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Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hill
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unterscheiden. Auf Kommando zu rülpsen war schwerer, ein zweifelhaftes Talent, das sie noch nicht beherrschte. In Wirklichkeit waren Männer nur zu einem gut, zum Kämpfen. Aber dieser Mann ... bei Freya ... dieser Mann war ein Gott in Menschengestalt.
    Sie hatte ihn auf einen der Tische gelegt, solange er noch von dem Stups mit ihrem Schwert in Schlaf versetzt war. Sein Assistent, die arabische Plaudertasche Rashid, war fortgegangen, um Taschen und Truhen mit medizinischen Dingen und Kleidung zu packen, sorgsam beaufsichtigt von Rafn dem Rücksichtslosen, der ihre Truppe leitete. Der Rest ihrer Männer hatte sich in der Halle verteilt, die unbewohnt wirkte, und aß eine Mahlzeit aus kaltem Fleisch, Brot, Obst und Käse.
    Die Bewusstlosigkeit des Arztes gab ihr Gelegenheit, Adam genauer zu betrachten. Er war groß, noch größer als sie, und perfekt gebaut. Auch wenn er nicht die Muskeln eines Kriegers hatte, war er bestens durchtrainiert. Seine Schultern waren breit, die Taille schmal, wenn das eng gegürtete Hemd sie nicht trog. Kurz fragte sie sich, was er wohl unter seiner Kleidung trug - falls überhaupt etwas. Ihre Wangen röteten sich bei der Vorstellung.
    Am meisten zog sein Gesicht sie an. Dicke, schwarze Wimpern säumten seine Augenlider, und das seidige schwarze Haar fiel ihm in sanftem Schwung bis auf die Schultern. Sie erinnerte sich daran, dass seine Augen von einem klaren Blau waren, wie das Wasser der Nordsee an einem Sommertag ... genau wie ihre. Seine Nase war gerade, die Lippen voll, die Wangenknochen hoch und akzentuiert.
    Tyra hatte schon viele gut aussehende Männer gesehen. Wikinger-Männer genossen den Ruf, attraktiver zu sein als die Männer anderer Länder. Aber etwas an diesem Mann berührte sie auf eine Weise, wie sie es noch nie erlebt hatte - und auch nicht erleben wollte. Sie war jetzt fünfundzwanzig Jahre alt und hatte in ihrem Leben keinen Platz für einen Mann. Nicht mehr. Es war ja auch nicht so, dass er gewollt hätte, er sah Frauen wie sie ja nicht einmal an.
    Andererseits hatte er sie angesehen. Tyra hatte es gemerkt. Als sie die Erregung in seinen blauen Augen gesehen hatte, hatte sie eine Spannung verspürt. Jedem anderen, der es gewagt hätte, sie so zu mustern, hätte sie einen Schlag in den Magen verpasst. Sein anerkennender Blick war von der Art, der sonst ihren vier Schwestern zugeworfen wurde, nie ihr. Sie war zu groß, zu ungelenk, zu unweiblich, zu...
    Genug! Dieser Mann ist mir egal, und andere Männer auch. Zumindest in dieser Hinsicht.
    Adam würde bald aus seiner Bewusstlosigkeit erwachen. Und dann war er sicher verteufelt wütend darüber, dass ihn ausgerechnet eine Frau außer Gefecht gesetzt hatte. Besser, sie fesselte ihn jetzt, wo sie noch die Gelegenheit dazu hatte.
    Gerade hatte sie ihm Handgelenke und Fesseln zusammen gebunden, als er die bemerkenswerten Augen aufschlug. Er befreite sich nicht sofort aus seiner unglücklichen Lage auf dem Tisch, aber sie sah an seinen Augen, dass er auf der Hut war.
    »Lady-Krieger, Ihr habt ein großes Problem«, verkündete er dann mit seiner tiefen Stimme.
    Kaum hatte er zu Ende gesprochen, vollführte der Mann - ein Mann, den sie eindeutig unterschätzt hatte - eine Bewegung, die einem hesir alle Ehre gemacht hätte. Er schlang die gefesselten Arme über ihren Kopf und zog sie auf sich. Gleichzeitig drehte er sie herum, sodass sie jetzt diejenige war, die flach auf dem Rücken lag, den Mann Leib an Leib und Schenkel an Schenkel auf sich.
    Ihre Leute rasten mit gezogenen Schwertern herbei, um ihr zu helfen, aber sie gab mit scharfer Stimme den Befehl: »Stehen bleiben!« Ein guter Soldat wusste, wann seine Zeit zum Kämpfen gekommen war, wann er nachgeben sollte und wann sich ergeben. Sie hatte sich für Letzteres entschieden, denn die gefesselten Hände des Arztes lagen so an ihrem Hals, dass seine Daumen an ihre Luftröhre pressten. Ehe noch eine Klinge ihn durchbohrte, konnte er sie erwürgen oder ihr das Genick brechen. Außerdem brauchte sie ihn lebend, wenn ihr Vater gesund werden sollte.
    Wie erniedrigend, dass er sie so erwischt hatte. Dabei war er noch nicht einmal ein Krieger, wie sie es war.
    Er beugte sich so nahe über sie, dass seine Lippen fast die ihren berührten. »Sagt Euren Männern, dass sie in den Hof gehen und dort auf Euch warten sollen. Befehlt ihnen, dass sie ihre Waffen einstecken ... wir werden uns nur ein bisschen unterhalten.«
    »Hör auf, mich zu würgen, du sächsische Made«, keuchte

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