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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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den Frieden in der Welt.«
    »Napoleon ist größenwahnsinnig«, gab Hawkwood zurück und fragte sich gleichzeitig, ob britische Republikaner überhaupt existierten. Und wenn, dann waren sie bestimmt nicht zahlreich genug, um einen Aufruhr oder gar eine Revolution anzuzetteln.
    »Wie viel zahlt er Ihnen?«
    Lee lächelte. »Für die Zerstörung der Thetis? zweihundertfünfzigtausend Francs. Danach kommt es auf die Größe des Schiffs an. Bis zwanzig Kanonen hundertfünfzigtausend Francs; zwanzig bis dreißig Kanonen zweihunderttausend Francs und vierhundertfünfzigtausend Francs für jedes Kriegsschiff mit über dreißig Kanonen. Das reicht für meine bescheidenen Ansprüche.«
    Hawkwood erinnerte sich an die im Amtszimmer der Admiralität genannten Summen, die Fulton, Lees Vorgänger, verlangt hatte. Geld schien keine Rolle bei der Verwirklichung von Napoleons teuflischen Plänen zu spielen.
    »Und wie wollen Sie nach der Zerstörung des Schiffs Ihre Flucht bewerkstelligen?«
    »Ach, das schaffen wir schon, keine Sorge.«
    »Und wie?«
    Lee lächelte selbstgefällig. »Ganz einfach. An der High Bridge liegt eine dänische Brigg vor Anker. Der Kapitän ist ein Sympathisant, wenn auch nicht ganz freiwillig, weil die Froschfresser seine Familie als Geißeln genommen haben. Ich gehöre als Erster Maat zur Mannschaft und Sparrow als Schiffskoch. Die Brigg wird die Narwal aufnehmen wie ein Schwan ihr Küken.« Lee deutete mit dem Daumen nach oben. »Der Kommandoturm wird abmontiert und unter einem Weinfass verborgen an Deck vertäut. Und dann geht’s ab nach Hause. Weiter flussabwärts werfen wir Sie über Bord. Dann sind Sie natürlich tot. Große Aktionen verlangen gewisse Opfer, das verstehen Sie sicherlich.«
    An Selbstvertrauen mangelt es diesem Mann sicher nicht, dachte Hawkwood. Der bittere Geschmack nach Galle sammelte sich in seinem Mund. »Und was geschieht jetzt?«, fragte er.
    Lee hielt seine Taschenuhr unter eines der Bullaugen und las die Zeit ab.
    »Jetzt warten wir«, verkündete er dann.
     
    Jago legte sich trotz seiner schmerzenden Muskeln mächtig in die Ruder. Seit seiner Fahnenflucht hatte er nicht mehr so hart geschuftet.
    Als Sergeant des Rifles Regiments bin ich immer stolz auf meine Kraft und Ausdauer gewesen, aber jetzt bin ich Zivilist, verdammt noch mal!, dachte er wütend. Ich sollte mir Ruhe gönnen und die Früchte meiner Arbeit genießen, anstatt wie ein Wahnsinniger Hirngespinsten hinterherzurennen. Natürlich ist Hawkwood daran schuld. Reichst du dem Mann den kleinen Finger, nimmt er die ganze Hand. Aber wenn ich’s mir recht überlege, so ist der Captain mein einziger Freund. Und in der Armee habe ich gelernt, dass man zu seinen Freunden hält. Wie oft hat Hawkwood mir geholfen? Unzählige Male. Und jetzt steckt der Captain bis zum Hals in Schwierigkeiten. Also helfe ich ihm.
    Jago legte kurz die Ruder nieder, wischte sich den Schweiß von der Stirn, drehte sich um und blickte flussabwärts. Von dem niedrigen Boot aus sah er nichts als über ihm aufragende Schiffsrümpfe. Das Segelboot mit Sparrow an der Ruderpinne war nirgends zu entdecken. Allmählich fragte er sich, ob er einer Halluzination aufgesessen sei. Er fluchte gotterbärmlich. Nein, er war sich ganz sicher, Sparrow gesehen zu haben. Na und? Er wusste nicht einmal, ob Sparrow irgendetwas mit Lee und dessen Unterseeboot am Hut hatte. Andererseits war Sparrow ein Kumpel von Scully gewesen, und selbst dieser dürftige Hinweis auf eine Verbindung zu dem Schurken war verdächtig. Nathaniel Jago folgte fast immer seinem Instinkt. Sollte er sich irren, wollte er jetzt nicht an die Konsequenzen denken.
    Ich weiß, dass du da draußen bist, Sparrow! Ich kann dich riechen. Zeig dich, du verdammter Bastard!
    Plötzlich tat sich zwischen den Schiffen vor ihm eine Lücke auf und gab den Blick flussabwärts frei. Und da entdeckte er in etwa fünfhundert Metern Entfernung das Segelboot. Es hatte nicht viel Fahrt gemacht, seit er es durch das Fernrohr gesehen hatte, und hielt sich dicht am östlichen Ufer der Themse. Dann drehte sich das Heck plötzlich.
    Ein wütender Schrei kam von Jagos Steuerbordseite. Ein schwer beladenes Bumboot war auf Kollisionskurs. Jago ruderte zurück, um das Boot vorbeizulassen.
    »Beweg deinen verdammten Arsch!«, brüllte Jago, als das Boot langsam an ihm vorbeischipperte. Der Steuermann drohte ihm mit der Faust. Als Jago wieder freie Sicht hatte, sah er sich nach dem Segelboot um.
    Wo, zum Teufel, ist es

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