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Der Rattenfänger

Der Rattenfänger

Titel: Der Rattenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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mit ihm. Es hätte auch ein verdammtes Fass gewesen sein können, das da untergegangen ist. Vielleicht haben die beiden Mistschaufler auch etwas anderes gesehen. Wenn es jedoch dieses Unterseeboot war, von dem Sie berichtet haben, dann ist es noch immer da draußen …«
    Jago deutete mit dem Kopf zum Fluss. »Irgendwo.«
    Jetzt starrten die drei Männer ziemlich ratlos über das Wasser, das ihnen plötzlich tiefer, dunkler und bedrohlicher erschien als noch vor ein paar Minuten.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Jago.
    Der Oberste Richter schwieg, und Kommissar Dryden betrachtete nachdenklich seine Schuhe. Jago gefiel nicht, dass die beiden Männer seinem Blick auswichen. »Wir müssen dieses verdammte Ding aufhalten! Was ist mit dem Captain? Was unternehmen wir seinetwegen?«
    James Read starrte weiter über die Themse, als er endlich sagte: »Ich fürchte, Officer Hawkwood ist auf sich allein gestellt. Sollte er an Bord des Unterseeboots sein, können wir nur beten, dass sich ihm eine Gelegenheit bietet, die Aktion zu unterbinden und das Boot in seine Gewalt zu bringen. Wenn nicht, kann ihm niemand helfen.«
    Jago fluchte leise. Diese Worte hatte er nicht hören wollen, obwohl er wusste, dass der Richter Recht hatte. »Und was ist mit der Thetis? Sie haben doch Abfangnetze ausgelegt und Patrouillenboote losgeschickt?«
    James Read drehte sich langsam um und sagte mit unerwarteter Gelassenheit: »Nein, Sergeant. Wir haben weder Netze ausgelegt noch Patrouillenboote ausgesandt.«
    Jago starrte den Richter entsetzt an. »Aber so ungeschützt ist sie dem Untergang geweiht!«
    »Ja, das ist sie, Sergeant.«
    Jagos Blick schweifte zu dem Schiff, er sah die Männer an Deck und die vielen Boote im Hafenbecken. »Oh, verdammt! Was zum Teufel geht hier vor?«
    James Read folgte Jagos Blick, presste die Lippen zusammen und sagte dann: »Wir haben sozusagen ein Ausweichmanöver geplant. Sollte es Officer Hawkwood nicht gelingen, das Unterseeboot unter seine Kontrolle zu bringen, kann William Lee ungehindert das Schiff angreifen.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, rief Jago entsetzt.
    »Ich meine es absolut ernst«, entgegnete James Read gelassen.
    Jago starrte zuerst den Richter und dann den Kommissar an. »Das können Sie nicht zulassen. Sie müssen diesen Bastard aufhalten!«      _
    James Read hob seinen Spazierstock und deutete mit der Spitze in die Runde. »Sehen Sie sich um, Sergeant, und sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    »Was?« Jago blinzelte verständnislos. Er begriff nicht, wie der Richter so kühl und gefasst sein konnte.
    »Sagen Sie mir, was Sie sehen«, wiederholte James Read ruhig.
    Jago schüttelte frustriert den Kopf. Was geht hier vor, fragte er sich verzweifelt. Ein Wahnsinniger wird ein Schiff zerstören, unschuldige Männer werden sterben, und der Richter bittet mich, den Ausblick zu genießen.
    Ja, was sollte er denn sehen?
    An Land fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf. Wie auf jeder Werft herrschte hektisches Treiben. Er entdeckte mehr Marinesoldaten als zu erwarten auf einer Werft, auf der kein Marineposten stationiert war. Die hier Diensthabenden, wie der wachsame Corporal, waren wohl vorübergehend von Woolwich abkommandiert worden. Aber sonst entdeckte er nichts Ungewöhnliches.
    Dann ließ er den Blick über das Hafenbecken schweifen. Da lag das neue Kriegsschiff neben einem abgetakelten, ausrangierten ehemaligen Kriegsschiff vor Anker, das als Unterkunft für Mannschaften, als Magazin oder Werkstatt diente. Der einzige verbliebene Mast mittschiffs diente als Mastkran. Damit wurden Maste auf neu gebaute Schiffe gehievt. Dieses Schiff war das Arbeitspferd der Werft. Es war in einem derart desolaten Zustand, dass es eher wie ein abgetakeltes Kohlenschiff als wie ein ehemaliges Kriegsschiff aussah.
    Weiter flussabwärts lag wie bei allen Werften das Gefangenenschiff, ein ebenfalls ausgemustertes und abgetakeltes altes Segelschiff. Entlang der Schlammzone der Themse bis zur Mündung lagen viele solcher Schiffe, in denen die Marine ihre Kriegsgefangenen unterbrachte. Mit ihren Maststümpfen und der über die verrosteten Relings zum Trocken aufgehängten Wäsche und den fleckigen Laken boten diese Schiffe einen trostlosen Anblick. Geschäftstüchtige Bootsführer organisierten Ausflüge entlang dem Ufer, damit Neugierige den Gefangenen bei den Aushubarbeiten für neue Dockanlagen zusehen konnten.
    Jagos Blick schweifte zur Thetis zurück. Auf Deck sah er nur ein paar Matrosen, eine

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