Der Rat der Zehn
wird uns nicht noch einmal entkommen.«
»Vielleicht haben Sie aus diesem Grund versäumt, uns Jordans Anwesenheit in Nassau zu melden?«
»Ich hatte keine Ahnung, daß er dort Kontakt mit Ihren Leuten aufnehmen würde. Die Dinge waren unter Kontrolle.«
»Anscheinend nicht. Dort nicht und jetzt auch nicht. Allmählich werde ich Ihrer Versicherungen müde. Inzwischen hat Jordan wahrscheinlich kapiert, was es mit dem Pulver auf sich hat. Wir glauben, daß er jetzt im Besitz einer Probe davon ist.«
»Er weiß nur, was es nicht ist, aber nicht, was es ist, und auch das nur, weil einer Ihrer Männer in Nassau einen Teil davon behalten hat.« Corbano unterbrach sich. »Niemand von uns ist gegen Fehler gefeit. Wir haben unsere Grenzen durch die Leute, die wir beschäftigen.«
»Und ich, so scheint es, habe Grenzen durch Sie. Nachdem ich erfuhr, daß eine der alten Frauen geredet hatte und die DEA dem Ring folgen wollte, entschloß ich mich, den Ring auszulöschen. Diese Aufgabe übertrug ich Ihnen, während ich daran arbeitete, den Plan voranzubringen. Jetzt jedoch erfahre ich nicht nur, daß Jordan immer noch herumläuft, sondern auch der Mann, den er töten sollte.«
»Too-Jay's ging reibungslos über die Bühne.«
»Außer, daß Ihr Mann dort ein Double getötet haben muß, während Trelana davonkam. Ich habe das Band von Jordans Telefongespräch letzte Nacht über die Leitung, die Sie übernommen haben, abgespielt. Er fragte speziell nach Trelana. Offensichtlich war es der Drogenkönig, der ihn aus dem Gefängnis geholt und nach Nassau geschickt hat.«
»Sie sind voneinander abgeschnitten.«
»Nur im Moment. Ich bin besorgt über den möglichen Schaden, den ein Mann mit Trelanas Macht selbst jetzt noch anrichten könnte.«
»Ich werde Trelana erwischen.«
»Nein, Mr. Corbano, wir werden Trelana erwischen. Sie scheinen alle Hände voll mit Jordan zu tun zu haben.« Der Führer machte eine Pause. »Ganz zu schweigen von dieser zusätzlichen Komplikation, von der ich gerade hörte. Ein Fremder stattete gestern einem unserer Bunker einen Besuch ab. Die Beschreibung paßt auf einen Peter Waymann, besser bekannt als der Timberwolf.«
Corbano krümmte sich. »Unmöglich!«
»Ah, ich merke, Sie erinnern sich an den Namen. Ein alter Freund von Ihnen, wie mir gesagt wurde. Und anscheinend auch ein Freund von Jordan.«
»Aber wie und wo …«
»Miami. Wahrscheinlich, bevor die Polizei den jungen Mann aufgriff. Das ist auch egal. Wichtig ist allein, daß der Timberwolf beteiligt ist und noch einen weiteren Aspekt unseres Plans aufgedeckt hat. Der Schaden, den ein derart befähigter Mann uns zufügen könnte, ist unabsehbar.«
»Nein, er ist nur noch eine leere Hülle, ein Schatten. Ich weiß es. Ich habe ihn dazu gemacht.«
»Nicht nach meinen Informationen, die besagen, daß er noch bestens in Form ist. Unsere Leute suchen ihn jetzt, aber seine Einmischung muß als weiterer Fehler von Ihnen gesehen werden.«
Corbano schloß die Augen. Er war Maßregelungen nicht gewöhnt – und noch weniger die Art von Furcht, welche die ungerührte Stimme erzeugen konnte. Er knirschte mit den Zähnen. Er sah sich sprachlos.
»Ich bin gewillt, Ihre Fehler, die Trelana und den Timberwolf betreffen, zu vergessen«, fuhr der Führer fort. »Aber nur, wenn Jordan geschnappt wird, bevor weiterer Schaden angerichtet werden kann. Wenn unsere Anstrengungen, Trelanas Aufenthaltsort ausfindig zu machen, keinen Erfolg haben, dürfte er der einzige sein, der uns weiterhelfen kann.«
»Ich werde ihn schnappen«, versprach Corbano.
Drew war geradewegs zum Miami Airport gegangen, nachdem er aus dem Greynolds-Park geflohen war. Die warme Nachtluft trocknete seine Kleidung gut genug, um damit durchzukommen, und er buchte einen Platz für den nächsten Flug nach Washington, was ihm gerade noch genug Zeit ließ, die Tasche mit dem weißen Pulver vor dem Abflug aus einem Schließfach zu holen.
Da die Verbindung zu Trelana abgerissen war, mußte er versuchen, Pam zu erreichen. Sie war Biochemikerin. Sie konnte für ihn herausfinden, was das weiße Pulver wirklich war. Natürlich, das FBI oder eine ähnliche Behörde konnte die Aufgabe genauso gut erfüllen, aber Drew erinnerte sich an Trelanas Warnung, daß sich die Macht des Feindes überallhin erstreckte – was seiner eigenen Organisation bei Drews Befreiung aus dem Gefängnis gelungen war, bewies zur Genüge, wie das gemeint war.
Drew war nur so lange sicher, wie er in Bewegung blieb.
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