalb eines Grashanges lag. Dahinter lag der Teich, der ihn möglicherweise in Sicherheit bringen konnte. Er sah keinen anderen Ausweg. Wenigstens bis dahin würde ihm die Limousine nicht folgen können, auch wenn die Kugeln der Männer in dem Auto dies vermochten.
Das Motorgeräusch des großen Wagens röhrte hinter Drew, als er oben ankam. Aber der Weg verengte sich plötzlich und hatte die Schützen wohl ihr Ziel aus den Augen verlieren lassen, denn die Geschosse kamen selbst bei dieser Entfernung nicht näher. Drew hatte die Steinmauer fast erreicht.
Ich schaffe es, dachte er.
Da rutschten ihm die Füße weg. Er fiel zu Boden und rutschte ab, während die Limousine heranröhrte, fast über ihm, eine wütende Bestie, bereit zuzuschlagen.
Drew rappelte sich wieder auf, langte auf die Steinmauer und warf gleichzeitig die Beine hoch. Der Motor der Limousine schüttelte sich, fauchte und spuckte Benzindämpfe aus, als sie das letzte Stück den Grashang hinauf raste.
Drew war oben, nur einen Bruchteil bevor der Kühler in die Steinmauer krachte, so daß das Vorderteil zusammengedrückt wurde und die Insassen durcheinander gewirbelt wurden. Steinbrocken flogen umher und plumpsten ins Wasser, noch bevor Drew hineinsprang. Das Wasser war seicht, aber er hatte Glück und verletzte sich nicht, als er auf dem Grund aufschlug. Vollkommen durchgerüttelt, gelang es ihm dennoch, mit ruhigen Zügen auf das andere Ufer zuzuschwimmen. Er bemühte sich, unter Wasser zu bleiben, und zwang sich, nicht zurückzublicken.
Wenn einer der Killer aus der Limousine ihn sichten würde, wäre Drew ein toter Mann. Warum also an etwas anderes als an das warme, trübe Wasser denken.
Drew schwamm weiter.
24
Elliana erwachte langsam, von einem Hämmern in ihrem Kopf begleitet. Ihr Hirn arbeitete langsam, und sie kämpfte um die Kontrolle ihrer Gedanken und ihrer Erinnerung.
Männer hatten sie gejagt. Sie wurde angeschossen, war in einen tiefen Schacht gefallen und hatte ihrem Verfolger ins Auge gesehen.
Ich muß tot sein, dachte sie.
Aber dann klärte sich ihr Blick, und sie sah eine Gestalt, gekleidet in Schwarz und Weiß, vor dem Bett stehen, in dem sie lag.
»Wir haben
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