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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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die blutverkrustete Platzwunde berührte. Vorsichtig hob er den Kopf.
    »Ich nehme an, Sie sind Mr.Woodburn«, sagte der Runner.
    Der ältere Mann blickte zuerst ängstlich auf ihn hinunter, dann lächelte er. »Ihren Namen kenne ich leider nicht, Sir. Denn ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
    »Ich heiße Hawkwood.«
    »Nun, Mr. Hawkwood, was führt Sie in meine bescheidene Unterkunft?«
    »Ich habe Sie gesucht«, sagte Hawkwood.
    »Ach, tatsächlich?«, erwiderte der alte Mann.
    »Ich bin einer der Special Constables, ein so genannter Runner.«
    Der Hoffnungsschimmer, der kurz in Woodburns Augen aufflackerte, wich gleich wieder einem Ausdruck der Resignation. Der Uhrmacher musterte Hawkwoods unrasiertes Gesicht, das strähnige Haar, die verdreckte Kleidung, und nickte weise.
    »Nun, ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, mein Junge. Ich wünschte mir allerdings, wir wären uns unter günstigeren Umständen begegnet.« Dann machte er eine einladende Geste. »Setzen Sie sich aufs Bett, damit ich Ihre Kopfwunde begutachten kann. Ich nehme an, Sie sind denselben Grobianen in die Hände gefallen, die mich hier gefangen halten.«
    Während der alte Mann Hawkwood beim Aufstehen half und ihn zum Bett führte, sah sich der Runner um. In dem kleinen Verließ gab es außer einer Pritsche in der Ecke nur noch einen Tisch und einen Stuhl. Auf dem Tisch standen eine Schale, ein Krug und ein Blechbecher, daneben ein Teller mit Brot und Käse, Proviant, den Sparrow in seinem Rucksack gehabt hatte. Durch ein kleines, vergittertes Fenster hoch oben in der gegenüberliegenden Wand fiel ein Sonnenstrahl. Hätte Hawkwood es nicht besser gewusst, wäre er sich wie in einer Zelle in Newgate vorgekommen.
    Josiah Woodburn klopfte auf die Pritsche. »Setzen Sie sich, mein Junge. Setzen Sie sich.«
    Während der Uhrmacher seine Wunde untersuchte, machte sich Hawkwood ein Bild von dessen Zustand. Sein Gesicht war blass, sein Rock und seine Kniehose wirkten zwar ordentlich, waren aber stellenweise schmutzig. Hawkwood erkannte in ihm einen Mann, der auch unter widrigsten Umständen bemüht war, seine Würde und seine Fassung zu bewahren.
    Josiah Woodburn schnalzte mitfühlend mit der Zunge. »Mir scheint, Sie haben schon ein paar Kriege mitgemacht. Aber auch diese Verletzung werden Sie überleben. Es ist nur eine Platzwunde.« Dann tätschelte er väterlich Hawkwoods Knie. »Nun erzählen Sie mal, wie Sie mich gefunden haben.«
    Hawkwood wollte gerade anfangen zu erzählen, als der alte Mann die Hand hob und sagte: »Erst muss ich mich um Archimedes kümmern. Er ist ein Quälgeist, solange er nicht sein Frühstück bekommt.«
    Archimedes? Hawkwood brauchte ein paar Sekunden, bis er begriff, dass die Ratte gemeint war. Das Nagetier saß tatsächlich noch da, zuckte mit den Schnurrhaaren und starrte die beiden Männer keck, mit funkelnden Augen an. Der alte Mann brach ein Stück Käse ab und warf es auf den Boden. Die Ratte sprang hinterher, biss in den Brocken und verschwand damit durch einen schmalen Spalt in einer der Ecken.
    »So«, sagte der Uhrenmacher zufrieden, »jetzt wird sie uns nicht mehr belästigen. Nun erzählen Sie, wie Sie mich gefunden haben. Ist Officer Warlock die Flucht gelungen?«
    Hawkwood fühlte sich, als hätte Reuben Benbow ihm einen Aufwärtshaken verpasst. »Warlock war hier?«, fragte er und starrte den Uhrmacher fassungslos an.
    »Ja, natürlich. Vor seiner Flucht haben wir …«
    Der alte Mann verstummte, als er den Ausdruck in Hawkwoods Gesicht sah.
    Hawkwood fasste sich wieder und hakte nach: »›Vor seiner Flucht‹, was heißt das?«
    Erst als Josiah Woodburn nach Luft schnappte, merkte Hawkwood, dass er dessen Handgelenk mit schmerzhaftem Griff umklammert hatte. Er ließ es sofort los.
    »Aber ich dachte, die Behörden hätten Sie hierher geschickt, nachdem Officer Warlock …«
    »Officer Warlock ist tot«, sagte Hawkwood. »Diese Schufte haben ihn ermordet.«
    Der Uhrmacher fragte entsetzt: »Und wie sind Sie …«
    »Ich glaube, diese Frage sollte ich Ihnen stellen«, entgegnete Hawkwood und wartete geduldig, bis sich Woodburn so weit gefasst hatte, dass er die Geschichte seiner Entführung erzählen konnte. Wie sich herausstellte, war Runner Warlock auf die Spur des Uhrmachers gestoßen, indem er Lord Mandrakes Kutscher befragt hatte. Davor war Warlock von Quigley in Woodburns Werkstatt berichtet worden, er habe den Master in einer Kutsche mit dem Familienwappen Seiner

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