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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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überall entlang des Flusses vom Tower bis Tilbury zu sehen waren.
    Beide Männer griffen gleichzeitig nach den Rudern. »Na, so was«, murmelte Jago leise, als sie sich der Böschung näherten. »Schauen Sie mal da rüber.«
    Ein schmaler Kanal und ein Ladekai trennten das zweistöckige Gebäude von dem angrenzenden Lagerhaus. Am Ende der Fahrrinne, unter einem niedrigen Steinbogen, direkt in Wasserhöhe war das Lagerhaus mit einem robusten Tor versehen.
    Jago grinste. »Ist doch praktisch, oder? Denken Sie dasselbe wie ich?«
    Hawkwood ruderte wortlos weiter zu einer verwitterten Treppe, die zum Kai hinaufführte. Als der Bug des Boots gegen die unterste Stufe stieß, zog er sein Ruder ein und griff nach seiner Jacke. Jago stand auf.
    »Du bleibst hier, Nathaniel!«, befahl Hawkwood.
    »Sagen Sie das noch mal«, murrte Jago.
    Hawkwood drehte sich um, einen Fuß auf dem Dollbord.
    »Ich gehe allein da rein.«
    »Von wegen!«, wehrte sich Jago.
    Als Hawkwood die Treppe betrat, schaukelte das Ruderboot gefährlich. Jago hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten, und fluchte: »Herrgott noch mal!«
    »Du musst hier Stellung halten«, sagte Hawkwood.
    »Und wenn Sie Ärger kriegen?«, fragte Jago wütend. »So, wie letzte Nacht, als Sie sich allein in diesem Rattennest rumgetrieben haben?«
    »Gib mir eine Stunde. Sollte ich bis dahin nicht zurück sein, dann benachrichtige Richter Read.«
    »Und was passiert dann?«
    »Er weiß, was zu tun ist.«
    »Verdammt noch mal«, fluchte Jago wieder. »Sieht so Ihr großartiger Plan aus?«
    »Ja. Es sei denn, du hast einen besseren.«
    Jago starrte den Excaptain noch immer wütend an und schüttelte dann den Kopf. »Im Moment fällt mir keiner ein.«
    Hawkwood griff unter seine Jacke, holte seinen Schlagstock hervor und gab ihn Jago. »Da, nimm den.«
    »Was soll ich denn damit? «
    »Vielleicht brauchst du ihn. Sollte mir etwas passieren, musst du den Richter benachrichtigen. Da könnte er dir ein paar Türen öffnen.«
    Nur widerstrebend nahm Jago den Schlagstock.
    »Verlier ihn nicht«, ermahnte Hawkwood ihn. »Ich habe nur den einen.«
    »Ich steck ihn mir in den Arsch. Da findet ihn keiner.«
    Hawkwood grinste und stieg die Treppe zum Kai hoch. Der Exsergeant sah, wie der Runner sich entfernte, und brummte: »Hoffentlich weißt du, was du tust, du verrückter Hund!«
    Hawkwood hatte zwar kein gutes Gefühl, Jago zurückgelassen zu haben, aber es wäre dumm gewesen, zu zweit in die Höhle des Löwen zu marschieren.
    Weil er keine Zeit gehabt hatte, sich nach dem Treffen mit James Read umzuziehen, fiel er wenigstens in dieser Umgebung nicht auf. Jeder Dockarbeiter würde ihn in diesem Aufzug für einen Veteran halten. Also warf ihm niemand neugierige Blicke zu.
    Nicht viele Männer fanden geregelte Arbeit am Fluss. Die meisten waren Hilfsarbeiter oder Schauerleute, die in den überfüllten, zum Ufer hinunterführenden Gassen wohnten und völlig vom Schiffsverkehr abhängig waren. Das Be- und Entladen der Schiffe war harte Arbeit und erforderte mehr Muskelkraft als Hirn. Doch keiner der Männer beklagte sich, solange er sich damit ein Dach über dem Kopf und das Essen auf dem Tisch leisten konnte.
    Jetzt kam Hawkwood zu einem hohen Stapel Zuckersäcke. Er hievte sich einen davon auf die Schulter und ging einfach weiter. Niemand protestierte. Der Sack eignete sich ausgezeichnet, sein Gesicht dahinter zu verbergen.
    Noch immer hatte er keine Ahnung, wie er sich Zugang zu dem Lagerhaus verschaffen sollte. Er hoffte auf eine günstige Gelegenheit, um sich da irgendwie reinschleichen zu können. In dem Moment entdeckte er ein paar Männer, die vor einer Kneipe herumlungerten. Überall an den Kais gab es vor den Lagerhäusern solche Schnapsbuden. Die Wirte besorgten den Männern nicht nur Alkohol in jeder Form, sondern auch Arbeit auf den Docks. Doch nicht diese Kneipe hatte Hawkwoods Aufmerksamkeit erregt, sondern ein Mann, der eben mit einem Rucksack über der Schulter aus der Tür trat. Das Gesicht kam ihm vage bekannt vor, aber er konnte es nicht einordnen. Dann fiel es ihm wieder ein: Dieser Kerl hatte zusammen mit Scully am Tisch in der Arche Noah gesessen.
    Das kann doch kein Zufall sein, dachte Hawkwood. Es blieb keine Zeit, sich weiter Gedanken darüber zu machen, denn der Mann ging in Richtung Holzplatz. Hawkwood folgte ihm vorsichtig, den Zuckersack noch immer auf der Schulter.
    Einen nervenaufreibenden Augenblick lang glaubte er, der Kerl hätte gemerkt, dass er verfolgt

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