Der Raub des Wikingers
hast einen Mann getötet, weil er dir im Weg stand?«
»Und weil er mich ausgelacht hat.«
»Erinnere mich daran, dass ich dich nie auslache«, erwiderte er und tat es dann. Er lachte sie aus.
Sie versteifte sich, was sie noch enger an ihn drückte. Er spürte ihren Körper von den Brustspitzen bis zum Schoß. »Ich kann es kaum erwarten, mit dir zu schlafen«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Du gehst zu weit, Angelsachse«, zischte sie zurück. Sie konnte nicht wissen, wie erotisch ihr Atem in seinem Ohr wirkte. Erwünschte, sie würde auch die Zungenspitze dort eintauchen.
Sie schnaubte, als wenn sie seine Gedanken gelesen hätte.
Auch das fühlte sich gut an.
»Genug von dem Unsinn!«, erklärte er schließlich.
»Ich stimme zu. Lass mich los.«
Er nickte. Er wollte sie los lassen, damit ihre Hände über seinen Körper gleiten konnten, so wie er es mit ihrem vorhatte. »Lass uns erst eine Übereinkunft treffen. Ich werde mein Haus nicht verlassen, aber du bist willkommen, so lange du willst. Keine Strafe.« Das ist doch sehr großzügig von mir, dachte er. Aber er wollte sie heute Nacht in seinem Bett haben. »Nun?« Sein Griff um ihren Hals wurde fester. Er wollte sie erst loslassen, wenn sie ihm ihr Wort gegeben hatte.
Sie knirschte mit den Zähnen und murmelte etwas, das wie »Kröte« klang.
»Was hast du gesagt?«
»Nöte. Ich sagte, dein Gewicht macht mir Nöte.«
Er lächelte, denn er wusste, dass sein Gewicht ihr gar nicht so unlieb war.
»Du verschlägst mir den Atem«, ließ er sie wissen. Frauen gefiel es zu wissen, wenn sie bei einem Mann ankamen.
»Du nimmst mir den Atem!«, erwiderte sie.
Die Frau war reichlich unhöflich, aber dafür hatte sie andere Vorzüge, die diesen Mangel wieder ausglichen. Er würde ihr ein charmantes Auftreten schon beibringen, das war eine Kunst, die er bereits in jungen Jahren erlernt hatte. Sie reagierte sicher so übel gelaunt, weil sie den Umstand verbergen wollte, dass sie genau so erregt war wie er, obwohl sie noch Jungfrau war, was er bei ihrem fortgeschrittenen Alter kaum glauben konnte.
»Versprich es, und du bist frei«, wiederholte er.
Ihre einzige Antwort war, dass sie die Hüften hochhob und sich hin und her warf.
Adam bekam eine Gänsehaut und spürte, wie das Blut ihm in alle wichtigen Körperteile strömte. Seine Lust, als sie sich an ihm rieb, war so groß, dass er am liebsten aufgestöhnt hätte. »Versprich es«, bettelte er fast.
Sie bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, dass er näher kommen solle, dann flüsterte sie ihm ins Ohr: »Es gibt ein Spiel bei euch Angelsachsen, das ihr bei Hofe spielt. Es heißt Schach. Kannst du Schach spielen?«
Er nickte verwirrt und konnte vor Erregung kaum noch klar denken. »Ja, ich kenne das Spiel, aber was hat Schach mit uns zu tun ?«
»Wenn du das Spiel kennst, wirst du wissen, was das hier bedeutet: Schach und Matt«, jubelte sie.
Zu spät bemerkte er die scharfe Klinge in ihrer Hand, die sie an seinen Hals presste, sodass bereits Blut zu fließen begann. »Eine falsche Bewegung, Angelsachse, und du bist tot.«
Sah ganz so aus, als würde er nun doch nach Norwegen gehen.
Zwei Tage später, irgendwo auf der Nordsee
Wenn er es genau bedachte, entschied Adam, war das Mädchen doch nicht so attraktiv.
Wenn man zweieinhalb Tage an den Mast eines schwankenden Schiffes gebunden war, war es noch untertrieben zu sagen, dass sich ihm bei dem Gedanken an Tyra der Magen umdrehte. Was die Sache noch schlimmer machte, war, dass die Wikinger-Frau ihn jeden Abend losband und über die Schulter gelegt an Land trug, wo das Nachtlager aufgeschlagen wurde. Wenn sein Kopf rhythmisch gegen den Rücken des Mädchens schlug, konnte er sich entschieden gar nicht für die Frau begeistern ... auch wenn es ein schöner Rücken war.
Trotz aller guten Vorsätze - und seines Mangels an Begeisterung für sie - musste er doch anerkennen, dass sie und ihre Krieger ausgezeichnete Seeleute waren. Er befand sich auf dem einen Langboot, Rashid auf dem anderen, und jedes Boot war mit sechsundfünfzig Wikingern besetzt. Ruderbänke gab es nicht, sondern je achtundzwanzig Mann saßen auf ihren Seekisten und ruderten von dort aus. Die anderen achtundzwanzig lösten sie ab, wenn sie ermüdeten. Die Schilde waren an der äußeren Bordwand aufgehängt, zum einen um sie zu zeigen, zum anderen dienten sie als Schutz vor feindlichen Pfeilen. An den Masten flatterten quadratische Segel mit roten und weißen Streifen. In der Mitte
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